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STUDIE

Coronavirus: Nicht jeder Infizierte hat Antikörper

Symbolbild (FOTO: iStockphoto)

Eine CoV-Antikörperstudie in Reichenau an der Rax (NÖ) kam zu einem spannenden Ergebnis: Nur zwei Drittel der Corona-Infizierten haben auch Antikörper entwickelt.

Die Gemeinde Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen) war zu Beginn der Coronavirus-Pandemie besonders stark betroffen. Etwa 70 Menschen waren hier im Frühjahr mit dem Coronavirus infiziert, 260 Menschen befanden sich zeitweise gleichzeitig in Quarantäne. Eine Antikörperstudie sollte klären, wie viele Menschen dort tatsächlich mit dem Virus infiziert waren und wie groß der Anteil der nicht entdeckten Infektionen ist.

Die Studie, die im Juni durchgeführt wurde, brachte gleich zwei spannende Ergebnisse: Einerseits haben nicht alle offiziell bekannten Corona-Infizierten Antikörper entwickelt, sondern nur zwei Drittel der Betroffenen. Andererseits hatten deutlich mehr Bewohner der Gemeinde Antikörper als Infizierte bekannt waren. Insgesamt nahmen 1.824 Menschen an der Studie teil, darunter auch 49 in der Vergangenheit positiv auf das Coronavirus getestete Personen mit Hauptwohnsitz in Reichenau. Dabei wiesen nur 35 von ihnen auch Antikörper auf.

Kaum Antikörper bei 15- bis 40-Jährigen
„Die Altersgruppe zwischen 15 und 40 hat fast keine oder nur sehr wenig Antikörper gebildet“, so Landessanitätsdirektorin Irmgard Lechner. Das hänge auch damit zusammen, dass es in diesem Alter meist einen milden Verlauf gebe. Dass viele gar keine Antikörper hätten, sei aber dennoch überraschend. Der Bürgermeister von Reichenau an der Rax, Johann Döller (ÖVP) unterstrich jedoch: „Wenn man einen positiven PCR-Test hatte, ist man nicht ‚safe‘“. Da nicht alle Infizierten Antikörper gebildet hatten, würde das nämlich auch bedeuten, dass man sich theoretisch erneut anstecken könnte.

Durchseuchungsrate höher als Rate der Infizierten
In Summe zeigte sich: Mehr Bewohner der Gemeinde hatten Antikörper, als offiziell Infizierte bekannt waren. „Setzt man die bekannten PCR-getesteten Personen zu allen Personen in Relation, so ermittelt man einen Anteil von Erkrankten von 2,8%. Nimmt man hingegen alle positiv auf Antikörper getesteten, so steigt der Anteil der Erkrankten auf 6,5%“, heißt es in der Studie. Konkret bedeutet das: Mehr als sechs Prozent der Reichenauer waren mit dem Virus in Kontakt – mehr als die Hälfte von ihnen, ohne es zu bemerken.

„Husten häufigstes Symptom“
Die Studie ist aber auch aus einem anderen Grund interessant, da sie neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Symptome einer Coronavirus-Infektion gebracht hat: „Als häufigste Symptome wurden von PCR-Positiven Husten, Müdigkeit, Verlust des Geschmacks- und Geruchssinnes sowie Fieber angegeben“, heißt es bei der Präsentation der Studienergebnisse. Etwa zwölf Prozent der bereits zuvor positiv getesteten Personen hätten keine Symptome gehabt, heißt es in der Studie. Bei jenen, bei denen Antikörper nachgewiesen wurden, waren es etwa 65 Prozent.

Darüber hinaus habe die Studie auch gezeigt, dass Schnupfen „nicht das Leitsymptom einer Covid-Erkrankung ist“, so die Landessanitätsdirektorin. Das sei gerade jetzt im Herbst in Hinblick auf Schulen und Kindergärten eine gute Aussage: „Das heißt, man kann guten Gewissens sagen, dass leicht verschnupfte Kinder, die kein Fieber haben, wahrscheinlich nicht Covid-erkrankt sind. Damit kann man die Eltern beruhigen.“ In die Schule und in den Kindergarten sollten sie aber trotzdem nicht gehen.