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ÜBERQUALIFIZIERT

AMS zwingt Doktor als Rezeptionist zu arbeiten

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(FOTO: iStock)

Trotz akademischen Doktortitel soll ein Arbeitsloser, wenn es nach dem AMS geht, eine Anstellung als Rezeptionist annehmen, wofür er jedoch überqualifiziert ist.

In Zeiten von Corona ist die Suche nach der Arbeit umso schwerer und das trifft die österreichische Bevölkerung sehr. Damit hat auch ein arbeitsloser Wiener zu kämpfen, der trotz akademischem Abschluss nun einen Job als Rezeptionist annehmen soll, wenn es nach dem Arbeitsmarkservice geht.

„Als Akademiker mit einem Doktortitel in Physik ist es nicht sehr leicht, eine geeignete Arbeitsstelle in Wien zu bekommen. Ich habe selbstständig immer nach Arbeit gesucht und mich bei unzähligen Stellen beworben, aber leider immer eine Absage bekommen.“ erzählt der Arbeitslose.

Überqualifiziert:
Nach dem ersten Lockdown im März, empfand der Mann die AMS-Kontrolltermine als sehr belastend. „Ich habe einen Jobvorschlag als Rezeptionist bei einem Hotel und auch bei einer Verwaltungsstelle bekommen, wo ich Briefe einsortieren sollte. Dafür bin ich aber überqualifiziert.“, sagt der Arbeitssuchende.

Trotzdem sollte sich der Mann innerhalb von acht Tagen bewerben, ansonsten würde das AMS ihm alle Leistungen streichen. „Mein Betreuer meinte nur, dass ich alles annehmen muss, was mir vorgeschlagen wird“, berichtet er. „Sie haben mir aber nur Vorschläge geschickt, die auf Maturanten zugeschnitten sind. Deshalb hab ich mich nicht auf die Stellen beworben.“ Darauf soll der Betreuer allerdings nicht eingegangen sein, womit die Leistungen seit August gestrichen wurden.

Kein Berufsschutz bei Notstandshilfe:
„Wir haben dem Herrn Dr. seit einiger Zeit Stellen aus allen Bereichen des Arbeitsmarkts vermittelt und es im vorliegenden Fall als passend erachtet, ihm einen Job, der gutes Auftreten, Weltgewandtheit und Eloquenz erfordert, anzubieten.“, sagt Sebastian Paulick, Pressesprecher des Arbeitsmarktservice Wien. „Selbstverständlich wäre er verpflichtet gewesen, sich auch für diese Stellen zu bewerben. Als er das nicht getan hat, haben wir ihn aufgefordert, zur Abklärung zu einem Gespräch zu seiner AMS-Geschäftsstelle zu kommen. Auch das hat er nicht getan.“

Aus Rücksicht auf diese ungewöhnlichen Zeiten würde das AMS Wien die angehaltenen Geldleistungen nun auszahlen wollen, so Paulick. „Allerdings müsste der Arbeitssuchende Kontakt zu seiner AMS-Geschäftsstelle aufnehmen, sodass wir alles Nötige abklären und ihn weiter in Richtung Jobvermittlung betreuen können. Ich bitte nochmals um Verständnis dafür, dass das auch ein Job außerhalb seines akademischen Arbeitsbereichs sein kann.“