Ein 72-jähriger Mann aus den Niederlanden lebte 631 Tage mit einer aktiven Sars-CoV-2-Infektion, ein Zustand, bei dem der Begriff „long Covid“ wohl auch zutreffend wäre. Er starb letztendlich an seiner Primärerkrankung. Dieser außergewöhnliche medizinische Fall soll nun auf einem Kongress in Barcelona von einem Ärzteteam um Magda Vergouwe präsentiert werden.
Immunschwäche
Der Patient litt an einer schweren Immunschwäche infolge eines myelodysplastischen/myeloproliferativen Syndroms und einer darauffolgenden Stammzelltransplantation. Später entwickelte er ein Lymphom, wodurch er Medikamente bekam, die seine B-Zellen – und damit die Produzenten der Antikörper – zerstörten. Trotz mehrfacher Impfungen konnte bei ihm keine wirksame Immunantwort gegen das Virus festgestellt werden. Sein Schicksal verdeutlich die Gefahren andauernder Covid-19-Infektionen bei immungeschwächten Personen.
Eine Infektion ohne Ende
Das Immunsystem des Mannes war nicht in der Lage, die Infektion zu besiegen. Das führte dazu, dass er im Februar 2022 in die Uniklinik Amsterdam eingeliefert wurde. Wiederholte Therapieansätze zeigten keine Wirkung gegen die Omikron-Variante BA.1.17 – jene Coronaform, mit der er infiziert war. Die folgenden Monate waren geprägt von Krankenhausaufenthalten, während denen sein Zustand immer wieder kritisch wurde, teils aufgrund von Komplikationen durch Covid-19, teils durch seine Grunderkrankung.
Mutationen des Virus
Die Ärzte überwachten kontinuierlich die Veränderungen des Virus in seinem Körper. Analysen im September 2023 enthüllten über 50 Mutationen, im Vergleich zu anderen BA.1-Varianten, im Körper des Patienten. Einige davon mit dem Potenzial, dem Immunsystem noch effektiver zu entgehen. Dies unterstreicht das Risiko, das von langanhaltenden Infektionen bei immunsupprimierten Personen ausgeht, und zeigt, wie essentiell eine kontinuierliche Überwachung für die Identifizierung neuer Virusmutationen ist.
Die Balance zwischen Isolation und Menschlichkeit
Aufgrund seines Zustands verbrachte der Mann viele Tage in Isolation, umgeben von medizinischem Personal in Schutzkleidung – eine Erfahrung, die seine Lebensqualität deutlich minderte. Die behandelnden Ärzte weisen auf eine schwierige Abwägung hin: Einerseits muss das Risiko einer Weiterverbreitung des Virus minimiert werden, andererseits muss die Lebensqualität der betroffenen Patienten berücksichtigt werden.
Ein einsames Ende
Der 72-Jährige steckte trotz des langen Leidenswegs niemanden an und starb letztlich an den Folgen seiner Primärerkrankung, nicht am Virus selbst.
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