Kurz nach einer historischen Wahlpleite informierte die SPÖ ihre Funktionäre per SMS über ihre Vorhaben: „Verantwortung übernehmen.“
Die SPÖ erreichte bei der Nationalratswahl zum ersten Mal in der Geschichte der Zweiten Republik nur den dritten Platz. Unter dem neuen Parteichef Andreas Babler unterboten die Sozialdemokraten am Sonntag zudem den historischen Tiefstand von Pamela Rendi-Wagner aus dem Jahr 2019.
Dennoch scheinen die Sozialdemokraten unter Andreas Babler fest entschlossen, in Verhandlungen über eine „Koalition der Verlierer“ einzutreten – mit dem Ziel, eine Regierungsbeteiligung der FPÖ zu verhindern.
In einer SMS an ihre Funktionäre – die „Heute“ vorliegt – ließen die Roten nur wenige Stunden nach der historischen Wähler-Watsche für die ÖVP und SPÖ keinen Zweifel an ihrem Machtpoker. Das Ergebnis sei „nicht das, was wir uns gewünscht hätten“, jedoch freue man sich über den Zugewinn eines Sitzes im Parlament.
Durch den Gewinn eines Sitzes in Wien hat Schwarz-Rot ein (!) Mandat als Überhang gesichert. Zum Stand Montag wäre eine Koalition mit der ÖVP somit haarscharf möglich. Fügt man die pinken Neos hinzu, würde man abseits der Freiheitlichen eine komfortable Mehrheit erreichen.
SPÖ-Bereitschaft zur Regierungsverantwortung
Das scheint auch das klar formulierte Ziel der Sozialdemokraten zu sein. In der aufsehenerregenden Nachricht an ihre Genossen heißt es unverhohlen: „Die Sozialdemokratie ist nie davor zurückgescheut, Verantwortung zu übernehmen. Wir stehen für eine Regierungsbeteiligung bereit, um Österreich besser zu machen. Es liegt jetzt an der ÖVP, eine Regierungsbeteiligung der FPÖ zu verhindern.“
Sollte eine Blau-Schwarz-Koalition tatsächlich Realität werden, müsse man „zusammenstehen und kämpfen“. Im Nachsatz wird betont: „Wir müssen bereit sein. Gemeinsam. Für eine bessere Zukunft für alle.“ Die SMS endet mit einem „Freundschaft“.
Wie gut der geheime Plan der Truppe um Andreas Babler von den anderen Parteigranden aufgenommen wird, wird sich am Montag zeigen. Ab 11:00 Uhr vormittags tagen Präsidium und Vorstand. Laut Informationen von „Heute“ könnte in diesen Sitzungen bereits ein Verhandlungsteam für Koalitionsgespräche gebildet werden.
Gewerkschaft drängt an die Macht
An der Seite von Parteichef Babler pokern Gewerkschaftsführer (die um jeden Preis zurück an die Macht wollen), Vertreter der Bundesländer, die Frauenorganisation und die Partei-Ikone Doris Bures als Repräsentantin des „Realo-Flügels“ mit der ÖVP um die Macht.
Dass Babler trotz der schweren Niederlage am Montag seinen Rücktritt anbieten wird, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Auf eine entsprechende Frage von Journalisten reagierte er am Wahlabend bereits verschnupft: „Danke für die direkte Frage. Die ich sicher so nicht beantworten werde“, sagte Babler sichtlich genervt in der ORF-Elefantenrunde. In der Parteisitzung am Montag wird der Fokus auf inhaltlichen Themen liegen: „Ich mache noch mal klar, worum es geht.“ Die SPÖ wolle Verantwortung übernehmen: „Dabei bleibe ich.“
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