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MUSIK

Die Gesichter des Wiener Balkan-Nachtlebens

(FOTOS: iStockphoto, KOSMO)

Nirgendwo außerhalb des Balkans gibt es ein so reichhaltiges Angebot an balkanischer Musik wie in Wien. Egal, ob wir von Volksmusik oder ex-Yu-Rock reden, diese Musiker spielen für uns jedes Wochenende meisterhaft die Sounds aus unserer Heimat.

Božidar Boki Radenković

Er ist einer der bekanntesten Musiker in Wien, dabei hat er seine musikalische Karriere in dieser Stadt begonnen, als er noch in Graz am Jazz-Institut studierte. Nach dem Abschluss des Grundstudiums schrieb er sich ins Masterstudium als Jazzgitarren-Pädagoge ein. In Wien gründete er gemeinsam mit einigen Kollegen die „Chorus“-Band, deren Mitglied er noch heute ist. Boki spielt nicht nur von Dienstag bis Montag, sondern unterrichtet auch Musik an der Vienna International School.

Offenbar hat sich diesem einzigartigen Talent der Weg in die Musik fast von selber eröffnet: „Es kann sehr schwer sein, aber es kann auch leicht sein. Für mich war es leicht, denn ich bin mit der Volksmusik aufgewachsen. Mein Vater ist Musiker und wir haben schon als Kinder gelernt, alles zu spielen. Als ich nach Österreich gekommen bin, konnte ich alles spielen, was ich wollte. Ich hatte keinerlei Beschränkungen. Und wenn du alles spielen kannst, dann wollen dich alle. Wenn ich nur ein Instrument hätte spielen können oder nur eine Musikrichtung, wäre es schwer gewesen“, erklärt dieser vielseitige Musiker, der auch mehrere Instrumente spielt: Harmonika, Klavier, Gitarre, Bassgitarre und Bouzouki. Obwohl er jede Menge Arbeit hat, hört Boki nicht auf, an neuen Projekten zu arbeiten: „Mit meinen Kollegen will ich bald einen neuen Kulturverein gründen, der Musik- und Sprachunterricht und andere Arten von Workshops verbinden soll. Kurz gesagt, wollen wir einen Ort schaffen, in dem Integration durch Musik und Kultur stattfinden kann.“

(FOTO: KOSMO)

„Wenn du nicht nur auf ein Genre beschränkt bist, sondern alles spielen kannst, dann wollen dich alle.“

Auf die Frage, wie er es schafft, sein übervolles Arbeitsleben mit der Familie zu vereinbaren, antwortet der zweifache Vater ganz klar: „Weil ich aus einer Familie stamme, in der das gelungen ist – mein Vater ist bereits seit 40 Jahren Berufsmusiker und ich finde, dass ich eine perfekte Kindheit hatte, obwohl er jeden Abend irgendwo gespielt hat – glaube ich, dass man trotz eines solchen Berufs familiäre Harmonie haben kann. Ich sehe keinen Unterschied zwischen unserer Arbeit und einem Apotheker, der Nachtdienst macht. Es braucht Toleranz. Ein Problem von Berufsmusikern ist, dass sie nicht genug Zeit für ihre Lieder haben.“ Von allen Clubs, in denen er spielt, ist für Boki definitiv Beertija der einzige Ort, an dem die Musiker voll zum Ausdruck kommen können.

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