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SCHARFE KRITIK

80 statt 72 Stunden: REWE-Filialen sollen länger offen bleiben

(FOTO: iStock/Umut Tolga Pehlivan/Bildpoet/Artur Reznik)
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Ein Hauch von Modernisierung weht durch die Handelslandschaft Österreichs: Marcel Haraszti, Oberhaupt von Rewe Österreich und damit verantwortlich für Ketten wie Billa und Bipa, setzt sich vehement für eine Erweiterung der wöchentlichen Ladenöffnungszeiten ein. Statt der aktuellen Grenze von 72 Stunden pro Woche möchte Haraszti eine Anhebung auf 80 Stunden erreichen, verteilt auf Montag bis Samstag. Dies würde den Filialen mehr Spielraum bieten, um auf die geänderten Verbrauchergewohnheiten zu reagieren.

Haraszti bezeichnet das derzeitige Öffnungszeitengesetz als „sehr nostalgisches Gesetz“ und verweist auf die Evolution des Kundenverhaltens im Zeitalter der Digitalisierung und Flexibilität. Er untermauert seine Forderung nach ausgedehnten Ladenöffnungszeiten mit dem betriebswirtschaftlichen Erfolg des Konzerns: Die deutsche Rewe-Gruppe konnte ihren Brutto-Gesamtumsatz in Österreich im vergangenen Jahr um beträchtliche 9,6 Prozent steigern. Eine Summe von 10,45 Milliarden Euro spricht für sich, ebenso der Zuwachs an Beschäftigten auf über 47.000 und die fast 2.500 Filialen im Land.

Sonntags geschlossen

Gleichzeitig macht Haraszti deutlich, dass der Sonntag als Ruhetag erhalten bleiben soll. Trotz seiner progressiven Ansichten zur Öffnungszeit an Werktagen hält er an der traditionellen österreichischen Familienzeit fest und grenzt sich damit von Forderungen nach einer Liberalisierung der Sonntagsöffnung ab.

Obwohl Rewe den Titel der Marktführerschaft im Lebensmittelhandel an Spar abtreten musste, zeigt sich Haraszti zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Rewe seinen Marktanteil leicht steigern, ein Erfolg, der durch eine Fokussierung auf Kundenzufriedenheit statt rein quantitativer Marktanteile erzielt wurde. Die Schließung unrentabler Märkte wurde dabei als eine taktische Maßnahme zur Sicherung von Qualität und Wachstum angesehen.

Im Bereich des Onlinehandels betrachtet Haraszti das Engagement als unverzichtbar, selbst wenn sich derzeit noch keine bedeutenden Gewinne abzeichnen. Billa beansprucht die Führungsposition im österreichischen Online-Lebensmittelmarkt, ein Indikator für langfristig angelegte Strategien.

Angesichts der Inflation rückt Rewe von seinem Plan ab, Rabattaktionen einzuschränken. Das Unternehmen verstärkt stattdessen seine Angebote und sieht im Moment keinen Spielraum für eine Reduktion derartiger Verkaufsanreize. Haraszti hält fest, dass die Preisnachlässe für über 1.000 Artikel und der gesteigerte Anteil an Aktionen essenziell sind, um den Konsumenten in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten entgegenzukommen.

Scharfe Kritik

Abschließend positioniert sich Haraszti kritisch gegenüber dem Arbeiterkammer-Preismonitor, der seiner Meinung nach die hochpreisigen Aktionen in Österreich nicht hinreichend berücksichtigt. Er betont, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis für die österreichischen Kunden unter Einbeziehung dieser Rabatte überaus attraktiv sei.