Der amtierende Präsident Zoran Milanovic tritt bei der Präsidentschaftswahl als Favorit in einem achtköpfigen Kandidatenfeld an, unterstützt von der oppositionellen Sozialdemokratischen Partei (SDP). Zugleich trübt ein Amoklauf an einer Zagreber Schule die Stimmung im Vorfeld der Wahl.
Auch in der voraussichtlich notwendigen Stichwahl, die bereits für den 9. Januar angekündigt ist, dürfte der selbstbewusste Amtsinhaber Milanovic laut Umfragen mit einem deutlichen Sieg und einer Verlängerung seiner Amtszeit rechnen. Überraschungen werden nur begrenzt erwartet, wie der frühere Staatschef Ivo Josipovic ebenso betont wie Zagreber Analysten und Meinungsforscher: „Klar ist, dass Milanovic der Favorit dieser Wahlen ist und von den Wählern als Person erlebt wird, der die Opposition stützt. Er ist ein Einigungsfaktor für alle, die nicht auf der Seite der Regierung stehen.“
Spannungen im Vorfeld der Wahl
Der Wahlkampf zeigt sich angesichts Milanovics kontroversem Stil und seiner vermeintlichen Alleinstellung als Einiger der oppositionellen Kräfte stark polarisiert. Milanovics politisches Vorgehen, geprägt von Auseinandersetzungen mit dem Regierungschef Andrej Plenkovic von der konservativen HDZ, schlägt sowohl national als auch international hohe Wellen. Trotz der Debatten um seinen Führungsstil liegen die Umfragen klar auf seiner Seite, mit einem Vorsprung vor seinem Hauptkonkurrenten Dragan Primorac, der von der HDZ nominiert wurde.
Herausforderungen und Skandale
Eine Serie von Korruptionsskandalen belastet die regierende HDZ und bietet Milanovic mit seiner Plattform gegen Korruption Auftrieb. In der Regierungszeit von Premier Plenkovic sind bereits über 30 Ministerielle aufgrund von rechtlichen Vorwürfen zurückgetreten. Besonders aufsehenerregend war der Fall des Gesundheitsministers Vili Beros, der Mitte November wegen Bestechungsverdachts inhaftiert wurde. Diese Umstände gestalten Primoracs Wahlkampf herausfordernd.
Milanovic polarisiert nicht nur durch sein politisches Auftreten, sondern auch durch seine Positionen gegenüber den Nachbarn Serbien und Bosnien-Herzegowina. Seine Handlungen, die ihm eine „Russophilie“ nachsagen, und seine Abneigung gegen eine kroatische Beteiligung im Ukrainekonflikt, verstärken sein umstrittenes Image. Auch innerhalb der kroatischen Gesellschaft wird er verschiedentlich wahrgenommen – als unbequemer Staatsmann, der vor Konflikten nicht zurückschreckt.
Die Wahl, die am heute stattfindet, wird unter diesen Spannungen und Themen ausgetragen. Dabei steht Kroatien vor der Herausforderung, zwischen nationalen und internationalen Interessen eine ausgewogene Politik zu etablieren. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Milanovic seine Amtszeit verlängern kann oder ob die HDZ um Primorac Boden gutmacht. Entweder bei dieser Wahlrunde oder bei einer möglichen Stichwahl am 9. Januar wird sich der neue politische Kurs Kroatiens entscheiden.
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