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REISEN

Geschichten aus der Diaspora: Wie ich um die Welt gereist bin

(Foto: zVg.)

Wie viel Zauber und Schönheit verbirgt sich auf unserem Planeten? Wie sehr können wir uns unterscheiden und uns dabei doch ähnlich sein? Um wie viel kann ein Mensch innerlich reicher sein, wenn er die Vielfalt der Welt, in der wir leben, kennt? Über all das hat KOSMO mit Vesna Karalić, Reiseexpertin, gesprochen.

n Banja Luka aufgewachsen, hat Vesna schon als Kind davon geträumt, um die Welt zu reisen. Nach dem Abschluss der Mittelschule entschied sie sich, Bosnien und Herzegowina zu verlassen. Ihre erste Wahl, so sagt sie, war Spanien.
„Dank einer Bekannten, die zur Zeit meines Mittelschulabschlusses schon in Wien studierte, begriff ich jedoch, dass Österreich für meine Ausreise die ideale Option war. Nicht nur, dass es nicht weit von meiner Geburtsstadt Banja Luka entfernt ist, sondern es ist auch finanziell günstig und die Qualität der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, in die ich mich damals einschreiben wollte, ist gut. So führte mich mein Weg nach Wien und darüber bin ich sehr froh”, sagt Vesna. Da sie ihr Ziel schon von klein auf kannte, begann sie sehr früh, ihre Eltern auf ihren Weggang vorzubereiten. Während andere Kinder in ihrem Alter Schauspieler, Sänger oder Arzt werden wollten, hatte Vesna nur ein Ziel: so viel wie möglich zu reisen. So brachte ihr das Fernweh auch die Liebe zu Fremdsprachen ein. Vesna spricht fließend Englisch, Deutsch, Spanisch und Italienisch. Ihre Lieblingssprache jedoch ist Spanisch, das für sie, wie sie sagt, nach Glück klingt.

Da sie bereits viele Jahre lang gereist ist und im Tourismus gearbeitet hat, hat Vesna verschiedene Kulturen und Menschen kennengelernt. Eine der wichtigsten Lektionen, die sie gelernt hat, ist, dass man andere Menschen niemals verurteilen sollte. Sie findet, dass sich der Mensch mit jeder neuen Erfahrung verändert, toleranter und offener wird und Unterschiede akzeptieren lernt. Diese Unterschiede können ein Faktor sein, der uns verbindet und nicht nur trennt.

(Foto:zVg.)

„Eines der Länder, das bei mir besondere Spuren hinterlassen hat, ist Indien. Schon vor meiner Reise war mir bewusst, dass die Kuh dort ein heiliges Tier ist. Ich war aber doch überrascht, wie heilig sie den Indern ist. In dem Maße, dass Autos stehenbleiben und mehrere Stunden lang auf der Straße warten, bis die Kühe zur Seite gehen. Alles richtet sich nach diesen Tieren, sogar die Einzäunung von Bäumen, damit sie die Blätter nicht essen. Man kann auch eine wilde Kuh adoptieren und eine Weile bei sich beherbergen, um sie dann wieder in die Natur zu entlassen. Das hat mich fasziniert. In Indien sieht man nur wenige Frauen auf den Straßen, und jeder, der sich von den Indern unterscheidet, ist ihnen ein Begriff. Das geht so weit, dass alle sich mit Ihnen fotografieren wollen, wenn Sie auf der Straße spazieren gehen. Das Bildungssystem ist auch sehr fasziniere Schon die kleinen Kinder spielen im Kindergarten nicht, sondern lernen Zahlen und Mathematik. Sie sind sehr bildungsorientiert”, erklärt Vesna. Überraschungen bargen für Vesna aber nicht nur die kulturellen Unterschiede in Indien.

Unsere Community auch in Honduras


„In Honduras hat uns sogar unser eigener Landsmann betrogen. Vor der Reise hatten mein Freund und ich mit einem Mann gesprochen, der uns vom Flughafen abholen sollte, denn am letzten Tag unseres Aufenthalts in Honduras waren wir in einem kleinen Ort und brauchten eine Reisemöglichkeit nach Guatemala zu den Maya-Ruinen, die etwa fünf Stunden von diesem Ort entfernt waren. Einige Stunden vor der Reise kontaktierte uns seine Frau und sagte, dass ihr Fahrer, der uns abholen sollte, im Krankenhaus sei. Natürlich stellte sich dann heraus, dass das nicht stimmte. Am Ende fuhren wir mit dem Bus und überquerten die Grenze nach Guatemala zu Fuß. Hinter der Grenze versuchten wir, ein Taxi zu finden. Wir verhandelten mit den Fahrern und fanden einen Burschen, der uns zu unserer Unterkunft bringen sollte. Das Auto war sehr klein und sehr alt. Nach einigen Kilometern blieben wir vor einem unbekannten Haus stehen. Es wurde schon dunkel und aus dem Haus kam ein junger Mann, den wir nicht kannten. Der Taxifahrer begann, uns zu erzählen, dass er eigentlich gar keinen Führerschein hatte und dass sein Freund uns weiter fahren würde. Aber auch dieser Freund hatte keinen Führerschein. So fuhren wir drei mitten in Nacht mit zwei unbekannten Burschen, die keinen Führerschein hatten und noch dazu viel zu schnell unterwegs waren, durch Guatemala. Zum Glück kamen wir heil und gesund in unserer Unterkunft an”, lacht Vesna.

(Foto:zVg.)

Südafrika: Schön, aber auch gefährlich


Die Abenteuer, die diese junge Frau erlebt hat, aber auch die kulturellen Unterschiede, die sie erfahren ist, haben ihr Leben sehr berreichert. Einer der Orte, an die sie lieber nicht zurückkehren möchte, ist Johannesburg in Südafrika.
„Die meisten Orte in Südafrika sind wirklich wunderschön. Negative Erfahrungen habe ich aber in Johannesburg gemacht. Das ist im Moment eine Stadt, in die ich nicht zurückkehren möchte. An einem Morgen haben wir das Auto vor einem Gebäude geparkt und wollten in ein nahegelegenes Einkaufszentrum gehen. Meine Schwester bekam damals ein Kind und wir wollten für das Baby Diamanten als Geschenk kaufen, denn Diamanten sind dort sehr billig. Wir waren die einzigen Hellhäutigen in diesem Teil der Stadt, und die Rassendifferenzen sind dort wirklich groß. Wir fühlten uns unsicher. Vergeblich versuchten wir ein Taxi zu rufen; als wir schließlich eines gefunden hatten, stiegen wir ein, aber der Fahrer stieg aus und erklärte uns, dass wir hier nicht einsteigen könnten, sondern zwei Straßen weiter warten müssten. Also stiegen wir wieder aus und ohne Erklärung holte er von dort ab. Wir gelangten zu unserem gewünschten Ziel und kauften die Diamanten. Dann riefen wir wieder ein Taxi, das uns ins Hotel zurückbringen sollte. Der Fahrer kam und wir stiegen ein. Aber ein kleines Stück weiter stritten sich mehrere Burschen und wir mussten wieder aus dem Auto aussteigen. Die Situation war sehr angespannt und wir hatten Angst, dass jemand eine Waffe ziehen könnte. Sie stritten und wir hatten Diamanten in den Taschen (lacht). Am Ende hatten wir keine Beförderung und mussten über eine Autobahn laufen, um auf der anderen Seite ein Taxi zu nehmen. Wir sind heil im Hotel angekommen, aber es war wirklich stressig”, erzählt Vesna.

Oman, als eines der freundlichsten Länder


Einer der Staaten, die sie gerne wieder besuchen würde, ist Kolumbien, wo sie viele wunderbare Menschen kennengelernt hat. Auf diese Liste stehen auch Kuba und Peru und auch im Oman überraschte sie eine Gastfreundschaft, die sie sicher nie vergessen wird. „Im Oman hat mich die Freundlichkeit der Menschen überrascht. Alle wollten uns helfen. Wir haben sogar junge Männer kennengelernt, die bereit waren, den ganzen Tag mit uns Touristen zu verbringen und uns durch die Stadt zu führen. Am Ende fuhren sie uns sogar in eine Stadt, die eine Stunde entfernt lag, warten eineinhalb Stunden auf uns und brachten uns zurück nach Maskat. Wir wollten sie zum Abendessen einladen, aber sie lehnten ab. Wir waren geradezu schockiert von ihrer Gastfreundlichkeit und Liebenswürdigkeit. Ich hatte nicht erwartet, dass sich jemand so sehr um uns bemühen könnte und dafür keine Gegenleistung annehmen würde”, beschreibt uns Vesna. Wohin ihre Wege Vesna als nächstes führen werden, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall wünscht KOSMO ihr auf diesen Wegen viel Glück.