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GASTARBAJTERI

Geschichte kennen, Zukunft verstehen!

Lokalverbot für jugoslawische Migrant_innen, 1970 Schenkung des Dachverbandes für serbische Vereine in Wien, 2015 Foto: Jovan Ritopečki

Im Wien Museum wurde Mitte dieser Woche die Ausstellung über Arbeitsmigration aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei eröffnet.

Unter dem Titel „Geteilte Geschichte“ erwartet die Besucher eine Ausstellung, die auf Basis von Objekten und Materialen aufgebaut ist, die im Zuge des Projekts „Migration Sammeln“ (2015/16) gesammelt wurden. Die Ausstellung gibt auf dieser Art und Weise persönliche Einblicke in den Alltag der damaligen Gastarbeiter, sei es am Arbeitsplatz, in der Schule oder in der Freizeit. „Migrationsgeschichte wird so als Teil der Wiener Stadtgeschichte lesbar und begreifbar“, betonen dabei Kuratoren Vida Bakondy und Gerhard Milchram.

700 Objekte aus der Gastarbeiter-Zeit
Viele der Schenker von Objekten für die Ausstellung sind zugleich auch die ProtagonistInnen der Ausstellung: Das manifestiert sich vor allem in den privaten Fotos, Briefen und Musikstücken, die über das Alltags- und das sehr lebendige Vereinsleben der damaligen MigrantInnen erzählen. Unter den insgesamt 700 Objekten, die in der Ausstellung gezeigt werden, findet man unter anderem die Schreibmaschine aus dem Büro des damaligen größten jugoslawischen Dachvereins „Jedinstvo“. „Die Schreibmaschine war unglaublich wichtig. Eine Erleichterung, vor allem für die Anträge unserer Landsleute um hier weiter arbeiten, wohnen und leben zu können“, erzählt Niko Mijatovic, der lange Zeit im Verein zu dieser Zeit tätig war und Wienerisch mit slawischen Akzent spricht. Eine andere Geschichte erzählt

Galerie: (6 Fotos)

Wettlauf zu Titos Ehren
Die Ausstellung erzählt anhand von persönlichen Geschichten das Ankommen in Österreich, aber auch über die Ausgrenzung und die Hürden, mit denen sich die damaligen GastarbeiterInnen befassen mussten. So sagt Zorica Mijatovic im Interview über ihre Klassenfotos, dass „sechs Ausländerinnen unfreiwillig eine Gruppe bildeten“. „Die österreichischen Mädchen wollten keinen Kontakt mit uns, und für die Lehrer mussten wir doppelt so viel können, um eine gleich gute Note zu erhalten“, so Mijatovic. Es finden sich zahlreiche Informationen zu den damaligen Veranstaltungen jugoslawischer und türkischer Vereine, unter anderem auch zu einem Wettlauf der zu Ehren vom jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Broz Tito veranstaltet wurde. Eine andere Geschichte erzählen die Kochtöpfe von Vasilja Stegić, die sich die damals junge Gastarbeiterin von ihrem ersten Lohn in Österreich kaufte. „Ich wollte nicht mehr die Österreicherinnen um Geschirr anschnorren“, erinnert sich Stegić.

Rap-Musik zur Eröffnung
Eröffnet wurde die Ausstellung nicht nur mit Reden der KuratorInnen Vida Bakondy und Gerhard Milchram sowie des Wien-Museum-Direktors Matti Bunzl, sondern auch mit Auftritten des türkischen Geschwister-Duos EsRaP sowie des kroatisch-stämmigen Rappers Kid Pex. Am 15. Jänner und 11. Februar 2018 wird es zu dieser Ausstellung auch Rap-Führungen unter der Leitung von Kid Pex geben, der die Führung des Kurators Gerhard Milchram mit eigens geschriebenen Rap-Texten zu den jeweiligen Ausstellungskapiteln unterstützen wird.

Die Ausstellung ist bis 11. Februar 2018 im Wien Museum zu sehen.

GETEILTE GESCHICHTE.
VIYANA – BEČ – WIEN
5. Oktober 2017 bis 11. Februar 2018
Wien Museum Karlsplatz
1040 Wien, Karlsplatz 8
Dienstag bis Sonntag & Feiertag, 10 bis 18 Uhr
24. und 31. Dezember 2017: 10 bis 14 Uhr
Geschlossen: 25. Dezember und 1. Jänner