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MARGARETEN

Vom Hausbesorgerkind zur Bezirksvorsteherin: Grätzltour mit Silvia Janković

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Foto: zVg

Silvia Janković ist seit 26 Jahren Margaretnerin.

Aufgewachsen in einer serbischen Hausbesorgerfamilie im Franz-Domes-Hof am Margaretengürtel, weiß Janković (36) aus erster Hand, wie das Leben im Gemeindebau aussieht. „Als Hausbesorgerkind lernst du, wie wichtig der soziale Zusammenhalt und der Frieden im Haus ist. Wie wichtig das Füreinander-da-sein ist. Und wie leicht man Konflikte vermeiden kann, indem man gemeinsam oft einfach nur offen ausspricht, was einen stört“, sagt Silvia, als wir sie im Margaretner Cafe Illy in der Fendigasse treffen.

Die SPÖ-Politikerin, die als Spitzenkandidatin im Herbst erste Bezirksvorsteherin aus unserer Community werden könnte, ist gerade wieder auf „Grätzltour“. „Viele im Bezirk kenne ich seit klein auf, aber ich will die Zeit jetzt nützen und umso mehr Menschen, Kleinunternehmer, Gastronomen, Jugendliche, Parkbesucher treffen und mich über ihre Wünsche an die Politik informieren“, sagt Janković, über deren Besuch sich auch der Kaffehausbesitzer Alan Vučković freut. Man unterhält sich über kommunale Themen wie die Neugestaltung der Reinprechtsdorfer Straße, aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen der „Corona-Zeit“.

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Silvia Janković auf Grätzltour im Gespräch mit Kaffehausbesitzer Alan Vučković und Bezirksrätin Arijana Šegalo. Foto: Petar Rosandić (KOSMO)

Nachbarschaftshilfe Margareten
Eine Zeit, die Janković selbst nicht für eine Auszeit nutzte. Im Gegenteil: Sie startete am Anfang der Krise die „Nachbarschaftshilfe Margareten“, die im Bezirk eine enorme Welle der Solidarität auslöste. Einerseits halfen jüngere Menschen PensionistInnen, andererseits holten sich Kleinunternehmer Informationen, wie sie was und bei welchen Ämtern einreichen sollten, um effektive Hilfe zu bekommen. „Ich war selber überrascht, dass das so gut ankommen wird. Diesen Zusammenhalt in Margareten zu fördern – das wird eine meiner wichtigsten Aufgaben“, sagt Janković, die ihren Arbeitsplatz in der Verwaltung der Universität Wien bald mit dem Amtshaus auf der Schönbrunnerstraße tauschen wird.

„Ich glaube, dass Silvia den Job als Bezirksvorsteherin gut machen wird. Sie ist bodenständig und so habe ich sie auch kennengelernt. Besonders freue ich mich, dass sie definitiv das Zeug dazu hat, unsere Community in ein gutes Licht zu rücken“, erzählt uns Kaffehaus-Besitzer Vučković, der zugleich Präsident der Frauenabteilung des Margaretner Handballklubs „Fivers“ ist. Auch die zukünftige Bezirksvorsteherin wird bei den nächsten Spielen vorbeischauen, um den Margaretner Handballerinnen den Rücken zu stärken.

Vom Altersheim bis zum Jugendzentrum
Egal ob im Pensionistenheim „Haus Margareten“, im Obdachlosenheim „Neunerhaus“, in den Jugendzentren oder im Park: Janković ist überall präsent. „Bei der Umgestaltung von einigen Parks werden wir die Vorschläge der BürgerInnen, die wir bei der Grätzltour bekommen haben, einfließen lassen. Ebenso will ich das Kinder- und Jugendparlament weiterführen“, sagt Janković. „Silvia liegt sehr viel am direkten Kontakt mit den Menschen. Dieses Gehör für die Leute macht sie nicht nur als Politikerin, sondern auch als Mensch aus“, sagt Bezirksrätin Arijana Šegalo, Jugendbeauftragte im Bezirk. Dass sie schnell einen Draht zu den Passanten findet und Sympathien gewinnen kann, zeigt sie einige Minuten später in der Schönbrunnerstraße. Dort macht ein junges Team mit Aufstellern, Musikanlage und viel Infomaterial für die Kandidatin Stimmung, aber ebenso auch SPÖ-Bezirkschef Stephan Auer-Stüger, der gerade von einer Landtagssitzung kommt.

Gemeindebau-Credibility
Der Abend endet für das „Team Janković“ schließlich am Würstelstand auf der Pilgrambrücke, der seit 30 Jahren von einem Margaretner Unikat geführt wird: Radi mit Wurzeln in Kragujevac, Serbien. Gekommen ist auch Menschenrechtsaktivist und Rapper Petar Rosandić – Kid Pex, der auf der anderen Seite der Brücke – in Mariahilf – aufgewachsen ist. Er erzählt, dass Jankovic sein mit dem Ute-Bock-Preis vor kurzem gekröntes Projekt „SOS Balkanroute“ von Anfang an unterstützt hat. „Als wir in Margareten, im Verein Boem, die ersten Sachspenden für die Geflüchteten auf der Balkanroute gesammelt haben, waren sie und Bezirksrätin Šegalo gleich da, um zu helfen, Spenden zu bringen und Menschen zu mobilisieren“, erzählt der Rapper.

„Silvia verkörpert für viele in unserer Community eine Politikerin, die eine authentische Lebensgeschichte und eine Gemeindebau-Credibility mit sich bringt. Ich hoffe stark, dass die Ex-Yu-Community in Wien sich bald damit rühmen kann, eine Bezirksvorsteherin zu haben, deren Leben für so viele aus unserer Community beispielhaft ist. Es braucht uns mehr in der Politik“, ist nicht nur Kid Pex überzeugt.  

Tatsächlich: Liest man die Eckdaten ihrer Biographie, könnte man meinen, dass sie bald zum Vorzeigebeispiel für das rote Wien der Gegenwart wird, vor allem wenn es um Menschen mit Migrationshintergrund und politische Partizipation geht. Mit zwei fertigen Studien und einem Master-Abschluss hat Janković den Sprung vom Gastarbeiterkind zur Universitätsbank geschafft. „Das war nicht selbstverständlich für uns. Und das verdanke ich auch den Möglichkeiten, die das rote Wien einem bietet. Diese Möglichkeiten will ich auch heutigen Jugendlichen aufzeigen. Wir müssen den Menschen Halt und eine Perspektive geben“, ist Janković, die Tochter eines penisonierten MA48-Angestellten und einer serbischen Hausbesorgerin, überzeugt.

Auf der Landesliste der SPÖ für die Gemeinderatswahl findet man unter den ersten hundert KandidatInnen keine/n Kandidat/in mit Wurzeln aus unserer Community. In Margareten ticken die Uhren jedoch anders: Hier könnte Janković bald Geschichte schreiben und die erste Bezirksvorsteherin mit einem ić-Nachnamen werden. Das wäre zweifellos auch ein starkes und gutes Signal für unsere Community. Und zwar nicht nur kommunalpolitisch.