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KOSOVO

Nächstenliebe: Kosovo-Albaner kümmert sich aufopfernd um serbische Oma (VIDEO)

(FOTO: Al Jazeera Twitter)

Wenn es um das serbisch-albanischen Verhältnis geht, stehen oft Spannungen, Anfeindungen und die Komplexität der Beziehungen im Vordergrund. Umso schöner ist es, einmal über die verbindenden, menschlichen und Ethnien-übergreifenden Geschichten berichten zu können.

Genau so eine Geschichte ist die Freundschaft zwischen Fadil Rama und Vladica Dičić. Vladica ist eine 93-jährige Dame und die letzte Bewohnerin eines abgelegenen Bergdorfes im Osten Kosovos. Ihre fünf Kinder haben längst alle den Ort verlassen und leben in Serbien. Da sie schon in die Jahre gekommen und gebrechlich ist, kann sie sich nicht mehr viel bewegen. Der Kosovo-albanische Lebensmittelhändler Fadil Rama aus dem Nachbardorf Stresovz wusste über das Schicksal der Großmutter Bescheid und entschied sich, helfend einzuspringen. Der jüngste Sohn von Vladica hat eine Frau die gelähmt ist und konnte sich nicht mehr um seine Mutter kümmern. „Und ich habe ihm mein Wort gegeben“, sagte Rama gegenüber der Seite BIRN.

Die Geste ist ein starkes Symbol für Zusammenhalt, denn Rama ist Kosovo-Albaner und Dičić ist ein ethnische Serbin. Die Tatsache, dass sie unterschiedlichen Ethnien angehören, hat für die beiden nie eine Rolle gespielt. Für Slobodan, den Sohn von Vladica, steht das Menschliche im Vordergrund, schließlich „sind wir doch alle Menschen“. „Der Krieg hat uns nicht feindselig gemacht, aber er hat uns getrennt und einsamer gemacht, weil die Menschen die Dörfer auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen verlassen haben“, sagte er.

Auch die Pandemie hat Fadil nicht davon abgehalten, sich um die 93-Jährige zu kümmern. Vladica und Fadil verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Als Kind bekam er Verpflegung von ihr: „Ich hatte Brot aus ihren Händen gegessen“. „Er kam immer wieder durch den schweren Schnee hierher, als selbst Vögel sich nicht bewegen konnten“, erzählte die Großmutter.

Ramas Besuche zaubern ihr immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. „Möge Gott ihm helfen, er besucht mich (…). Meine Söhne sind Djoka und Slobodan und er ist mein dritter Sohn“, sagt sie emotional. Sie kann ihren Kopf kaum von ihrem Kissen heben, aber sie küsst Fadils Hand wenn er zu ihr kommt und segnet ihn. Zwei bis dreimal in der Woche kommt der Mann um Vladica zu pflegen und ihr Lebensmittel vorbeizubringen. Die 93-Jährige fühlt sich oft einsam und vermisst Gesellschaft, daher fallen ihr die Abschiede von Fadil oft schwer. „Ich gehe, aber ich komme wieder, auf Wiedersehen“, sagt er ihr. „Weine nicht, ich komme, fürchte dich vor nichts“, fügt er versichernd hinzu.