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NEUES KIRCHENOBERHAUPT

Patriarchenwahl in Serbien: Vučić-Gegner oder Befürworter, wer wird’s?

(FOTOS: zVg.)

Heute wird in Serbien der neue Patriarch der Serbisch-orthodoxen Kirche gewählt. Laut Kirchengesetz erfüllen 31 der 47 aktiven bzw. pensionierten Bischöfe (Vladika) die Voraussetzungen um zum neuen Oberhaupt gewählt zu werden.

Seitdem Patriarch Irinej am 20. November vergangenen Jahres an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus verstorben ist (KOSMO berichtete), war die Position des Kirchenoberhauptes unbesetzt. Obwohl theoretisch 31 Bischöfe zum neuen Patriarchen gewählt werden können, so werden nur wenigen hohe Chancen auf das Amt zugerechnet.

In den letzten Monaten werden vor allem folgende Kandidaten heißt gehandelt: der Episkop von Budimlja und Nikšić Joanikije, der Metropolit von Zagreb und Ljubljana Porfirije, der Episkop von Bačka Irinej Bulović, der Episkop von Banja Luka Jefrem, der Episkop der Šumadija Jovan und Mitropolit Vladika Jovan Šumadijski. Auch der Düsseldorfer Episkop Grigorije steht zur Wahl. Aufgrund seiner politischen Aktivität sei sein Wahlgewinn eher unwahrscheinlich.

Kandidaten mit den größten Chancen
Vielerorts wird Irinеј Bulović als wahrscheinlichster neuer Patriarch gehandelt. Der Episkop von Bačka ist ein offener Unterstützer der Russisch-orthodoxen Kirche, sowie des serbischen Staatsoberhauptes Aleksandar Vučić. Innerhalb der Kirche ist Bulović jedoch verschrien, da er als Regimebefürworter gilt. Viele Vučić-Kritiker warnen davor, dass Bulović zum neuen Patriarchen gewählt wird, da dies dem amtierenden serbischen Präsidenten zur „absoluten Kontrolle des Landes – sowohl auf weltlicher als auch geistlicher Ebene“ führen würde.

Als ebenfalls möglicher neuer Patriarch wird der Zagreber und Laibacher Metropolit Porfirije gehandelt. Er äußerte sich mehrfach öffentlich gegen „einen Patriarchen als staatliches Projekt“. Große Unterstützung erhält er auch aus dem Westen.

Der letzte der Top-Kandidaten ist Vladika Jovan Šumadijski. Er ist ein bekanntes Gesicht der Serbisch-orthodoxen Kirche, dürfte jedoch nicht in der Gust der serbischen Regierung stehen. Er war lange in den USA tätig und leitet derzeit jene Eparchie mit den meisten Gläubigen innerhalb der Serbisch-orthodoxen Kirche.

Vučić soll Finger im Spiel haben
Da die Serbisch-orthodoxe Kirche traditionell einen großen Einfluss sowohl innerhalb Serbiens als auch in der Diaspora hat, ist es nicht verwunderlich, dass Regierungen um die Gunst des Kirchenoberhauptes buhlen.

Noch bevor die heutige Wahl gestartet hat, wurden Gerüchte laut, dass das serbische Staatsoberhaupt lobbyiert haben soll, dass sich unter den letzten drei Kandidaten ausschließlich seine Unterstützer befinden. Der neue Patriarch wird übrigens unter den drei Kandidaten mit den meisten Stimmen der Bischöfe per Losverfahren gezogen.