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KORREKTUR

Serbischer Krisenstab gesteht: „Die Zahl der Corona-Toten ist in Wirklichkeit drei Mal so hoch“

(FOTO: TANJUG)

Der serbische Epidemiologe und Mitglied des Corona-Krisenstabes der Regierung, Predrag Kon, erklärte, dass man die Anzahl an Corona-Toten nachträglich aktualisieren musste.

Bereits Ende Juni wurde der serbischen Regierung öffentlich vorgeworfen, dass man die wahre Anzahl an Corona-Toten nie veröffentlicht habe. Das Internetportal Balkaninsight verglich damals einige unterschiedliche Corona-Datenbanken und kam zum Schluss, dass die Regierung absichtlich die wahre Anzahl in Infektionen und Toten gefälscht haben soll. In Wirklichkeit sollen die Neuinfektionen und Todesfälle um ein Vielfaches höher gewesen sein.

Krisenstab gab Erklärung ab
Gegenüber dem TV-Sender Max Adria erklärte Predrag Kon, dass die Anzahl an Todesopfern im Lande drei Mal höher gewesen sei, als offiziell angegeben wurde.

„Die Todesfälle können nicht sofort präzise ausgewiesen werden. Dazu muss erst eine gewisse Zeit vergehen, aber das habe ich bereits erklärt“, so der Epidemiologe. „Erst zwei Monate später kommen die Daten zur Todesursache mit der sogenannten Todesbescheinigung. Diese Bescheinigung ist übrigens gesetzlich geregelt“, fügte er hinzu.

Drei Mal so viele Tote
Kon wertete die Daten von März bis Juni aus und kam zu jenen Ergebnissen, welche Balkaninsight bereits Ende Juni veröffentlichte. Dies bedeutet, dass bis Juni drei Mal mehr Menschen in Serbien am Corona-Virus verstarben als offiziell ausgewiesen.

Während die Regierung von 19. März bis 1. Juni insgesamt 244 Todesfälle registrierte, so seien es in Wirklichkeit nun mehr als 600 gewesen. Unter anderem sind 102 Personen an nicht genau definierte Lungenentzündungen gestorben, wobei Kon davon ausgeht, dass es sich um COVID-19 handelt.  „Es handelt sich übrigens um eine persönliche Initiative und keine behördeninterne Kontrolle“, erklärte er die Korrektur der Todeszahlen.

Problem mit der Informatik
Der Experte verteidigte die monatelang falschen Zahlen damit, dass man „das erste Mal mit einem Informatiksystem arbeite“. Und in einem Moment sei dieses System nicht mehr ausreichen präzise gewesen, so Kon. „Ich kann mir jedoch nicht erklären, warum das System bereits bis Mitte Juni nicht genau genug gewesen ist“, betonte das Krisenstabmitglied und fügte hinzu, dass man bis vor der Pandemie eine andere Art der Datenerfassung verwendet habe, die jedoch aufgrund der großen Anzahl an Daten für Corona ungeeignet sei.