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KOLLEKTIVES TRAUMA

Ungarisches Denkmal zeigt Teile Kroatiens und Serbiens als „verlorenes Territorium“

(FOTO: Facebook-Screenshot/Viktor Orban, Twitter-Screenshot/Visegrad)

Das Ende des Ersten Weltkrieges bzw. der Vertrag von Trianon reißen bis heute tiefe Wunden in das Herz großungarischer Nationalisten. So auch in jenes von Viktor Orbán, der kürzlich ein Denkmal enthüllte und so mit einem vergangenen Trauma gegenwärtige Politik betreiben möchte.

Am 4. Juni 1920 wurde der Friedensvertrag von Trianon in Paris unterzeichnet. Er steht symbolisch für das Ende von Österreich-Ungarn, womit alte Probleme gelöst, gleichzeitig jedoch auch neue geschaffen wurden. Als einer der Kriegsverlierer wurden Ungarn von einem Tag auf den anderen zwei Drittel des Territoriums abgesprochen und die Grenzen innerhalb Europas neu gezogen.

So bekamen sowohl Österreich, die Tschechoslowakei, das Königreich der Serben-Kroaten und Slowenin als auch Rumänien mehr als 230.000 Quadratkilometer zugesprochen, womit die Größe Ungarns auf rund 93.000 Quadratkilometer schrumpfte und sich die Bevölkerung halbierte.

Provokation der Nachbarstaaten
Ein internationaler politischer Streit rund um dieses Thema bahnte sich bereits vergangenen Monat an, als Orbán anlässlich der Matura im Fach Geschichte ein Bild von Großungarn auf Facebook postete. Rumänien reagierte und erklärte den 4. Juni, den Tag der Vertragsunterzeichnung zum nationalen Feiertag.

Im Gegensatz zu den bilateralen Beziehungen mit Rumänien ist die Kommunikation zwischen Ungarn und Kroatien bzw. Slowenien mäßig gefestigt. Allerdings kann man auch hier von keinen guten Nachbarschaftsbeziehungen sprechen.

14,5 Millionen Euro für neues Denkmal
Auch hundert Jahre nach Unterzeichnung des Vertrages sind dessen Folgen nicht überall bzw. unterschiedlich aufgearbeitet. Während ihn einige Länder bzw. Regionen als Neubeginn betrachten, so löst Trianon in vielen Ungarn die Erinnerung an einen schmerzhaften Verlust hervor.

Und genau dieses Trauma nützt der ungarische Präsident Viktor Orbán, um ethno-nationalistische bzw. großungarische Politik zu betreiben. Pünktlich zum Jahrestag wurde ein neues Denkmal fertig, welches die „amputierten Gebiete Ungarns“ darstellen soll.

Wie BBC berichtet sollen auf dem Monument, welches sich am Boden vor dem Parlament in Budapest befindet, die Namen aller Städte eingraviert sein, die vor Trianon österreich-ungarisches Staatsgebiet waren. „Die Ungerechtigkeit, die uns damals angetan wurde, wird bis in die Ewigkeit andauern. Wunden können heilen, Amputationen jedoch nicht“, so Viktor Orbán 2019 anlässlich des Trianon-Jahrestages.

„Bewusste Verschleierung“
Krisztián Ungváry, ein ungarischer Historiker, erklärte im Interview für die „Deutsche Welle“, dass ein Denkmal als Erinnerung an Trianon „legitim“ sei. Allerdings bezeichnete er die Tatsache, dass alle Städtenamen auf Ungarisch eingraviert wurden als „problematisch“.

Man würde damit bewusst verschleiern, dass Großungarn nur zur Hälfte von Ungarn besiedelt war. „In Städten wie Zagreb haben fast keine Ungarn“, so Ungváry weiter. Gleichzeitig hätten Ungarn in Nachbarstaaten bis heute mit Diskriminierung zu kämpfen.

Quellen & Links: