Start Blog
GESCHICHTE

Balkan Stories: Der Frühling nach dem langen Winter

Längst geht es um mehr

Nicht zuletzt die panische Reaktion der Regierung auf die Proteste lassen diese Forderungen längst wie Schnee von gestern erscheinen.

Der meistgehörte Ruf auf dieser Demonstration ist: „Vučiću odlazi“.

„Vučić, trete zurück“.

Irgendwer irgendwo in dieser unüberschaubaren Masse macht das Licht seines Mobiltelefons an.

Zehntausende machen spontan mit, halten ihre Telefone in die Höhe wie Kerzen.

Wie eine Welle breiten sich die kleinen Lichter von einem Ende der Demonstration zum anderen aus, und wieder zurück.

Längst ist die Anspannung von Beginn einem fröhlichen Selbstvertrauen gewichen.

Diese Masse entwickelt ein Bewusstsein ihrer selbst und ihrer Macht – so prekär und vorübergehend die auch sein mag.

Die Polizei hat sich praktisch völlig zurückgezogen.

Nur jeweils ein, zwei Polizisten blockieren die Straßen, die den Demozug queren.

Wohl eine bewusste Deeskalationsmaßnahme.

Zudem sind große Mengen an Polizisten damit beschäftigt, die Bauernproteste in ganz Serbien zu kontrollieren.

Seit mittlerweile vier Tagen blockieren Serbiens Bauern mit ihren Traktoren wichtige Straßenknotenpunkte und Brücken.

Mit einer vergleichsweise geringen Anzahl von Menschen verursachen sie ein Verkehrschaos in mehreren größeren Städten im Land.

Eine äußerst effektive Methode, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen – unter anderem der nach mehr Subventionen.

Die Flucht nach vorne

In all dem Chaos versucht Aleksandar Vučić die Flucht nach vorne.

Parallel zur Massendemonstration gegen sein Regime lud er Anhänger seiner klerikalnationalistischen Partei SNS zu einer Großveranstaltung im Stadtzentrum von Pančevo am Stadtrand von Beograd.

Hier kündigte er Neuwahlen für das serbische Parlament an. „Serbien ist voller Revolution“, sollte ihn am Samstag die regimenahe Tageszeitung Novosti zitieren. „Ohne Wahlen gibt es keine Regierung“.

Er selbst will sich keinen Neuwahlen stellen.

Die Polizei sicherte die Veranstaltung der Regierungspartei – immerhin waren weite Teile der Stadt wie am Tag zuvor durch die Bauernproteste blockiert worden.

Lesen Sie mehr auf der nächsten Seite!