Start Aktuelle Ausgabe
REPORTAGE

Božidar Spasić: „Ich war ein jugoslawischer Agent“

NEUE ZEIT. „Es gab unter den Terroristen Leute, die heute Auszeichnungen erhalten und hohe Positionen innehaben, aber damals im Ausland Morde an unseren Landsleuten planten. Über ihre Pläne waren wir informiert.“ (FOTO: Zoran Lončarević)

Das Ende der Karriere
Božidar Spasić war bis Oktober 1993 aktiv, als er per Post seine Entlassung erhielt. Er glaubt, dass ihn Jovica Stanišić bzw. der serbische Nachrichtendienst entlassen hat. Seitdem ist er in der Öffentlichkeit sehr aktiv, was für einen Mann seines Profils vielleicht ein bisschen ungewöhnlich ist.

„In diesem Jahr, 1993, fühlte ich mich bedroht, denn die Morde begannen. Dutzende Polizisten wurden in Serbien liquidiert und ich spürte, dass mich dasselbe erwartete, wenn ich nicht an die Öffentlichkeit gehen würde. Alle 15 Tage schrieb ich Slobodan Milošević Briefe, in denen ich betonte: ‚Bitte bringen Sie die Bande von Jovica Stanišić unter Kontrolle, denn sie plant, mich zu ermorden. Diesen Brief hat auch meine Familie und wenn mir etwas passiert, werden Sie dafür die Verantwortung tragen.‘ Die einzige Art, mich zu schützen, war eine deutliche Präsenz in der Öffentlichkeit.“

BEDROHT. „Alle fünfzehn Tage schrieb ich Slobodan Milošević Briefe.“

Bis zum Beginn des Prozesses gegen Perković und Mustač reiste Božidar Spasić frei durch die Welt. Aber dann…
„Aus Deutschland kam über einen Text im Internet die Warnung, nicht mehr zu reisen. Über Kontakte mit rumänischen Diplomaten prüfte ich, ob ein Haftbefehl gegen mich bestand, aber es wurde mir versichert, dass das nicht der Fall war. Dennoch traue ich niemandem und reise nicht mehr. Ich bin ein wenig traurig, denn ich war besonders gerne in Österreich und Deutschland, dort habe ich mich wirklich wohlgefühlt. Am schlimmsten ist es für mich, dass ich nicht nach Montenegro ans Meer fahren kann. Aber sie würden mich dort verhaften. Darum bleibe ich hier, denn Serbien ist ein weites Feld.“

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.