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INTERVIEW

Wechsel an der Spitze der Gemeinschaft der serbischen Vereine in Wien

KOSMO: Sie sind Vorsitzender der Gemeinschaft der serbischen Vereine in Wien geworden. Wie viele Vereine zählt die Gemeinschaft derzeit?
Luka Marković:
Auf der Generalversammlung am Sonntag, den 10. November, bin ich zum neuen Vorsitzenden der Gemeinschaft der serbischen Vereine in Wien gewählt geworden, nachdem Borislav Kapetanović, der langjährige Vorsitzende der Gemeinschaft, zurückgetreten ist. In den kommenden zwei Jahren werde ich der Gemeinschaft der serbischen Vereine in Wien, die derzeit 12 Vereine umfasst, vorstehen und schon bald werden wir über die Aufnahme weiterer Vereine beraten.

Natürlich freue ich mich auf die Mitgliedschaft neuer Vereine in der Gemeinschaft und fordere auch alle anderen Vereinigungen, die das wünschen, auf, sich uns anzuschließen. Als neugewählter Vorsitzender der Gemeinschaft der serbischen Vereine in Wien, der Dachorganisation aller Vereine, habe ich den Wunsch, mich in der nächsten Zeit mit jedem Verein zu beschäftigen, der die Absicht hat, der Gemeinschaft beizutreten.

Wie viele Mitglieder haben die einzelnen Vereine durchschnittlich?
Die Struktur der Vereine und die Mitgliederzahlen sind von Verein zu Verein unterschiedlich. Die großen Vereine wie das Serbische Zentrum „Stevan Mokranjac“ haben über 700 Mitglieder, von denen 250 aktive Folklore betreiben. Die kleineren Vereine haben ca. 300 Mitglieder während andere nur 50 Personen zählen. Die Vereine, die sich mit Kultur und Medien oder ähnlichen Aktivitäten beschäftigen, haben bis zu 10 Mitglieder.

Was sind die grundlegenden Aktivitäten der Vereine?
Die serbischen Vereine in Wien gibt es seit fast 50 Jahren und sie haben sich in diesem halben Jahrhundert ihres Bestehens weiterentwickelt und sind den Bedingungen und Wünschen ihrer Mitglieder gefolgt. Die Vereine wurden gegründet, um den Auswanderern ein bisschen Heimat in der Fremde zu geben, und über die Jahre sind daraus Kultur- und Kunstgesellschaften, Folklore-Vereine und Sportclubs geworden.

Sie beschäftigen sich mit der Organisation verschiedener Kulturveranstaltungen wie Folklore-Aufführungen, Theatervorstellungen, Volksmusikkonzerten, mit humanitärer Arbeit, aber auch mit sportlichen Aktivitäten wie Fußball und anderen Disziplinen, Fischerei und Pensionistentreffen, aber sie beschäftigen sich auch mit den Medien und mit interkultureller Kommunikation.

Werden Sie als Vorsitzender den bisherigen Arbeitsplan beibehalten oder werden Sie etwas Neues einführen? Und wenn ja, was? Worauf werden Sie sich konzentrieren?
Wir werden den bisherigen Arbeitsplan der Gemeinschaft fortsetzen, aber auch einige Neuheiten einführen. Die neue Arbeitsweise der Gemeinschaft wird in der Einbeziehung aller Mitglieder in die Arbeit der Gemeinschaft und in der Information über wichtige Themen und Aktivitäten in der Heimat und in Österreich bestehen. Darum gründen wir auch ein Komitee, das für gesellschaftliche und öffentliche Beziehungen zuständig ist.

Die Bewahrung der nationalen serbischen Identität und der serbischen Sprache und Kultur ist der wichtigste Teil in der Erziehung der serbischen Kinder und Jugendlichen in Österreich, und das wird in Zukunft der Schwerpunkt unserer Arbeit sein, aber mit einer neuen Methodik und interaktiven und edukativen Projekten.
Weil die Frau die Säule jeder Familie ist, wird die Vereinigung den Frauen besondere Aufmerksamkeit widmen, denn sie sind auch eine Stütze unserer Vereinigung.

Beratung, Bildung und Workshops, die den serbischen Frauen in jeder Hinsicht Unterstützung bieten, werden auch eine Neuheit in der Arbeit der Gemeinschaft sein.
Zur Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit der Gemeinschaft und zur Einführung neuer Aktivitäten und Projekte braucht es ein gutes und starkes Team. Daher habe ich mich entschieden, dass kein Vorstand gewählt wird, wie er bisher für die Richtlinien in der Arbeit der Gemeinschaft zuständig war, sondern dass die Vorsitzenden der einzelnen Vereine ihre Kandidaten zur Führung der Teams der neuen Sektionen vorschlagen, die gebildet werden sollen.

Der Bedarf der Gemeinschaft und die neuen Aktivitäten, die wir planen, führen dazu, dass wir ca. acht Sektionen brauchen, die sich mit bestimmten Themen beschäftigen.

Wie sehr wird das Arbeitsprogramm der Gemeinschaft durch die Gründung der neuen Vereinigung der Serben in Österreich beeinflusst? Wird diese einige der bisherigen Aktivitäten der Gemeinschaft wie etwa die Kommunikation mit den politischen und anderen Institutionen in der Heimat und in Österreich übernehmen?
Die Vereinigung, die kürzlich im 16. Bezirk in Wien, in der Thaliastraße, gegründet wurde, ist keine klassische serbische Vereinigung, sondern ein Serbisches Haus, das die Regierung der Republik Serbien eröffnet hat und finanziert, um die Serben zusammenzubringen und die serbische kulturelle und nationale Identität bewahren zu helfen. Das Serbische Haus steht allen Serben und allen serbischen Vereinen offen und natürlich wird die Gemeinschaft die Räumlichkeiten für ihre Zwecke nutzen, wenn dies nötig ist.

Wie werden Sie die Arbeit der Gemeinschaft finanzieren?
Die Gemeinschaft der serbischen Vereine in Wien ist keine neue und unbekannte Organisation. Sie besteht schon seit 45 Jahren und unsere ältester Verein, Jedinstvo, feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen.

Das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit ist die Umsetzung zahlreicher Projekte und Veranstaltungen, die auf hohem Niveau organisiert wurden und gleichzeitig auch die Unterstützung der Stadt Wien oder der Republik Serbien genossen haben. Im kommenden Jahr hat die Gemeinschaft viele Aufgaben, aber wenn wir konstruktiv arbeiten, werden wir alle unsere selbstgesetzten Ziele erfolgreich erreichen.

Das heißt, die Gemeinschaft wird weiterhin von Sponsoren, durch Spenden und aus gemeinsamen Projekten mit den Gemeinden und Institutionen der Stadt Wien und der Republik Serbien finanziert. Vereinbart ist, dass alle Vereine bei gemeinsamen Veranstaltungen wie auch bei den Veranstaltungen der einzelnen Clubs eng zusammenarbeiten werden, und den Ankündigungen nach zu urteilen erwartet die Gemeinschaft ein weiteres Jahr mit zahlreichen erfolgreichen Projekten und Aktivitäten.

Sie sind ein erfolgreicher Geschäftsmann, was sicher sehr zeitaufwändig ist. Aber auch die Arbeit in der Gemeinschaft erfordert Zeit. Wie werden Sie das möglich machen?
Ich war immer gesellschaftlich aktiv und engagiert für unsere Stadt und die Gemeinde, in der ich lebe, sowie auch für die Wirtschaftskammer Wien und in den vergangenen Jahren auch in der serbischen Gemeinschaft. Ich freue mich, dass ich nützlich sein und anderen helfen kann. Das Leben in Wien hat mir ermöglicht zu geben anstatt zu nehmen, und darauf bin ich sehr stolz.

Die Zeit, die ich in die Arbeit der Gemeinschaft investiere, halte ich für sehr wichtig für die bestehenden und zukünftigen Generationen von Serben in Wien, und daher werde ich alles dafür geben. Ich erwarte, dass die Zeit, die ich für die Leitung der Gemeinschaft aufwende, für mein Volk und das gemeinsame Zusammenleben in Wien einen Gewinn darstellen wird.