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MEINUNGSFREIHEIT

Wo Pressfreiheit endet: Journalist aus Banja Luka vor Wohnhaus brutal verprügelt

Pressefreiheit Vladimir Kovačević
In Banja Luka wurde der Journalist Vladimir Kovačević brutal verprügelt. (Foto: Twitter/Vladimir Kovačević )

Ein Mitarbeiter des bosnischen TV-Senders BN hatte über eine Protestkundgebung in Banja Luka berichtet. Er wurde vor seinem Wohnhaus verprügelt.

Der Journalist Vladimir Kovačević, aus Banja Luka, arbeitet für den bosnisch-serbischen TV-Sender BN. Am Sonntagabend wurde Kovačević vor seinem Wohnhaus verprügelt. Der Mann wurde mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus in Banja Luka eingeliefert eingeliefert. Zwei Unbekannte sollen auf Kovačević mit Stöcken eingeschlagen haben.

Symbol für Ungerechtigkeit
Am Montag strahlte der TV-Sender seine Nachrichten mit verdunkeltem Bildschirm aus und forderte die Polizei auf, die Angreifer festzunehmen. Seit längerer Zeit hetzen „bestimmte politische Kreise“ gegen die Mitarbeiter des Senders, heißt es laut BN. Vladimir Kovačević hatte vor dem Angriff eine Protestkundgebung für David Dragicevic in Banja Luka verfolgt. Mit der Kundgebung wollten die Organisatoren auf die ungeklärten Todesumstände des Elektrotechnik-Studenten aufmerksam machen.

Die Polizei führte den Tod Dragicevics auf Selbstmord zurück. Die Familie des Verstorbenen zweifelt die offiziellen Befunde jedoch an. Sie pochen auf neue Ermittlungen bezüglich der Todesurache. Seit März 2018, dem tragischen Tod von David Dragicevic, werden Protestaktionen unter dem Motto „Gerechtigkeit für David“ abgehalten. Auch in Wien wurden ähnliche Aktionen gestartet, an denen auch die Eltern von David Dragicevic teilgenommen haben. David Dragicevic wurde zu einem Symbol für Korruption und Ungerechtigkeit in Bosnien-Herzegowina.

Lange Schatten auf bosnische Pressefreiheit
Die Berichterstattung über die Protestaktion wurde durch den Vorfall in Banja Luka überschattet. Mit der brutalen Attacke auf den Journalisten Kovačević wirft einen langen Schatten auf die Pressefreiheit in Bosnien-Herzgowina. Die Europäische Union verurteilte den Angriff auf Vladimir Kovačević scharf. Man werde die Medienfreiheit des Landes, hinsichtlich des Antrags auf EU-Mitgliedschaft Bosniens, genauer verfolgen.

Vladimir Kovačević veröffentlichte ein Foto von seinem blutigen Gesicht auf Twitter. „Die beiden Angreifer wussten eindeutig, wo ich wohnte … als ich an ihnen vorbeikam, begannen sie mich brutal zu schlagen“, schrieb Kovačević.

40 Angriffe auf Journalisten
Der Vorfall löste einen Aufschrei unter den lokalen Medien aus. Viele Journalisten aus Banja Luka haben sich versammelt, um auf die Gewalt gegen Journalisten aufmerksam zu machen. „Einer von uns wurde angegriffen“, so der Präsident des bosnischen Journalistenverbandes, Marko Divkovic. „Es sieht wie ein Fall von organisiertem Terror von Politikern, der Justiz und der Polizei aus“, sagte Divkovic und fügte hinzu, dass er vor den Wahlen am 7. Oktober mehr Probleme für bosnische Journalisten fürchte.

Wahlen im Oktober
Des Weiteren betonte er, dass heuer über 40 Angriffe auf Journalisten registriert wurden. Reporter seien in Bosnien-Herzegowina, einem Land mit einem stark polarisierten politischen Klima, regelmäßig verbalen Angriffen, Drohungen und Verleumdungsklagen ausgesetzt. Der Präsident des bosnischen Landesteils Republika Srpska, Milorad Dodik, verurteilte den Angriff an den Journalisten als „Angriff auf die Redefreiheit“. Ausgerechnet der Sender BN darf aus dem Palast des RS-Präsidenten, aufgrund eines Verbotes, nicht berichten.