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Eltern suchen nach Neugeborenem: „Wo ist unsere Tochter Sara?“ (VIDEO)

(FOTO: screenshot/youtube)
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Eine erschütternde Nachricht erreicht einen Vater in Banja Luka (Republik Srpska, Bosnien und Herzegowina). „Ich rufe aus dem Klinikzentrum an, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Kind heute Morgen verstorben ist.“ Diese Worte markieren den Beginn eines tragischen Irrweges für Milos Kupresanin und seine Frau Aleksandra Blagojevic. Die Entbindung fand am 8. September 2018 statt. Das Baby kam lebendig zur Welt. Zwei Tage später erklärten die Arzte die Neugeborene für tot und behaupteten, sie ohne Wissen der Eltern beerdigt zu haben. Seitdem suchen die verzweifelten Eltern nach den sterblichen Überresten ihrer Tochter Sara – ohne Erfolg.

Die Schwangerschaft nahm eine unerwartete Wendung, als Aleksandra wegen überschüssigem Fruchtwasser im siebten Monat zu einer spezialisierten Untersuchung geschickt wurde. Der Rat der Ärzte war alarmierend: eine sofortige Überweisung nach Belgrad, ohne genaue Erklärung. Es folgte eine Reihe von Ereignissen, die in einem vorzeitigen Kaiserschnitt gipfelten.

„Aleksandra, ich gratuliere, Sie haben ein Mädchen bekommen. Sie wiegt 1,9 kg und ist 45 Zentimeter groß. Sie hat geweint, sie atmet. Wir haben sie in einen Inkubator gelegt, alles ist in Ordnung“, versichert ein Arzt nach der Geburt. Ein Verwandter bestätigt den Anblick des Babys: „Sie hatte dunkle Haut wie Aleksandra und eine drei Zentimeter lange Haarsträhne.“

Verschwinden eines Neugeborenen

Doch der Schock folgte am nächsten Tag. Komplikationen seien aufgetreten. Sara muße nach Belgrad gebracht werden, da ein Teil ihres Verdauungstraktes fehle. Kurz darauf die nächste Hiobsbotschaft. Das Baby sei am 11. September beerdigt worden, ohne die Eltern zu informieren. Der vermutete Ort der letzten Ruhe offenbart jedoch nur ein leeres Grab. An der Stelle, an der das Grab von Sara sein sollte befindet sich lediglich eine leere Plastikflasche im Boden. Daneben konnte man medizinische Handschuhe finden – aber keine Spur von Sara.

System aus verschlossenen Türen

Die verzweifelten Eltern wandten sich an die Polizei und dann an die Staatsanwaltschaft, doch es wurde keine Untersuchung eingeleitet. Die Unterstützung durch Journalisten des Zentrums für investigativen Journalismus (CIN), die diesen Fall aufdecken wollten, brachte ebenfalls keine Erleichterung. Institutionen und Unternehmen, die in irgendeiner Weise mit diesem tragischen Ereignis verknüpft sind, bleiben verschlossen. Selbst der Generaldirektor des Universitätskliniken Republika Srpska (UKCRS) verweigerte ein Gespräch mit den Reportern.

Im Banja Luka Klinikum sterben jährlich etwa 20 Neugeborene. Wenn Eltern die Körper nicht beanspruchen, werden die Babys nach der Autopsie vom Klinikum an das staatliche Beerdigungsunternehmen übergeben, das sie anonym begräbt.

Im Fall der kleinen Sara hatten die Eltern nicht einmal die Möglichkeit sich noch zu verabschieden. Der Leichnam wurde den Eltern nie gezeigt. Nun will der Anwalt der Familie Klage einreichen.

Suche geht weiter

Der Dokumentarfilm „Gdje je Sara“ (Wo ist Sara) zeigt die quälende Reise der Eltern auf der Suche nach Antworten. Er zeigt ein Paar, das gegen ein System kämpft, das ihnen die Wahrheit vorenthält. Die berührende Geschichte von Sara ist ein Beispiel fürs die Herausforderungen, denen sich Menschen gegenübersehen, wenn sie mit der Bürokratie des Lebens und des Todes konfrontiert werden. Der Film wurde auf BN TV (Bosnien und Herzegowina) ausgestrahlt und lasst niemanden unberührt.