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KOMMENTAR

Tag der Arbeit – Wer nicht kämpfen muss, der darf grillen!

Grillen statt kämpfen!
1. Mai - der ehemalige Tag der Arbeit (FOTO: iStock)

Alle gehen zum gewerkschaftlichen Fressen und Saufen. Die Nasenlöcher sind betört vom Grillgeruch, in der Donau wird das Bier gekühlt. Für Lieder über die Arbeiterschaft hat man heute keine Zeit, denn heute darf man endlich entspannen – immerhin ist ein Feiertag.

Über die Arbeit sudern wir sowieso jeden Tag, zwar leise und heimlich unter Kollegen, oder auf der Toilette, wohin man sich verkriecht wenn es einem wiedermal zu viel wird, aber das ist auch eine Art von Protest. Warum sich heute mit Politik, dem 12 Stunden-Tag und ungerechten Arbeitsumständen beschäftigen, wenn man lieber einen Bahama Mama auf der Copa Cagrana genießen kann – dazu eine Shisha und die Welt ist in Ordnung!

Wir fühlen uns heute gut, am „Tag der Arbeit“! Heute mal keine Sklaverei, heute lassen wir uns hängen und genießen das „dolce far niente“. Die Leere, die unter der Woche herrscht, weil man mit der Arbeit und den Bedingungen nicht zufrieden ist, wird heute mit Alkohol und Grillfleisch gefüllt – denn der kleine Mann feiert heute seine Freiheit!

Der 1. Mai wird aber nicht nur von Völlerei und Alkoholismus begleitet, es weht noch immer der Wind von vor 133 Jahren, auch wenn es heute nur noch ein kleiner Föhn zu sein scheint. Damals sorgten massive Proteste der Arbeiterbewegung für die Durchsetzung des Achtstundentages. Auch heute marschieren viele Bürger durch die Straßen und erinnern an den damaligen Klassenkampf. Geht es uns heute gut genug, dass wir uns mit einem „Föhn des Widerstandes“ zufrieden geben können? Haben wir die Schlacht um Verbesserungen in unserer Gesellschaft verloren und wiegen uns in die Arme der Politik, die uns einen freien Tag genehmigt? Geht es uns jetzt gut genug, sodass wir keine Demonstrationen mehr brauchen?

Warum wir unsere Stimme vielleicht doch erheben sollten, lest ihr auf der nächsten Seite!