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Bildungspolitik

Trauriger Rekord in Wien: 49.000 Kinder brauchen Deutsch-Nachhilfe

Schulklasse Klassenzimmer Gubisch
FOTO: iStock/Elmar Gubisch

Fast 50.000 Schüler in Österreich benötigen besondere Sprachförderung. Die Zahlen steigen deutlich – nun plant Bildungsminister Wiederkehr Reformen im System.

Im vergangenen Schuljahr erhielten exakt 49.081 Kinder und Jugendliche in österreichischen Pflichtschulen einen außerordentlichen Status. Der Großteil davon – fast 39.700 – waren Volksschüler. Etwas mehr als die Hälfte dieser Schüler (52 Prozent) besuchte eine Deutschförderklasse, während die übrigen in Deutschförderkursen unterrichtet wurden. Wie aus der Beantwortung einer parlamentarischen FPÖ-Anfrage durch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) hervorgeht, fanden lediglich 20 Prozent dieser Fördermaßnahmen in integrativer Form statt. Die Mehrheit wurde in separaten Klassen oder Gruppen durchgeführt – entsprechend der aktuellen Regelung, die ab acht betroffenen Schülern pro Standort eine separate Fördereinheit vorschreibt.

Wiederkehr plant allerdings, den Schulen künftig mehr Entscheidungsfreiheit in dieser Frage einzuräumen. Schüler mit unzureichenden Deutschkenntnissen werden seit Einführung der Maßnahme als außerordentliche Schüler klassifiziert und erhalten bis zu zwei Jahre lang spezielle Sprachförderung. In Deutschförderklassen umfasst diese bis zu 20 Wochenstunden, in Förderkursen sechs Stunden.

Am regulären Unterricht nehmen diese Kinder nur in praxisorientierten Fächern wie Werken, Musik oder Turnen teil. Die Statistik zeigt einen deutlichen Anstieg der Teilnehmerzahlen: Während im Schuljahr 2022/23 rund 45.700 Kinder Deutschfördermaßnahmen erhielten, waren es im Vorjahr nur etwa 32.700 – ähnlich wie in den Jahren davor.

Anstieg durch Zuwanderung

Laut Statistik Austria ist dieser sprunghafte Anstieg hauptsächlich auf Zuwanderung zurückzuführen, insbesondere aus der Ukraine. Da die statistische Erhebung jeweils am 1. Oktober stattfindet, spiegelte sich die Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine vom Frühjahr 2022 erst in den Zahlen des Schuljahres 2022/23 wider.

Als die Fördermaßnahmen erstmals eingeführt wurden, nahmen rund 35.300 Kinder daran teil. In den Schuljahren 2019/20 und 2020/21 sank diese Zahl auf knapp 30.900 beziehungsweise rund 31.700.

Neue Orientierungsklassen

Aktuell arbeitet die Regierung an der Einführung sogenannter Orientierungsklassen. Hintergrund ist die verstärkte Familienzusammenführung, durch die vermehrt Kinder und Jugendliche ins österreichische Bildungssystem kommen, die beispielsweise in Flüchtlingsunterkünften aufgewachsen sind und keine Erfahrung mit Bildungseinrichtungen haben.

In diesen Orientierungsklassen sollen sie zunächst maximal ein Semester lang grundlegende Deutschkenntnisse und schulische Basiskompetenzen erwerben, bevor sie in Regel- oder Deutschförderklassen wechseln.

Parallel dazu ist geplant, auch die Eltern über gesellschaftliche und schulische Regeln und Pflichten zu informieren.