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COVID-19

„Neustart notwendig“: die neuen Corona-Maßnahmen im Überblick

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(FOTO: BKA/Dragan Tatic)

Bereits seit Wochen verschlechtern sich die Corona-Zahlen in Österreich. Wie angekündigt, sollen nun Verschärfungen der Maßnahmen kommen. Die Bundesregierung veranstaltet dazu eine Pressekonferenz, an welcher Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) , Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Rudolf Anschober (beide Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) teilnehmen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz eröffnete die Pressekonferenz. „Wir erleben gerade gemeinsam, das, was für den Herbst zu erwarten war“, kommentierte Kurz die derzeitige Situation. Derzeit erleben wir ein exponentielles Wachstum und ganz Europa befinde sich mitten in der zweiten Welle. Sowohl in Spanien als auch Frankreich, aber auch in der unmittelbaren Nachbarschaft Österreichs spitze sich die Situation zu und Lockdown-ähnliche Maßnahmen seien bereits in Kraft getreten.

Derzeit verdoppeln sich die Zahlen in Österreich innerhalb von drei Wochen. „Das bedeutet 6.000 Neuinfizierte im Dezember“, warnte Kurz. Man müsse alles daran setzen, jetzt gegenzusteuern, um solch eine Entwicklung aufzuhalten. Großen Dank gelte all jenen Branchen, wie der Gastronomie, dem Bildungssektor und Eventmanagern, die Konzepte erarbeitet haben, um auch während der Pandemie möglichst normal zu funktionieren. „Je mehr Menschen einen Beitrag leisten, umso besser kommen wir durch die Krise“, so Kurz. Dies betreffe nicht nur den Gesundheitssektor, sondern auch die Wirtschaft und Situation am Arbeitsmarkt. Der Kanzler bittet eindringlich alle, ihren Beitrag zu leisten. Er verstehe, dass man Corona-müde sei, jedoch stünden noch einige Monate bevor.

Neue Maßnahmen ab Freitag
Der Kanzler betonte, dass man sich bewusst sei, das Maßnahmen unpopulär jedoch unabdingbar seien. Abstandhalten und das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes seien zwei wesentliche Maßnahmen, die auch weiterhin gelten. Ab Freitag 00:00 Uhr werden Indoor-Zusammentreffen nur noch mit maximal 6 Erwachsene, im Freien mit maximal 12 erwachsenen Personen stattfinden können. Dies betreffe alle Zusammentreffen außerhalb der beruflichen Tätigkeiten. Die einzige Ausnahme wie bisher stellen Begräbnisse dar.

Nachschärfungen gibt es auch bei professionellen Veranstaltungen, wie Bundesliga-Spiele und die Staatsoper, können ausschließlich mit zugewiesenen Sitzplätzen, keiner Bewirtung und mit einer generellen Mund-Nasen-Schutz-Pflicht stattfinden. Die maximale Besucheranzahl beträgt 1.000 indoor und 1.500 outdoor.

Die Länder hätten darüber hinaus die Möglichkeit, regionale Maßnahmen zu beschließen. Dazu zählen früherer Sperrstunden, Alkoholverbote und lokale Quarantänen. Bundeskanzler appellierte eindringlich an alle Bürger, die sozialen Kontakte zu reduzieren. „Gemeinsam können wir bestmöglich die Krise bewältigen“, schloss Kurz ab.

„Überall steigen die Zahlen“
Im gesamten Land sei ein Anstieg an Neuinfektionen zu sehen, betonte Vizekanzler Werner Kogler. „Überall steigen die Zahlen.“ Aus diesem Grund seien sowohl bundesweite als auch regionale Verschärfungen notwendig. Bei Veranstaltungen, die mit über 6 Personen im Inneren und 12 Personen stattfinden, herrscht nun auch eine Meldepflicht. Kogler betonte: „Der aktive Sport bleibt weiterhin möglich.“ Der Vizekanzler appelliert, an die Verantwortung den Mitbürgern gegenüber.

Laut Kogler gelte es, mehrere Dinge zu vereinen: den Schutz der Gesundheit, von Arbeitsplätzen und des sozialen Lebens ohne schärfere Einschränkungen. „Wir haben die Perspektive, dass dies nicht jahrelang so bleiben wird. Es wird, wie prognostiziert, ein schwerer Herbst und Winter. Mit einer Entschlossenheit können wir das zuversichtlich auf das nächste Jahr sehen“, so der Vizekanzler.

„Höhepunkt noch nicht erreicht“
International sehe man, dass Europa derzeit das Epizentrum der Pandemie darstelle, betonte Gesundheitsminister Anschober. Der Kontinent verzeichnete mehr als 250.000 Tote. „Auch in Österreich ist die Situation besorgniserregend“, fügte er hinzu. Wie auch schon im Frühling stehe man vor einer herausfordernden Situation. „Was wir damals gekonnt haben, können wir auch jetzt“, zeigt sich der Gesundheitsminister positiv und erinnert daran, dass Österreich im Frühling die Pandemie im internationalen Vergleich bestmöglich gemeistert hat.

Anschober gestand ein, dass die jetzigen Zahlen nicht mit jenen im Frühling zu vergleichen seien. Dies liege daran, dass es derzeit mehr als fünf Mal so viele Testungen gebe. Dennoch sei die Situation alarmierend.

Neustart notwendig
Derzeit seien viel zu viele Tests positiv. Zwischen 5 und 7 Prozent der durchgeführten Tests fallen laut Anschober positiv aus, was auf eine hohe Dunkelziffer schließen lassen könne. Auch das Durchschnittsalter sei auf rund 40 Jahre gestiegen. Besorgt zeigte sich der Gesundheitsminister über Cluster in Seniorenwohn- und Pflegeheimen. Sie zählen zu den sogenannten vulnerablen Gruppen, weshalb man sie besonders stark schützen müsse.

Die Hospitalisierungen sind zuletzt um 49 Prozent angestiegen. Man müsse dafür sorgen, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet werde. Anschober betonte, dass ein „Neustart notwendig“ sei. „Jeder von uns ist wieder Teil der Lösung“, erinnert der Gesundheitsminister an das Frühjahr. Die Pandemie sei kein Tsunami, kein Schicksal, da man den weiteren Verlauf in der Hand habe.

Auch Nehammer äußerte Verständnis dafür, dass man genervt vom Coronavirus sei. „Gleichzeitig sehen wir anhand der Infektionszahlen, dass es wichtiger ist, denn je, die Infektionsketten zu durchbrechen“, fügte er hinzu. Der Innenminister kündigte erhöhte Kontrollen an. Die Maßnahmen seien kein Selbstzweck, sondern gemeinsame Verantwortung.