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WIENWOCHE

Jelena Micic: ,,WIENWOCHE ist eine künstlerische Antwort auf globale Herausforderungen“

(Foto: WIENWOCHE/Olesya Kleymenova)

Im Vorfeld des WIENWOCHE 2023 Festivals führten wir ein Gespräch mit Jelena Micic, der Künstlerische Leitung, um mehr über die zentralen Themen, das geplante Programm und die verschiedenen Projekte des Festivals zu erfahren.

KOSMO: Welches Thema haben Sie für das WIENWOCHE Festival 2023 gewählt und wie spiegelt es sich in den verschiedenen Programmen und Projekten des Festivals wider?

Jelena Micic: Das Festivalthema entstand als Reaktion auf die wachsenden Spannungen, die wir Ende letzten Jahres zu spüren begannen, und zwar aufgrund globaler Entwicklungen. Es schien, als ob wir in eine Phase des kalten Krieges zurückkehrten, in eine neue Aufrüstung und Blocktrennung. Plötzlich begannen die Strom- und Gasrechnungen zu steigen und das Energiethema gewann an Aufmerksamkeit, denn es brachte viele in Existenznöte. Die Entscheidungen, die Quellen des Gasbezugs zu wechseln, waren nicht im Interesse der (Nicht)-Bürgerinnen und (Nicht-)Bürger. Daraus entstand auch eine der provokantesten Fragen des offenen Aufrufs: Woher kommt dein Gas?

Niemand von uns kann sich das aussuchen, denn einige Entscheidungen wurden bereits ungefragt getroffen und außerdem stecken wir so tief in diesen internationalen Verstrickungen, dass wir uns gar nicht mehr aussuchen können, auf der einen oder anderen Seite zu stehen. Die angekündigten Tests für den Fall einer nuklearen Katastrophe, dann die Rückkehr zur Kohle und das neue Nachdenken über die Inbetriebnahme von Kraftwerken – die Sonne ist noch immer eine Ressource, deren Energiepotential wir nicht beherrschen.

Wenn aus Angst Wut wird – das ist ein weiterer Satz, den wir als Slogan für unseren offenen Aufruf genutzt haben.

Die Unzufriedenheit wächst, aber es wurde noch keine Methode gefunden, um zu artikulieren, wie es zu einer gesellschaftlichen Veränderung kommen könnte. Wenn wir von Energie reden, müssen wir daran denken, dass auch menschliches Engagement und Arbeit Energien sind, die wir freisetzen müssen.

KOSMO: In einer Erklärung der Kuratorinnen auf der Seite des Festivals werden Kälte und globale Veränderungen angesprochen. Wie lassen sich diese Konzepte auf die künstlerischen und aktivistischen Projekte des Festivals übertragen und warum sind gerade diese Themen wichtig?

Jelena Micic: Kälte hat mehrere Bedeutungen. Von einer Anspielung auf den (neuen) Kalten Krieg über das Verschwinden der Solidarität zwischen ehemaligen Verbündeten bis zum Gefühl einer gesellschaftlichen Distanz, die viele Gemeinschaften in Wien spüren. Die Projekte wollen mit ihren Aktionen vor allem die Situation erwärmen. Radikale Inklusion kann nur dann gelingen, wenn die Teilung zwischen einer Welt, in der der Einzelne im Mittelpunkt steht, und der globalen Mehrheit, beendet wird.

„Wir sind es gewohnt, dass wir grundlegende Menschenrechte ‚verdienen‘ müssen.“

Wenn wir schon davon reden, so ist auch unsere Region in dieser Hinsicht interessant, jedoch noch unzureichend erforscht. Diskriminierung, so wage ich zu sagen, und struktureller Rassismus gegenüber Menschen, die aus dem sogenannten europäischen Ausland, aber nicht aus der Europäischen Union kommen, werden derzeit in ungenügendem Maße diskutiert.

Das WIENWOCHE Team für das Jahr 2023. (Foto: WIENWOCHE/Olesya Kleymenova)

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