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Reform

Entscheidungen zur Kindergartenbetreuung soll über Bund laufen

(FOTO: iStock/Lordn)
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Die Grünen fordern eine umfassende Reform der Kinderbetreuung in Österreich. Barbara Neßler, Kinder-, Jugend- und Familiensprecherin der Partei, kritisiert die bestehende Struktur und betont die Notwendigkeit, die „gesamte Elementarpädagogik in Bundeskompetenz zu bringen“ oder zumindest einen „aufgabenorientierten Finanzausgleich zu schaffen“.

Die Kindertagesbetreuung bleibt ein brennendes Thema in der politischen Landschaft Österreichs. Gerade aus der Sicht der Grünen scheint es dringend Handlungsbedarf zu geben. Barbara Neßler, Kinder-, Jugend- und Familiensprecherin der Partei, betont: „Österreich verfehlt seit über zehn Jahren die EU-weiten Betreuungsziele und wir haben nach wie vor viel zu wenig Betreuungsangebot bei den Unter-Dreijährigen.

Ganztägige Kinderbetreuung

Laut Neßler ist es an der Zeit, die Länder in die Pflicht zu nehmen, um „endlich eine flächendeckende und ganztägige Kinderbetreuung umzusetzen.“ Sie stellt klar: „Wir können uns den Dornröschenschlaf bei der Kinderbetreuung nicht mehr leisten, und zwar weder aus frauenpolitischer noch aus wirtschaftlicher Sicht.“ In vielen Dörfern und Gemeinden gibt es zu wenige Kinderbetreuungsplätze und die Öffnungszeiten sind oft nicht an die Bedürfnisse der Eltern angepasst.

Elementarpädagogik in Bundeskompetenz

Um das Problem anzugehen, schlägt Neßler vor, die „gesamte Elementarpädagogik in Bundeskompetenz zu bringen“, sodass einheitliche Standards und Leistungen gewährleistet werden können. Eine weitere Möglichkeit sei, „den Bundesländern für genau definierte Standards und Leistungen die Mittel zu refundieren“ – einen sogenannten aufgabenorientierten Finanzausgleich.

‚Mama bleibt eh daheim‘-Mentalität

Die Grünen-Politikerin lässt auch an den konservativen Ansichten einiger politischer Gegner keinen Zweifel: „Mich ärgert diese konservative ‚Mama bleibt eh daheim‘-Mentalität, die jedem Pragmatismus trotzt, extrem“, kritisiert Neßler. Sie fordert ein Umdenken: „Weg vom alten Denken, sonst haben wir in hundert Jahren noch keine Gleichstellung und dafür brauchen wir einen Kinderbetreuungsplatz für jedes Kind, damit Frauen überhaupt die Möglichkeit haben, wieder in die Berufswelt einzusteigen.“

Wirtschaft

Auch die Wirtschaft kommt nicht ungeschoren davon. Gerade Industrielle, Wirtschaftsfunktionäre und Tourismusvertreter, wie Franz Hörl (Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordneter, Tourismussprecher und Seilbahn-Chef) und seine Kollegen, sollten laut Neßler Kämpfer für „ausreichend Kinderbetreuungsplätze mit lebensnahen Öffnungszeiten“ sein, wenn sie tatsächlich etwas gegen den Mitarbeitermangel tun wollen.

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Abschließend begrüßt Neßler die Initiative in Tirol, einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung einzuführen, betont aber auch, dass dazu bisher „nichts auf dem Tisch“ liege. Laut der schwarz-roten Landesregierung soll der Fahrplan für das Vorhaben bis Ende des Jahres stehen und der genaue Bedarf erhoben sein. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die vorgeschlagenen Änderungen umgesetzt werden können.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.