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REPORTAGE

Fußball EM 2020 — ein Symbol der neugewonnenen Freiheit

EM2020 (FOTO: UEFA)

In wenigen Tagen ist es soweit : Das erste Spiel der langersehnten Fußball-EM wird in Italien angepfiffen werden. Aufgrund der Pandemie mussten sich die Fans ein Jahr länger als geplant gedulden. Nun ist das Turnier für viele Menschen ein Symbol der Hoffnung für eine coronafreien Zukunft geworden.

Am 11.06.2021 werden die Spieler der Türkei und Italiens aufs Feld laufen, um sich in der ewigen Stadt Rom, einen Kampf um die ersten drei Punkte der Fußball-Europameisterschaft 2021 zu liefern. Spätestens dann wird wohl ein riesiger Seufzer von den Lippen vieler Fans und der für die Organisation verantwortlichen UEFA-Chefs fallen. Denn lange stand diese ungewöhnliche EM unter keinem guten Stern: Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung um ein ganzes Jahr verschoben werden.

Ebenso war es fraglich, in welcher Form bzw. ob überhaupt Fans in die Stadien kommen dürfen. Dabei ist es eben die Fan-Kultur und die Euphorie der Menschen, die diese Veranstaltung überhaupt zu dem machen, was sie ist. Natürlich stand in den letzten Monaten nicht nur das Fußballgeschehen still. Weite Bereiche des öffentlichen Lebens wurden vom Virus lahmgelegt. Über ein Jahr der Einschränkungen, Angst und Ungewissheit haben die Menschen müde und niedergeschlagen gemacht. Wenn der erste Pfiff bei der EM fällt, wird die Freude daher zweifellos riesig sein. Für gute Stimmung soll auch der offizielle Song zur EM 2021 sorgen: Der niederländische Star-DJ Martin Garrix hat dafür mit zwei U2-Bandmitgliedern den Hit-Song „We are the people” komponiert. Der große Höhepunkt des Spektakels wird am 11. Juli im Finale im Londoner Wembley- Stadion stattfinden, wo auch die beiden Halbfinals gespielt werden. Insgesamt werden die Fans an 31 Tagen, 51 Spiele in 11 Stadien mitverfolgen können. Dabei werden, wie schon bei der WM 2018, die Spiele sogar auf zwei Kontinenten ausgetragen werden: Europa und Asien.

Wembley-Stadion in London Kapazität: 90.000 (FOTO: iStock)

Genießen aber mit Vorsicht
Die fortschreitenden Impf-Kampagnen werden es aller Voraussicht nach ermöglichen, das Großevent mit allen dazugehörigen Freuden zu genießen, auch wenn immer noch zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden müssen. Die UEFA legte großen Wert darauf, dass Zuschauer zu den Spielen zugelassen werden. Trotzdem wird es in den Stadien jeweils unterschiedliche Vorgaben zur Kapazitätsauslastung geben. Auch das Hygienekonzept ist von Stadion zu Stadion unterschiedlich. Neben den vielen Unterschieden gibt es jedoch ein Konzept der UEFA, welches für alle einheitlich gilt und für jeden Schauplatz vorgesehen ist. Darunter fallen ein 30-Minuten-Zeitfenster vor dem Eintritt, die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Temperaturmessungen und Covid-19-Schnelltests.

Stadion Olimpico in Rom Kapazität: 70.634 (FOTO: iStock)

Favoriten
Genug über Corona, zurück zum sportlichen Freudenfest: Wer sind nun die Stars und Favoriten für die lang ersehnte Europameisterschaft? Da gibt es zunächst einmal Titelverteidiger Portugal mit seinem Superstar Cristiano Ronaldo. Der hat zwar seinen hohen Standards nach einer relativ durchschnittlichen Saison absolviert, wird aber sicherlich bei der EM seine Höchstleistungen abrufen können. Die Wettanbieter scheinen allerdings nicht mehr mit Portugal zu rechnen. Wer ganz oben auf der Favoritenliste steht, ist England. Die Insulaner haben eine junge, dynamische Mannschaft, die hungrig nach Erfolgen ist. Mit Chelsea und Manchester City standen auch zwei englische Clubs im Finale der Champions League, was die Stärke der Briten unter Beweis stellt. Neben England werden auch noch Weltmeister Frankreich, Spanien und Deutschland als heiße Kandidaten für den Pot gehandelt.

In St. Petersburg und Baku will man eine Kapazität von 50 und in Budapest von 100 Prozent erreichen. In den übrigen Stadien bleibt die Kapazität unter 33 Prozent.

Und wie schaut es eigentlich mit Kroatien und Österreich aus?
Kroatiens erstes Match wird gleich ein Knüller: Man muss gegen Top-Favorit England ran und das auch noch im Wembley Stadion. Die Stimmung im kroatischen Lager ist vor der EM etwas gedrückt. Man zeigte sich in den letzten Spielen uninspiriert und schwächelte gegen objektiv unterlegene Gegner. Viele der großen Namen, die die Mannschaft von Zlatko Dalić vor drei Jahren noch zum Gewinn der Silbermedaille katapultierten, haben ihren Zenit überschritten, die Euphorie aus Russland scheint verflogen. Man leidet offensichtlich unter dem Druck des Erfolgs. WM-Held Mario Mandžukić ist nicht mehr dabei, Luka Modrić hat eine lange Saison hinter sich und wird mit seinen 35-Jahren die Mannschaft nicht mehr tragen können, wie er es einst getan hat.

Trotzdem haben die „Vatreni” ein erstklassiges Team, welches in der Lage ist, die vielen Skeptiker von ihrem Können zu überzeugen. Eine Mannschaft mit Spielern wie CL-Final-Teilnehmer Kovačić, AC-Milan Stürmer Rebić und Mittelfeld-Stratege Brozović vom italienischen Meister Inter Mailand, muss sich vor niemandem verstecken. Das Ziel ist für Zlatko Dalić klar: Man muss die Gruppenphase überstehen, alles andere wäre „natürlich ein Misserfolg”.

In einem Interview mit der kroatischen Zeitung „Jutarnji list”, wurde Dalić gefragt, wer denn die stärkste Kraft in seinem Team wäre. „Ich erwarte am meisten von- dem Team. Wenn wir kein Team sind, werden wir nichts erreichen.” Der Teamgeist sei auch in Russland der Erfolgsbringer gewesen. Vor kurzem gab Dalić zu, dass man „noch nicht die notwendige Chemie” hätte. Er ist aber zuversichtlich, dass bald wieder Einigkeit herrschen und man zu gewohnter Stärke finden wird. Besondere Hoffnungen setzt der Cheftrainer in Petković, der in Mandžukićs Fußstapfen treten und als Haupt-Stürmer die Reihen führen soll: „Er muss bei der EM das sein, was Mandžukić für uns in Russland war. Er hat schon gezeigt, dass er das kann.”

Die Mannschaft von Trainer Franco Foda bereitet sich ab dem 27. Mai im Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf auf das kommende Großereignis vor. Ab da soll es den Spielern aufgrund der Corona-Gefahr auch nicht mehr gestattet sein, ihre Familien zu sehen. Für Teamchef Foda ist es aber wichtig, dass seine Mannschaft noch einmal durchschnaufen kann, bevor es so richtig losgeht: „Es ist wichtig, dass die Spieler abschalten können, vor allem deshalb, weil sie gleich nach dem Ende ihrer Ligen zu uns kommen und keinen Urlaub haben”, sagte der 55-Jährige.

(FOTO: fussball-wm.pro)

Als für den Erfolg der österreichischen Nationalmannschaft entscheidend könnten sich vor allem die Stars aus der deutschen Bundesliga erweisen. Allen voran Linksverteidiger David Alaba. Er gilt als die große Defensivstütze und der erfahrenste Leistungsträger. Man hofft, dass ihn die zahlreichen Gerüchte bezüglich eines Wechsels zu Real Madrid nicht von seinen Aufgaben ablenken werden. Marcel Sabitzer brillierte beim ÖFB-Team als Vorlagengeber in der Qualifikation mit fünf Assists und zwei Toren. Auch Konrad Laimer und Marcel Sabitzer lieferten gute Leistungen ab, sowohl für ihren Club RB Leipzig als auch für die Nationalmannschaft. Österreichs Kapitän Julian Baumgartlinger (Leverkusen) wird nach seiner Knie-OP auch wieder rechtzeitig für die EM wieder fit sein. Die großen Torjäger-Hoffnungen liegen auf den Schultern Marko Arnautovićs. Der Shanghai-Kicker ist der erfolgreichste Schütze der Österreicher mit sechs erzielten Toren in der Quali-Runde.

(FOTO: fussball-wm.pro)

Ein weiterer Grund für Optimismus bei der ÖFB-Mannschaft: Franco Foda ist mit 2,1 Punkten pro Spiel der erfolgreichste Trainer in der Geschichte Österreichs. Das große Ziel ist es, endlich einmal über die Vorrunde hinauszukommen. „Wenn alle topfit sind und ihr Limit abrufen können, haben wir das Potenzial, jedem Gegner auf der Welt wehzutun”, so der zuversichtliche Team-Chef.

Die UEFA EURO 2020 im ORF

Herbert Prohaska (FOTO: ORF)
Herbert Prohaska (FOTO: ORF)


Die in zehn europäischen Städten und in Baku ausgetragene und mit den Finalspielen im Londoner Wembley-Stadion zu Ende gehende EURO 2020, die wegen der Coronabedingten Verschiebung nun vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 auf dem Programm steht, wird zum Highlight des Jahres und im ORF zum Ereignis in allen seinen Medien. ORF eins überträgt nicht nur (mit Ausnahme von sechs Parallelspielen am Ende der Gruppenphase) alle Spiele der EURO live, sondern bietet wieder eine flächendeckende Turnier-Berichterstattung die beginnend mit der täglichen Pressekonferenz des Nationalteams und dem Match-Day-Countdown bis zum Ende des Spätabend-Spiels um ca. 23.30 Uhr endet. Damit bietet der ORF insgesamt rund 200 Stunden Fußball live. Los geht es dabei immer in ORF 1 mit den Pressekonferenzen des ÖFB bzw. den Highlights des Vortages. Innerhalb der Fußball-Live-Flächen wird in ORF 1 die Reihe „Heimspiel – Europa am Ball“ kreative, originelle und gescheite Geschichten rund um den Fußball erzählen. Das Fußball-Studio im ORF-Zentrum wurde für die EURO upgegradet und mit mehr Lichtelementen und einem größeren Analyse-Monitor ausgestattet. Am 11.06 findet die Übertragung des ersten EM-Spiels Türkei-Italien statt.