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Unter 14 Jahren

Über 3000 Anzeigen: Kriminalität bei Unmündigen in Wien eskaliert

(FOTO: iStock/GankaTt)
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In Wien erreicht die Zahl der Anzeigen gegen unter 14-Jährige alarmierende Höchststände. Eine besorgniserregende Entwicklung, die tiefgreifende Fragen aufwirft: Ist es die Verrohung der Gesellschaft, die sich in unseren Kindern manifestiert? Sind die jüngsten Mitglieder unserer Gemeinschaft tatsächlich auf einem Weg, der immer mehr von Gesetzesübertretungen geprägt ist?

Doch die Antworten auf die Fragen, die sich uns stellen, sind nicht so einfach zu finden. Die Gründe für die steigende Kriminalität unter den Jüngsten sind vielschichtig und komplex, ebenso wie die möglichen Lösungsansätze.

Deutlicher Anstieg

Die Landespolizeidirektion Wien verzeichnete im Jahr 2022 den höchsten Stand polizeilicher Anzeigen gegen Strafunmündige seit einem Jahrzehnt. Insbesondere bei den unter Zehnjährigen stiegen die Fälle auf 239, während die Zehn- bis 14-Jährigen 2815-mal angezeigt wurden. Im Vergleich zu 2013, als die Werte bei 200 und 1474 lagen, zeigt sich ein deutlicher Anstieg. Jedoch warnt Philipp Haßlinger von der Wiener Polizei davor, diesen Anstieg pauschal als Zeichen zunehmender Kriminalität bei Jugendlichen zu interpretieren.

Digitalisierung führt zu „Online-Vergehen“

Entgegen einer einfachen Erklärung für den Anstieg betont Haßlinger weitere Einflussfaktoren. Neben einer Zunahme der Sensibilisierung, vor allem in Schulen, sei das sogenannte Dunkelfeld kleiner geworden. Technologischer Wandel, insbesondere die Digitalisierung, trägt ebenfalls zur Komplexität bei. Neue Straftaten, wie das Versenden von Nacktbildern oder digitale Bedrohungen, prägen das heutige Kriminalitätsbild. Nicht zuletzt steigt die Aufklärungsquote im Bereich der Jugendkriminalität, was zu einer höheren Anzahl von Anzeigen führt.

Präventionsprogramme

Die Stadtverwaltung reagiert auf die Entwicklung, insbesondere im Bereich des Kinderschutzes. Ingrid Pöschmann von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe erläutert, dass kleinere Wohngruppen mit intensiver Betreuung für einige Kinder effektiver sind. Präventionsprogramme und speziell geschulte Betreuerinnen sollen delinquentem Verhalten vorbeugen. Die Wiener Polizei organisiert zudem Präventionsprogramme für 10- bis 18-Jährige. Ein ganzheitlicher Ansatz, von psychotherapeutischer Betreuung bis zu Empathietraining, soll dazu beitragen, Ursachen für kriminelles Verhalten zu erkennen und gezielt entgegenzuwirken.

Es ist klar, dass wir uns als Gesellschaft mit diesem Problem auseinandersetzen müssen. Die steigende Zahl von Anzeigen gegen Kinder und Jugendliche ist ein Weckruf, den wir nicht ignorieren dürfen. Es ist an der Zeit, dass wir uns intensiv mit den Ursachen dieser Entwicklung beschäftigen und nachhaltige Lösungen suchen.