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WIENER LINIEN

„Lasst ihn atmen“: Mann ohne Maske in U-Bahn-Station brutal zu Boden gedrückt (VIDEO)

(FOTO: Twitter/@MigrantifaWien)

Brutale Szenen ereigneten sich am Wochenende am Wiener Westbahnhof: Ein Mann wurde offenbar von Securitys der Wiener Linien brutal niedergedrückt, weil er keine Maske trug. Auch Rassismus-Vorwürfe wurden laut.

Die Szenen, die sich am Samstag um 17:40 Uhr am Wiener Westbahnhof abspielten, erinnern an den Vorfall George Floyd, der die „Black Lives Matter“-Bewegung in den USA entfachte. Was ist passiert? Ein Mann mit dunkler Hautfarbe soll ohne Maske in der U-Bahn-Station unterwegs gewesen sein. Deshalb wurde er von den Security-Mitarbeitern der Wiener Linien mehrere Minuten lang auf den Boden gedrückt und an Hals sowie Genick gepackt. Mehrere Passanten wurden weggeschickt und am Filmen gehindert.

Vorfall erinnert an George Floyd
„Lass ihn atmen! Er bekommt keine Luft“, soll ein Augenzeuge auf einem Video, das der „Heute“ zugespielt wurde, gerufen haben. Erst nach dem zweiten Rufen nimmt der Security, der selbst nicht bemerkt haben dürfte, wie fest er zugedrückt hat, die Hand vom Hals des Mannes weg, der am Boden liegt.

„Ich hab gesehen, wie sich die Augen von dem Mann, der festgehalten wurde, nach innen verdreht haben. Deshalb hab ich gerufen, dass er keine Luft bekommt. Mich hat das an den Fall George Floyd in Amerika erinnert“, erzählt der Augenzeuge weiter. „Der Mann hatte in der U-Bahn keine Maske auf, weshalb er von den Securitys auf den Boden gedrückt wurde.“ Viele Passanten versuchten dem Mann zur Hilfe zu eilen: „Die Passanten haben auf die heftige Aktion reagiert und sich immer mehr um den Mann am Boden versammelt. Zum Glück ist dann die Polizei gekommen.“

„Securitys haben Passanten weggestoßen“
Mehrere Passanten hielten den Vorfall mit ihrem Smartphone fest. Darauf ist klar sichtbar „dass die Ordnungshüter der Wiener Linien nicht korrekt gehandelt haben.“ Diese Passanten wurden laut „Heute“-Bericht allerdings von einem weiteren Security weggestoßen: „Da sich der junge Mann auch überhaupt nicht zur Wehr gesetzt hat und ganz friedlich war, ist es mir bis jetzt ein Rätsel, wieso man ihn so brutal behandeln musste. Noch dazu hatte der andere Security nichts Besseres zu tun, als Passanten wegzustoßen, die weder die Securitys an ihrer Arbeit gehindert, noch sonst irgendwie gestört haben.“

Rassismus-Vorwürfe gegen Securitys
Gegen die Mitarbeiter der Wiener Linien gibt es jetzt Rassismus-Vorwürfe. Da der Mann schwarz ist, fragten sich in den sozialen Netzwerken viele, ob das auch einem Weißen passiert wäre und ob das Vorgehen – wegen eines fehlenden Mund-Nasen-Schutzes – nicht überzogen gewesen sei.

 „Gestern ereignete sich bei der U-Westbahnhof ein Vorfall, der mutmaßliche rassistische Gewalt von Wiener Linien Securities einem schwarzen Mann gegenüber zeigt“, schrieb etwa Mireille Ngosso, SPÖ-Politikerin und Mitorganisatorin der Black-Lives-Matter-Proteste auf Twitter.

Wiener Linien weisen Vorwürfe zurück
Die Wiener Linien teilten mit, dass sie den Vorfall intern prüfen werden. Allerdings erklärt die Pressesprecherin der Wiener Linien: „Die Wiener Linien stehen für Respekt, Toleranz und Vielfalt, sowohl innerhalb des Unternehmens als auch unseren Fahrgästen gegenüber.“

Und weiter: Unser Sicherheitsdienst ist verpflichtet, alle Personen unterwegs zu schützen. Wenn jemand die Hausordnung – wie die Mund-Nasen-Schutz-Tragepflicht – nicht einhält, suchen unsere KollegInnen in erster Linie den Dialog. Weigert sich jemand einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, so wird er der Station verwiesen. Reagiert die Person aggressiv, so wird als letzte Stufe das Festhalten der Person bis zum Eintreffen der Polizei eingesetzt.“

Laut Wiener Linien war dem Fixieren auf dem Boden ein langes Gespräch vorausgegangen. Der Mann habe aber weder einen Mund-Nasen-Schutz anlegen noch die Station verlassen wollen. Auch den Vorwurf von Rassismus weisen die Wiener Linien zurück: „Es gibt nur einen Unterschied: Darf jemand mit uns fahren, weil er ein Ticket hat und derzeit den Mund-Nasen-Schutz angelegt hat oder nicht. Das ist die einzige Differenzierung, die wir machen.“

Polizei: „Weitere Maßnahmen nicht nötig“
Als die Polizeibeamten eintrafen, sei der Mann nicht mehr am Boden fixiert gewesen, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger: „Es gab eine Anzeige wegen gegenseitiger Körperverletzung aber es waren keine weiteren Maßnahmen seitens der Polizei oder Rettung notwendig.“ Auch die Rettung musste nicht geholt werden.

„Grund der Zwangsmittelanwendung soll gewesen sein, dass der Mann das Tragen des MNS verweigerte und auch die sohin ausgesprochene Wegweisung aus dem Stationsbereich missachtet habe“, heißt es von der Polizei weiter. Die Wiener Linien Mitarbeiter hätten den Vorfall mit ihren Body-Cams aufgezeichnet. Dabei sei eine der Kameras auch zu Bruch gegangen. Die restlichen Aufnahmen sowie Videos aus der Überwachungskamera werden nun auch an die Polizei zur Auswertung für einen möglichen Strafprozess übergeben.

Den ganzen Vorfall inklusive Videos findet ihr auf Heute.at.