Start News Panorama
TIEFE TRAUER

Offener Brief von Angelina Jolie anlässlich des Todes von Hatidža Mehmedović

Angelina Jolie besuchte 2014 das Memorial Center in Potocari. Auf ihrer Reise lernte sie auch Hatidža Mehmedović kennen. (Foto: klix)

Die US-Schauspielerin Angelina Jolie hat einen offenen Brief anlässlich des Todes von Hatidža Mehmedović, Vorsitzende des Vereins „Mütter von Srebrenica“ auf CNN veröffentlicht.

Im April 2014 reiste Jolie mit dem britischen Außenminister William Hague nach Bosnien und besuchte die Gedenkstätte Srebrenica in Potocari, Bosnien. Während des Besuchs erklärte Jolie: „Der Einsatz von Vergewaltigung als Kriegswaffe ist eines der grausamsten und schlimmsten dieser Verbrechen gegen Zivilisten. Das ist Vergewaltigung, so brutal, mit so extremer Gewalt, dass es sogar schwer fällt, darüber zu sprechen.“ In einem rührend Brief gewährt sie Hatidža Mehmedović, der Gründerin des Vereins „Mütter von Srebrenica“ die letzte Ehre.

Sie erzählte leise ihre Geschichte
„Ich habe Hatidža Mehmedović vor vier Jahren kennengelernt, als ich das Srebrenica Memorial Center in Potocari besucht habe. Ich erinnere mich gut an unsere Treffen. Im Kreise anderer trauernder Witwen und Müttern von Srebrenica erzählte sie leise ihre Geschichte“, so Jolie.

Hatidža Mehmedović beschrieb ihr Leben vor dem Krieg mit ihrem Ehemann Abdulah und ihren Söhnen Azmir und Almir, die 17 und 16 Jahre alt waren. Sie erzählten von den schrecklichen Tagen im Juli 1995, als sie gewaltsam voneinander getrennt und zusammen mit mindestens achttausend anderen unschuldigen Männern und Jungen in den Tod geschickt wurden. Neben ihren Ehemann und ihren Söhnen verlor Hatidža Mehmedović ihren Vater, zwei Brüder und weitere Familienmitglieder.

Hatidža war etwas Besonderes
Sie erzählte mir, als sie endlich die Überreste ihres Mannes und ihrer Söhne begraben konnte, wurden ihr von ihrem jüngeren Sohn lediglich zwei Knochen überreicht.

Hatidža Mehmedović war auch etwas Besonderes. Sie hat nie um einen besonderen Status gebeten, jedoch sprach sie im Namen aller Mütter von Srebrenica. Sie machte keine Unterschiede zwischen den Opfern, sondern hielt sie Würde. Sie starb viel zu früh, mit gerade einmal 65 Jahren. Ihr Tod wurde durch ihr schweres Schicksal beschleunigt.

Der Beweis für die Tiefe der bosnischen Wunden ist auch die Tatsache, dass Hatidža das Ende des Kampfes für Gerechtigkeit und Sicherheit für die Überlebenden in Srebrenica nicht mehr erlebte. Andere müssen die Last übernehmen, die sie so viele Jahre lang getragen hat. Aber ihr Beispiel wird leben, in der Erinnerung an alle, die sie kannten, und in den Geschichten, die wir alle erzählen sollten, wo auch immer wir leben, so dass die Erinnerung an Srebrenica niemals verblasst.

Es wird Zeiten geben, in denen über zahlreiche Lehren aus dem Genozid von Srebrenica nachgedacht wird und darüber, wozu Hass führen kann. Während der Abschied von Hatidža vorbereitet wird, während ihr Heimatland trauert, erscheint mir der  richtige Moment, um über die Kraft eines Individuums nachzudenken.“