Vom Symbol der blutigen Kampfe der Arbeiterbewegung, den roten Nelken, die an die tragischen Ereignisse des 1. Mai 1886 in den Straßen Chicagos erinnern, wo Arbeiter für den Achtstundentag ihr Leben ließen, bis hin zu heutigen Maifesten mit Grillaroma und der Hoffnung auf Regenfreiheit: Der Internationale Tag der Arbeit hat im Laufe der Zeit viele Veränderungen erlebt.

In Belgrad (Serbien), wo dieser Tag seit 1893 gefeiert wird, hat sich der Charakter des 1. Mais von Protestversammlungen und Mitings fur bessere Arbeitsbedingungen hin zu einem Fest des Proletariats gewandelt.
Die Evolution des 1. Mais in Belgrad
Nach den Zerstörungen des Krieges gab es in der ehemaligen sozialistischen Republik Jugoslawien keinen Gegner mehr, gegen den man hatte protestieren können. So wurde der 1. Mai in der neuen Freiheit zur Feierlichkeit des Proletariats. Bis in die 1970er Jahre hinein war der Tag der Arbeit geprägt von kulturellen Veranstaltungen und einem Geist des Kollektivismus und der Solidarität. Wer an diesem staatlichen Feiertag arbeitete, erhielt eine zusätzliche Vergütung, die bis zur Hälfte des Monatslohns betragen konnte.
Der 1. Mai zahlte damals zu den beliebtesten Festtagen und begann bereits am Vorabend mit Lagerfeuern und Gemeinschaft. Aus diesem Brauch entwickelte sich der „Prvomajski uranak“, das traditionelle Maifeuer, das den Feiertag und das Treffen der arbeitenden Menschen im Morgengrauen einleitete.
Mit dem Aufkommen und der Popularität des Autos in den 70er Jahren veränderte sich auch dieser Brauch leicht: Anstelle eines nächtlichen Wachbleibens fuhren die Menschen früh morgens in die Natur, entzündeten dort den Grill und genossen mit Musik aus dem Autoradio kalte Getränke.
Ovako se nekad slavio Prvi maj … https://t.co/CLKo1Nc1Pu pic.twitter.com/z0PZeGKDvG
— Tuzla Times (@TuzlaTimes1) April 17, 2013
Die 80er und 90er: Von Paraden zu Shoppingtouren
Wahrend der 80er und 90er Jahre, vor dem Ende des Kalten Krieges, begann die kapitalistische Wirtschaft ihren Weg in das damalige sozialistische Jugoslawien zu bahnen. Erste Gehaltsverzögerungen und ein Rückgang der Kaufkraft der Arbeiter wurden spürbar. Die traditionellen Prvomajske-Paraden fanden nicht mehr statt, und die freien Tage wurden für Shopping-Trips nach Griechenland und Triest (Italien) genutzt, um dort „mehr für weniger Geld“ zu erwerben.
Diese Zeit markierte den Beginn eines tief greifenden Wandels. Am Ende des 20. Jahrhunderts befand sich die Arbeiterklasse in einer prekären Situation und statt zur Arbeit gingen viele in den Krieg. Die Lohne reichten kaum mehr für das Nötigste, und Arbeitstage unterschieden sich kaum noch von freien Tagen.
Heutige Feierlichkeiten: Ein Hauch von Optimismus
Der 1. Mai wurde zunehmend im privaten Kreis begangen, eher selten fand man sich noch auf Ausflügen ein. Der Eintritt in das neue Jahrtausend brachte allerdings leichte Veränderungen mit sich. Viele verloren ihre Arbeitsplatze und das Geld für große Feiern fehlte. War jedoch etwas Geld vorhanden, wurde dies für kleine, symbolische Gesten genutzt. Die Transformationsphase war in vollem Gange.
In den letzten Jahren hat sich das Bild wieder gewandelt. Die Tradition des „Prvomajski uranak“ und des Grillens erlebt eine Renaissance. Der Weg zu nahegelegenen Ausflugszielen, begleitet von Musik und Gesang, wird wieder vermehrt angetreten.

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