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Arbeitskräftemangel

Kein Urlaub wegen Fachkräftemangel? 18.000 offene Stellen im Tourismus

(FOTO: iStock/Heiko119)
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Österreichs Tourismusbranche kämpft mit einem signifikanten Mangel an Arbeitskräften, der durch demografische Veränderungen und hohe Fluktuation verschärft wird.

Johannes Kopf, der Leiter des Arbeitsmarktservice, wies auf ein tief verwurzeltes Problem hin. Im Tourismus ist die Fluktuation so hoch, dass praktisch alle zwei Jahre fast die Hälfte der Belegschaft ausgewechselt werden muss. Zusätzlich zu den ungünstigen Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende, sehen sich Unternehmen mit den Folgen des demografischen Wandels konfrontiert. Erstmals spürt die Arbeitswelt den Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand, während weniger junge Menschen nachrücken.

Die Tourismusindustrie rief als eine der Ersten nach Hilfe, als der Mangel an Arbeitskräften offensichtlich wurde. Obwohl viele Betriebe in Bezug auf Arbeitsqualität hohe Standards in Flexibilität und Anerkennung setzen, entscheiden sich Beschäftigte aus persönlichen Gründen für einen Branchenwechsel. Ende März wurden knapp 9.000 offene Stellen im Tourismus registriert, eine Reduktion um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieser Verringerung, ist die Problematik akut geblieben.

Unentdecktes Potenzial

Die Dunkelziffer der Vakanzen dürfte etwa doppelt so hoch liegen, erläuterte Manfred Katzenschlager von der Wirtschaftskammer Österreich. Rund die Hälfte der Stellen werden über das AMS vermittelt, erklärte Kopf. Robert Seeber aus der Wirtschaftskammer bestätigte, dass die Personalengpässe für 60 Prozent der Unternehmen die größte Herausforderung darstellen, stärker noch als etwa gestiegene Energiekosten.

Drastische Maßnahmen

Die Lage hat bereits zu Angebotseinschränkungen und Schließtagen geführt. In einigen Fällen mussten Skihütten geschlossen bleiben, wie Reinhold Hauk aus der Wirtschaftskammer Salzburg berichtete. Viele Beschäftigte haben zudem während der Pandemie neue Berufswege eingeschlagen. Der Konkurrenzkampf um Arbeitskräfte ist entbrannt, und es besteht das Risiko, dass Betriebe schließen müssen, weil sie kein Personal mehr finden.

Beschäftigungszahlen

Trotz dieser schwierigen Umstände ist die Zahl der Beschäftigten in der Branche leicht gestiegen und auch die Lehrlingszahlen haben zugenommen. Die Branchendynamik zeigt ein gemischtes Bild: Etwa 40 Prozent der Arbeitskräfte kommen aus dem Inland und dem EU-/EWR-Raum, während der Anteil der Drittstaatenangehörigen aufgrund von Kontingenterhöhungen zugenommen hat. Eine vollständige Freigabe der Saisonkontingente wie sie von einigen Seiten gewünscht wird, findet bei Kopf keine Zustimmung, wobei er sich Erleichterungen für EU-Beitrittskandidaten vorstellen kann.