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INTERVIEW

„Vorgesetzte spuckte uns ins Gesicht“: Wiener Pflegerin Aldijana schmeißt Job hin

(FOTO: iStockphoto)

Die Wiener Intensiv-Pflegerin Aldijana Č. (37) kündigt nach 17 Jahren ihren Job. In einem Interview für „ZackZack“ klagt sie über Missstände im Gesundheitssystem und schlechtes Corona-Management.

Vor rund zwei Wochen beendete die Wienerin ihr Arbeitsverhältnis, da die Umstände noch nie so schlimm gewesen seien, wie es jetzt der Fall ist. Als Intensiv-Pflegerin hatte sie bereits mit mehreren Epidemien zu tun, allerdings habe Corona nun alle Probleme im Gesundheitsbereich noch sichtbarer gemacht.

Aldijana beklagt, dass schon vor der Pandemie großer Personalmangel in der Pflegebranche vorherrschte. Auch die administrativen Aufgaben würden stets mehr werden, was auf Kosten der Patientenbetreuung gehe.

Lockdown, eine „Augenauswischerei“

Covid war dann vorerst der Grund, dass man bleibt. Viele von uns und auch ich haben sich da verpflichtet gefühlt, auch der Gesellschaft gegenüber“, so die Pflegerin gegenüber „ZackZack“. Dennoch habe sie sich jetzt dazu entschieden, nach 17 Jahren das Handtuch zu werfen, da es „ein großer Teil der Gesellschaft nicht mehr verdient“ habe. Besonders verärgert ist die Wienerin über die Tatsache, dass man im Lockdown über Schulschließungen diskutiere, während andere wiederum auf Corona-Demos gehen. Das enttäuscht mich und macht mich ehrlich gesagt auch wütend“, fügte sie hinzu.

Viele würden sich laut Aldijana nicht mehr an die Regeln halten und aus Trotz Privatpartys feiern, weshalb der derzeitige Lockdown eine Augenauswischerei sei und kein richtiger Lockdown.

Mehrere Pfleger bereits gekündigt

Ihr Fall sei außerdem kein Einzelfall. Seit Jänner hätten bereits zwölf Mitarbeiter in ihrer Station gekündigt. Die Wienerin betont, dass die personelle Fluktuation immer groß gewesen sei, allerdings bringen ständige Neuanstellungen auch Probleme mit sich. „Jemand, der neu ist, ist nicht gleich zu 100 Prozent einsetzbar, verständlich. Ein Teufelskreis, aus dem man nicht mehr herauskommt.“

Besonders problematisch sei auch die Tatsache, dass die Arbeitsbedingungen immer schlechter wurden. Ständiges Einspringen und Personalmangel bei Krankenständen machten den Pflegern schwer zu schaffen. Und jede Überstunde sei unmöglich gewesen, abzubauen, da es an allen Ecken und Enden fehlte.

Auch wenn es dem Pflegepersonal nicht primär ums Gehalt ginge, so erlebten Aldijana und ihre Kollegen einen herben Rückschlag vonseiten ihrer Vorgesetzten, als die um eine Ausbezahlung der Überstunden baten. „Das wären dann netto monatlich oft mal 200 Euro zusätzlich am Konto, ein gutes Geld. Doch das wurde einfach abgelehnt. Da spuckt einem die eigene Vorgesetzte ins Gesicht, mit dem Argument: ‚Geld alleine macht nicht glücklich‘.“

„Ich bleibe in der Pflege, aber nicht auf der Intensiv“

Zwei Jahre Corona-Pandemie haben an den Kräften des Personals gezehrt. Die 37-Jährige wird jedoch den Beruf nicht komplett aufgeben. Vielmehr plant sie zur Gemeinde zurückzugehen, jedoch nicht in den Intensivbereich. „Das mache ich jetzt während Corona psychisch nicht mehr mit“, betont die Wienerin und fügte hinzu, dass sie eine Auszeit brauche.

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