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LEBENSRETTUNG

Nach Starkstromschlag waren 62% Körperfläche verbrannt: Freunde & Familie spenden Haut für Hamed!

HUMANITÄT. Hamed sind bei einem Arbeitsunfall 62 % der Haut verbrannt und Anđela hat ihm 15 % gespendet, damit er überlebt. (FOTO: KOSMO)

Wenn ein Organ im menschlichen Körper versagt und herkömmliche Behandlungsmethoden keine Hoffnung auf Heilung bieten, ist eine Transplantation die einzige Lösung. Der Wettlauf gegen die Zeit ist schrecklich und häufig liegt die einzige Hoffnung in einem Spender. Glücklicherweise gibt es Menschen, die helfen…

Österreich ist Mitglied von Eurotransplant und das Gesetz über Transplantationen ist so, dass der Erhalt eines neuen Organs sicher ist, wenn dafür die medizinische Indikation besteht. Natürlich kann die Bürokratie manchmal langsam sein oder man muss einfach länger auf ein passendes Organ warten. Leider ist das alles in den Ländern des Westbalkans viel schwerer, denn die Menschen haben sich viel weniger mit Organspenden auseinandergesetzt und haben aufgrund mangelnder Information auch mehr Angst.

Wenn die nächsten Angehörigen aus berechtigten Gründen kein Organ spenden können und kein Geld für eine Behandlung im Ausland vorhanden ist, ist der Patient zur Dialyse verurteilt, sofern es um die Nieren geht, oder zum schnellen Sterben, wenn es sich um die Leber oder um Haut handelt. Bei den Recherchen zu diesem Thema ist KOSMO jedoch auf strahlende Beispiele von Humanität und Menschlichkeit gestoßen.

Alle Transplantationspatienten, mit denen wir gesprochen haben, sind ebenso wie auch ihre Retter sehr jung, und dass das menschliche Engagement keine Grenzen kennt, zeigt auch die Tatsache, dass die Organspender und die Empfänger aus unseren Geschichten nicht miteinander verwandt waren.

Anđela Lukačević (23) und Hamed Hasanović (28)

Ende Juli dieses Jahres arbeitete der junge Eisenbieger Hamed Hasanović aus Bijelo Polje an einem Teilstück der Autobahn Bar – Boljari in der Nähe von Podgorica. Als er einen langen Metalldraht über die Gleise trug, erhielt er einen Starkstromschlag und ging in Flammen auf. Er wurde sofort in das Klinikzentrum von Montenegro gebracht, wo festgestellt wurde, dass 62 % der Haut verbrannt waren.

HUMANITÄT. Hamed sind bei einem Arbeitsunfall 62 % der Haut verbrannt und Anđela hat ihm 15 % gespendet, damit er überlebt. (FOTO: KOSMO)

„Ich erinnere mich nicht an den Unfall, alles ist wie von einem dunklen Schleier bedeckt. Aus Erzählungen weiß ich, dass sie mich von Podgorica nach Belgrad verlegt haben, wo ich die folgenden 20 Tage geschlafen habe. Ich war in Lebensgefahr, aber gute Menschen haben mich gerettet. Anđela Lukačević, mein Kollege Rafet Fejzić, mein Onkel und mein Bruder. Sie alle haben Haut gespendet, damit ich am Leben bleibe, und ich bin ihnen unendlich dankbar. Heute ist Anđela, die eine langjährige Freundin meiner Frau ist, die Tante meiner Tochter und Mitglied meiner Familie. Ich bin sicher, dass ich genauso reagiert hätte, aber heute gibt es nur wenige Menschen, die einen Teil ihres Körpers hergeben würden und sich bewusst zu Narben und Schmerzen verurteilen. Ich werde niemals vergessen, dass ich dank menschlicher Güte überlebt habe“, sagt Hamed, der sich bei seiner Frau Elma und seinem siebenjährigen Töchterchen Emina von dem Unfall erholt hat, gegenüber KOSMO.

Anđela Lukačević hatte sofort seine Frau angerufen, um sich zu erkundigen, ob und wie sie helfen könnte. Die Antwort war, dass er Blut und Haut für eine Transplantation benötigte.

„Da ich kurz zuvor freiwillig Blut gespendet hatte, war diese Option ausgeschlossen, aber ich wusste im selben Moment, dass ich dem Mann meiner Schwester einen Teil meiner Haut spenden würde. Ich bin zu den nötigen ärztlichen Untersuchungen gegangen und erst anschließend habe ich meine Eltern über meine Absicht informiert. Sie waren besorgt, aber sie haben mich nicht verunsichert und ich war sehr schnell schon in der Belgrader Klinik. Die Haut haben sie von meinen Oberschenkeln genommen, daher hatte ich die ersten Tage lang Beschwerden bei Bewegungen, aber all das ist unwichtig angesichts des Gedankens, dass ich einem Menschen helfe zu überleben“, erzählt uns Anđela voller Enthusiasmus in der Stimme. Heute hat dieses junge Mädchen Narben an den Beinen. Aber darüber macht sie sich keine Gedanken, denn sie weiß, dass sie das Richtige getan hat. Unterstützung erhielt sie auch von ihrem Freund Danilo Rašević.

„Mit Elma und Hamed werde ich mein Leben lang verbunden sein. Um ehrlich zu sein, brauchte ich, als all das geschah, keinen Medienrummel, vor allem wegen der religiösen Zugehörigkeit meiner Freunde nicht. Sie sind gute Menschen und das ist mir am wichtigsten. Nationale und religiöse Trennungen interessieren mich nicht“, betont das humane Mädchen aus Montenegro.

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.