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Arsenović: „Wir bringen die BKS-Community in die Politik “

Hans_Arsenovic
Foto: KOSMO

Hans Arsenović sitzt seit dem 25. Oktober 2019 im Wiener Landtag.

Der langjährige Sprecher der Grünen Wirtschaft rückte damals für Faika El-Nagashi nach, die in den Nationalrat wechselte. Auch nach der Wien-Wahl möchte Arsenović weiterhin im Landtag sitzen und ist die letzten Wochen nonstop im Wahlkampf unterwegs. Vor kurzem wurde auch die parteieigene Initiative „Grüne Jugös“ vorgestellt. Im Gespräch mit KOSMO verrät Arsenović, wieso diese ein Durchbruch ist, warum Alma Zadić für die „Grünen Jugös“ so wichtig ist und was er in den nächsten fünf Jahren im Landtag erreichen will.

KOSMO: Ihr habt vor kurzem die Initiative Grüne Jugös vorgestellt. Was steckt dahinter?
Arsenović:
Wir wollen mit der Initiative ein klares Zeichen für die politische Partizipation unserer Leute setzen. Und auch der österreichischen politischen Landschaft signalisieren, dass wir angekommen sind. Mir kommt aber vor, wir sind die einzigen die auf die B/K/S-Community und ihre Bedürfnisse schaut! Schließlich reden wir da von 200.000 Menschen alleine in Wien. Alma Zadić ist die erste Ministerin mit BKS-Hintergrund und ich nach der Wahl sehr wahrscheinlich der einzige im Landtag, der einen Hintergrund in der BKS-Community hat. Das ist im Gesamten gesehen traurig, dass trotz der riesigen Größe der Community in Wien so wenig Leute politische Ämter haben. Das wollen wir mit den Grünen Jugös ändern.

Was für eine Rolle spielt Alma Zadić darin?
Alma unterstützt uns, wo sie nur kann. Und gerade ihr Beispiel zeigt, was alles möglich ist, wenn wir Partizipation und Inklusion zulassen. Sie war bereits im Nationalratswahlkampf sehr aktiv und mit uns auf der Ottakringer Straße unterwegs. Im jetzigen Wahlkampf war sie auch bei mehreren Terminen da. Die Leute auf der Straße erleben und spüren, dass ihr die Ex-Yu-Community am Herzen liegt. Viele sagen: „A, ona je naša“ („Ach, sie ist eine von uns!“).

Zum Wahlkampf der Grünen Jugös – hier zu sehen in Favoriten – gehört auch das Kolo-Tanzen. Video: Grüne Jugös

Eure „Grüne Jugös“-T-Shirts in den Versionen „Ajde, wählen“ und „Hajde, wählen“ sind ein echter Eye-Catcher. Wie sieht der Wahlkampf auf der Straße aus?
Wir tauschen uns viel aus mit den BürgerInnen, plaudern und haben eine intensive, aber auch eine schöne Zeit. Es kommt schon mal vor, dass wir auch Kolo tanzen oder zu „Đurđevdan“ oder Lepa-Brena-Hits abgehen. Aber gleichzeitig gehe ich auch viel in die Geschäfte und versuche für unsere Wirtschaftstreibenden dazu sein, wenn es um die Corona-Hilfsfonds geht. In Wien kommen jetzt auch 3 Millionen Euro für die Clubs, von denen viele gerade in der Balkan-Community sind. Wir wachsen langsam, endlich zusammen, ohne dabei einen billigen, spaltenden Community-Wahlkampf wie den zu führen, den die FPÖ z.B. jahrelang in der serbischen Community geführt hat.

Die FPÖ hat bei der letzten Wahl mit Erfolg serbische Stimmen gewinnen können. Glaubst Du, dass die FPÖ noch immer dieses Stimmpotenzial hat wie letztes Mal?
Ich glaube, dieser Zug ist mit der Zersplitterung der rechten Parteien abgefahren. Ich merke das auch auf der Straße. Die Leute fühlen sich im Stich gelassen von den Blauen, weil die ihnen so viel versprochen haben, aber nicht wirklich etwas substanzielles für die Community geändert haben.

„HAJDE WÄHLEN“: Eine neue Bewegung soll Verbesserungen für die Ex-Yu-Community bringen.

Gepostet von KOSMO am Sonntag, 27. September 2020

Die FPÖ hat sehr auf einen „nationalen“ Community-Wahlkampf gesetzt. Ihr verwendet das vereinende Wort „Jugos“. Wer sind eure Zielgruppen in der Community und wer springt am meisten auf die Grünen an?
Es tut sich unglaublich viel bei uns, wenn es um die sogenannte BKS-Community geht. Vor allem urbanes, aber auch vor allem eben weibliches Publikum ist bei uns stark vertreten. Es ist schon bemerkbar, dass vor allem gebildete Menschen aus unserer Community die Nähe zu den Grünen suchen, aber auch Mitglieder der LGBTQ-Community zum Beispiel. Gleichzeitig versuchen wir natürlich auch in andere Milieus reinzukommen und zu überzeugen. Ja, auch den jungen Automechaniker-Lehrling mit BMW. Was die Art des Community-Wahlkampfs angeht, ist es klar, dass wir keine Nationalisten ansprechen wollen. Diese haben bei uns nichts verloren.

Wahlkampf in Ottakring: „Es ist nicht vertretbar, dass 1/3 aller Wienerinnen und Wiener noch immer kein Wahlhrecht hat“, so Arsenović.

Du bist in Wien-Stammersdorf aufgewachsen und bist ein Wiener durch und durch. Wie groß ist dein Bezug zur BKS-Community?
Ich bin bei meiner Mutter, die eine Bäuerin war, aufgewachsen. Sie ist Österreicherin und mein Vater ist Serbe aus Novi Sad. Ich habe als Kleinkind und Teenager natürlich auch regelmäßig Kontakt nach unten gehabt, wir sind auch runtergefahren, aber mit 18, 19 habe ich mich dann noch mehr für meine Wurzeln und meinen Familienbackground interessiert. Ich bin als Kleinkind mit vielen Einheimischen aufgewachsen, aber wenn ich zum Amt ging, hab ich immer wieder gespürt, was es heißt einen ausländischen Namen zu haben. In den 70er und 80er Jahren gab es viele Vorurteile gegen die Ex-Yu-Community. Wenn die Beamtin meinen Namen gelesen hat und das -Ić ausgesprochen hat, dann kam immer wieder dieser Blick: „Aha, Jugo“. Ich glaube, dass sich das heute wesentlich geändert hat. Aber es gibt immer noch Luft nach oben. Deswegen auch die Initiative Grüne Jugös.

Mittlerweile versuchen Rechtspopulisten gemeinsam gegen z.B. Muslime zu hetzten und dabei auch Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien zu gewinnen?
Das sind die gleichen, die vorher – im letzten Jahrhundert – genauso schlecht über unsere ZuwandererInnen gerdet haben. Das gleiche war ja auch mit den Einwanderern aus Tschechien, die damals als „bessere Ausländer“ galten. Wir müssen weg von dieser Logik und Wien tut in diese Richtung sehr viel. Wir dürfen uns nicht spalten lassen als Gesellschaft und gemeinsam schauen, dass wir eine gute Zukunft haben.

Du bist auf der Landesliste auf Platz 16. Wirst Du den Einzug schaffen?
Fix ist nichts bei einer Wahl, aber wir lassen unsere Arbeit sprechen und hoffen, dass diese honoriert wird. Mit 13,5% der Stimmen bin ich fix drinnen. In Floridsdorf, als Spitzenkandidat, bräuchten wir ein Ergebnis von 8 bis 9 Prozent, damit ich auch in den Landtag komme. Wir schaffen das. Gemeinsam.