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6. FEBRUAR

Erdbeben-Gedenktag: 60.000 Tote in Syrien & Türkei

TUERKEI_ERDBEBEN
(FOTO: EPA/Deniz Tekin)

Fast 60.000 Tote, hunderttausende Verletzte und Obdachlose – vor einem Jahr bebte die Erde in der Türkei und Syrien. World Vision, eine der größten Hilfsorganisationen weltweit, war bereits in der Region und konnte damit sofort mit der Nothilfe starten. Seitdem hat das Kinderhilfswerk rund 1,9 Millionen Menschen unterstützt. Doch auch ein Jahr danach bestimmen Armut, Kälte und sogar Gewalt das Leben vieler Menschen in der Region. Vor allem Frauen und Kinder in Syrien brauchen dringend weitere Unterstützung, die Mittel dafür sind derzeit nicht ausreichend.

Die 28-jährige Amal erinnert sich mit Schrecken an die Nacht des 6. Februars vor einem Jahr: „Ich bin von den starken Erdstößen aufgewacht. Mir bot sich ein herzzerreißender Anblick. Die Straßen, in denen ich aufwuchs, spielte und lachte, lagen vor mir wie eine gespenstische Einöde aus Trümmern und Verzweiflung. Die Stadt, die ich mir als perfekten Ort vorgestellt hatte, um mein ungeborenes Kind aufzuziehen, war erbarmungslos auseinandergerissen worden. Meine Träume wurden in eine Million Trümmer zerschlagen.“

Kälte und mangelnder Hygiene

Ein Jahr nach dem Beben stehen viele Menschen in der vom Bürgerkrieg ohnehin schon gezeichneten Region in Nordwest-Syrien noch immer vor großen Herausforderungen. Da weiterhin viele Häuser beschädigt sind, leiden sie unter Kälte und mangelnder Hygiene. Zudem setzt das Leben in überfüllten Camps und Notunterkünften gerade Frauen und Kinder vielen Gefahren aus. Erste Anzeichen für Überschwemmungen und Stürme in diesem Jahr deuten auf einen bevorstehenden strengen Winter hin, der die Notlage noch verschlimmern könnte.

überfüllte Camps

Vor allem für die Menschen im Nordwesten Syriens sind nun weitere internationale Hilfsgelder unbedingt erforderlich. Mehr als 800.000 leben in Zelten, viele schon seit Jahren. Die Camps sind überfüllt. Die Gesundheit der Menschen ist gefährdet. Schon im vergangenen Winter sind viele Zelte durch Feuer, Stürme und Überschwemmungen zerstört worden. Obwohl nun wieder ein harter Winter bevorsteht, sind derzeit nur 30 Prozent der erforderlichen Hilfsgelder gesichert.

„Nach 13 Jahren Bürgerkrieg und dem schweren Erdbeben droht die Versorgung der Menschen mit Hilfsmitteln in Nordwest-Syrien außer Kontrolle zu geraten. Die Lage ist heute kritischer denn je, die Welt kann es sich nicht leisten, das Leid in dieser Region zu ignorieren“, betont der Leiter der Syrien-Hilfe von World Vision, Emmanuel Isch.

World Vision ist schon seit 2011 in Syrien aktiv und konnte nach den Beben schnell und unbürokratisch mit Hilfsmaßnahmen für die Überlebenden beginnen. Zunächst stand die Versorgung mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Medizin und Decken im Vordergrund, ebenso wie Materialien für den Bau von Notunterkünften. Besonderes Augenmerk wurde in der Folge auch auf die medizinische und psychosoziale Betreuung von Kindern gelegt.