Österreich kämpft mit einem Lehrermangel – 212 Voll- oder Teilzeitstellen sind aktuell noch unbesetzt. In einem Versuch, diese Lücke zu schließen, planen das Bildungs- und Verteidigungsministerium, Soldaten für den Lehrberuf zu gewinnen. Doch dieser unkonventionelle Ansatz stößt auf erhebliche Kritik.
In einem Monat beginnt das neue Schuljahr in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, doch der Lehrermangel bleibt ein dringendes Problem. 212 Stellen im gesamten Land sind immer noch vakant. Die Lösung, so glaubt die Regierung, könnte in Quereinsteigern aus der Armee liegen.
„Klasse Job“
Bildungsminister Martin Polaschek und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) haben eine Initiative namens „Klasse Job“ ins Leben gerufen, die Soldaten für den Lehrberuf gewinnen soll. Nicht nur Milizsoldaten, sondern auch Militärmusiker und Heeressportler sollen in diesem Rahmen angeworben werden.
Die Initiative findet jedoch nicht bei allen Anklang. „Soldat_innen haben in Schulklassen nichts verloren“, kritisiert Nina Mathies vom Vorsitzteam der Österreichischen Hochschülerschaft. Ihrer Meinung nach sind Pädagogen Experten auf ihrem Gebiet, die nicht einfach durch Quereinsteiger ersetzt werden könnten. Polaschek würde anstatt die Expertise und Verantwortung der Lehrkräfte zu wertschätzen, immer mehr auf Quereinsteiger setzen und das Lehramtsstudium dadurch immer unattraktiver machen, so Mathies weiter.
„Scheinlösungen“
Auch Sarah Rossmann aus dem ÖH-Vorsitzteam bemängelt den Schritt. Polaschek sei „überfordert“ und würde zu „Scheinlösungen und kurz gedachter Symptombekämpfung“ greifen. Ihrer Meinung nach müsste stattdessen das Lehramtsstudium und der Lehrberuf attraktiver gemacht werden: „Es braucht bessere Arbeitsbedingungen, eine faire Bezahlung und kleinere Klassen“, fordert sie.
Landesverteidigung im Unterricht
Doch nicht nur die geplante Einbindung von Soldaten stößt auf Kritik. Das Bildungsministerium plant zudem, das Thema Landesverteidigung stärker im Unterricht zu verankern. Mathies sieht hier andere Prioritäten: „Anstatt die Militarisierung im Schulsystem voranzutreiben, sollten endlich große gesellschaftlich relevante Themen wie die Klimakrise oder Antidiskriminierung in den Lehrplänen verankert werden.“
Neues Schuljahr: Lehrermangel bedroht Unterricht im Herbst
Die Regierungspläne werden somit heiß diskutiert. Ob sie jedoch zur Lösung des Lehrermangels beitragen werden, bleibt abzuwarten. Eine umfassende Lehramtsreform, die das Studium attraktiver und zugänglicher macht, ist laut den Kritikern jedenfalls überfällig.
Quelle: OTS BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung
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