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#NisamPrijavila: Aufschrei der Balkan-Frauen auf sozialen Medien

(FOTO: iStock/Jay_Zynism)
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Heute, am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, wirft KOSMO einen genaueren Blick auf die Situation von Mädchen und Frauen in den Balkanstaaten. Denn der Hashtag #NisamPrijavila („Ich habe [ihn] nicht angezeigt“) floriert seit dem letzten Jahr zunehmend.

Anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen“ der UN, hat die österreichische Regierung ebenfalls Maßnahmen für die Gewaltprävention gesetzt. So betont Frauenministerin Susanne Raab: „Der Gewaltschutz hat im Frauenressort und in der Bundesregierung höchste Priorität. Das spiegelt sich auch in unserer Arbeit und in den finanziellen Ressourcen wider. Wir haben neuerlich unsere Ressourcen gebündelt und massiv aufgestockt, was den Gewaltschutz betrifft.

So wurden in den zuständigen Frauenressorts die Budgets erhöht. „Seit Beginn meiner Amtszeit haben wir das Frauenbudget mehr als verdoppelt, für das Jahr 2023 sind 24,3 Millionen Euro budgetiert, ein Großteil davon geht in den Gewaltschutz„, bestätigt Raab.

Unsere Priorität ist klar: Gewalt an Frauen, Mädchen und Kindern darf in Österreich keinen Platz haben.„, schließt Raab die Pressekonferenz. Allerdings sind andere Länder noch lange nicht in der Phase der Prävention angekommen. So gibt es beispielsweise in Serbien, Kroatien und Bosnien und Herzegowina keine Frauenministerin oder ein Ministerium dass sich auch um Frauenangelegenheiten kümmert, so wie in Österreich. Durchaus sind Ministerien für Familien und Jugend zu finden, doch das Frauenrecht an sich wird in den Balkan-Staaten noch nicht gesondert behandelt.

#NisamPrijavila

So müssen sich die Opfer der häuslichen Gewalt meist selber helfen. Mit dem Hashtag #NisamPrijavila tauschen tausende betroffene Frauen am Balkan ihre Geschichte via sozialer Medien mit der Welt.

Die serbische Politologin Nina Stojakovic löste die Frauenrechtsdebatte am Balkan letztes Jahr mit einem Tweet aus. Dabei erzählte sie die Geschichte ihrer Schwester, die seit eineinhalb Jahren von ihrem Partner verprügelt worden war und deshalb auch schon Suizid begehen wollte. Stojakovics Schwester konnte sich noch in ein Elternhaus retten, bevor schlimmeres geschah. Die Justiz wollte von diesem Fall nichts wissen. Polizeibeamte erklärten der jungen Frau, sie bräuchte medizinische Unterlagen die belegen würden, dass sie misshandelt worden sei. Sonst könne man nichts für sie tun – trotz mehrerer Zeugenaussagen.

Mit dem Hashtag #NisamPrijavila ging die Politologin dann an die Öffentlichkeit. Innerhalb der ersten 48 Stunden konnten etwa 20.000 Frauen registriert werden, die diese Art von Geschichten teilen. Erschreckend dabei ist, dass Twitter bloß von vier Prozent der Bevölkerung in Serbien genutzt wird. Rechnet man die Zahlen hoch, kommt man auf etwa 500.000 betroffene Frauen – allein in Serbien.

Hilfe bei Missbrauch

Falls Sie Personen kennen, die unter psychischem, physischem und/oder sexuellem Missbrauch leiden, zögern Sie nicht um Hilfe zu bitten:

• Frauenhelpline: 0800 222 555
• Rat auf Draht, Onlineberatung
• Rat auf Draht: Chatberatung Mo bis Fr, 18 – 20 Uhr
• Rat auf Draht: 147
• Sozialpsychiatrischer Notdienst: 01 / 310 87 79
• Sorgentelefon für Kinder, Jugendliche und Erwachsene: 0800 / 20 14 40
• Psychiatrische Soforthilfe: 01 / 313 30

Quellen: BKA AT, Twitter

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.