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STREETART SZENE

Calligraffiti: Die poetische Schönheit der Straßenkunst

In seinen Werken steckt immer eine Botschaft. Dieses Graffiti in Linz zeigt die Blume der Erinnerung an Srebrenica. (Foto: Asma Aiad)

Wenn man Kalligrafie und Graffiti mit einander kombiniert entsteht eine neue Kunstform. Calligraffiti heißt das Ganze und wird vom Wiener Calimaat El-Bedouiné praktiziert. Dabei greift der Künstler und Grafikdesigner zu Pinsel und Besen. 

In der Street-Szene gibt es eine neue Stilrichtung, nämlich Calligraffiti. Die traditionelle Kunst des Schreibens trifft auf die Moderne. Arabische Schriftzüge, elegant geschwungen auf Böden, Wänden oder Zügen, erstrecken sich in verschiedensten Farben und Formen. Auch einige Straßen in Wien haben ein neues Face-Lifting abbekommen. Diese Kunstform ist eine Kombination aus Kalligrafie, Graffiti und Typografie, die sich einer großen Beliebtheit unter Jugendlichen erfreut. „Kalligraphie ist die perfekte ästhetische Ausgewogenheit, Graffiti bzw. Street Art ist genau das Gegenteil. In der Praxis muss man die „goldene Mitte“ der beiden Kunstformen verbinden“, erzählt der 24-jährige Künstler, Calimaat El-Bedouiné. Der Beduinen-Künstler, wie er sich selbst nennt, wandert zwischen zwei Welten.

In Wien geboren, mit Wurzeln am Balkan, musste der Grafikdesigner auch negative Erfahrungen, vor allem in der Schule machen. Sei es wegen dem Name oder der religiösen Zugehörigkeit, musste er rassistische Aussagen seitens der Lehrer einstecken. „Ich halte viele Workshops und versuche die Teilnehmer zu motivieren ihre Träume und Ziele im Leben zu verwirklichen. Wir haben verschiedene Kulturen, Religionen, Hautfarben und unterschiedliche Fähigkeiten, aber wir sind ein Teil dieser Gesellschaft“, so Calimaat.

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Saša Jelesić (39) ist in unserer Community kein unbekanntes Gesicht. Bereits mehrere Jahre hat der aus Šabac (Serbien) stammende Tätowierer ein eigenes Studio in der Ottakringer Straße 31.

 

Seit seinen Teenager-Zeiten beschäftigt er sich mit der arabischen Schrift und Sprache. Im Selbststudium lernte er die schwungvollen Linien und Schriftzüge der Kalligrafie. Sein Anfang gestaltete sich schwierig. Oft saß er vier bis fünf Tage um einen Buchstaben perfekt hinzubekommen. Nun schwingt er ab und zu statt dem Pinsel auch mal den Besen um größere Flächen künstlerisch zu gestalten.

Vorbild in der Szene sei für ihn der französisch-tunesischer Künstler eL Seed. In dessen Werken verbinden sich die Gegensätze zweier Kulturen, einerseits die Poesie der arabischen Schrift, andererseits die rauen Kanten des Graffiti. Genau das möchte auch der Wiener Calimaat mit seiner Kunst erreichen. „Es gibt verschiedene Buchstaben, jeder von ihnen steht alleine, verbindet man diese Individuen, entfaltet sich eine Schönheit. Ähnlich ist es auch mit Menschen, wenn wir uns vereinen können wir viel mehr für dieses Land erreichen“, sagt Calimaat El-Bedouiné.