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CORONAVIRUS

Corona-Turbo am Balkan: Feiern statt Vorsicht

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Symbolbild (FOTOS: iStockphotos)

In vielen Ländern am Balkan wird ein erheblicher Anstieg von Neuinfektionen verzeichnet. Ein Grund dafür: die Sorglosigkeit vieler Menschen und die damit einhergehende Missachtung der Corona-Regeln.

Eigentlich sollten die Clubs im europäischen Party-Hotspot auf der kroatischen Insel Pag geschlossen sein. Doch am letzten Wochenende war es auf der Feiermeile am weltbekannten Zrće-Beach bei der Stadt Novalja ganz anders.

Während das spanische Mallorca seine Partymeilen wieder geschlossen hat, ging in vielen Clubs und auf Partybooten in Kroatien die Post ab. Treffen mit rund 2.000 Menschen, die ausgelassen zu Balkan-Beats tanzen? Am Wochenende kein ungewöhnlicher Anblick – Masken und Sicherheitsabstand hingegen Fremdworte.

Ein weiteres Sorgenkind: Hochzeiten und Versammlungen
Von Dienstag auf Mittwoch verzeichnet das kroatische nationale Zivilschutzhauptquartier 108 neue Fälle von Coronavirus-Infektionen im Land (KOSMO berichtete). Bis zu 40 Fälle davon wurden im Landkreis Vukovar-Srijem registriert.

Der Direktor des kroatischen Instituts für öffentliche Gesundheit (HZJZ), Krunoslav Capak, weist jedoch darauf hin, dass es keine neuen Hotspots gebe. „Die meisten dieser Fälle beziehen sich auf eine Hochzeit und mehrere größere Versammlungen, die in den letzten Tagen stattgefunden haben“, sagte er und fügte hinzu, dass es in Istrien etwas mehr neue Fälle gibt, 19, aber die Hälfte seien Kontakte von zuvor kranken Menschen.

Ein Tourist war ebenfalls infiziert, aber der Anteil der Touristen an der Gesamtzahl der Patienten ist gering, im Gegensatz zu großen Hochzeiten, bei denen 234 Menschen infiziert wurden, was mehr als 10 Prozent der Gesamtzahl der Patienten im letzten Monat entspricht. Weitere 134 von ihnen sind auf andere größere Versammlungen, wie Konfirmationen, Erstkommunionen und dergleichen, zurückzuführen. Im letzten Monat wurden mehr als 100 Fälle mit Nachtclubs in Verbindung gebracht.

Strengere Maßnahmen für Hochzeiten will das nationale Hauptquartier für Katastrophenschutz aber erstmal nicht erlassen, sagte Stabschef Davor Bozinovic. Die Organisation solcher Veranstaltungen sei derzeit nur im betroffenen Landkreis Vukovar-Srijem strenger beschränkt. Er erklärte, dass es neue Maßnahmen geben werde, wenn es neue Hotspots gebe und es epidemiologisch schwierig wird potentielle Kontakte nachzuvollziehen.

Pilgermassen und Flüchtlingslager
Aber nicht nur in Kroatien entsteht – mit Zrće – in den vergangenen Tagen ein möglicher neuer Corona-Infektionsherd. Auch im weltbekannten Marienwallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina sind täglich Pilgermassen unterwegs. Masken und Abstand? – auch hier Fehlanzeige. In der bosnischen Stadt Bihac campieren seit Monaten 3.000 bis 4.000 Flüchtlinge unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen. Meist sind es junge Männer aus Afghanistan und Pakistan, die hier gestrandet sind, weil sie die EU-Außengrenze zum Nachbarn Kroatien nicht passieren dürfen. Wirksamer Schutz vor Covid-19 spielt hier kaum eine Rolle.

Problematische Verhaltensmuster
Drei Beispiele, was in den Balkanländern in Sachen Corona-Prophylaxe schief läuft – auch wenn dieses problematische Verhalten sicher nur am Rande für die gestiegenen Infektionszahlen verantwortlich ist. Jedenfalls meldete Serbien zu Wochenanfang 359 neue Ansteckungen in nur 24 Stunden. Zehn Menschen starben. So geht es jetzt schon seit Tagen. Zum Vergleich: Im über zehnmal größeren Deutschland gab es im selben Zeitraum rund 100 Fälle weniger als in  Serbien. Immer neue Rekordstände gibt es auch in Bosnien-Herzegowina oder in Nordmazedonien. In Rumänien ist die Infektionskurve schon dreimal höher als Mitte Mai.