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Millionen-Paket

Deutsch-Offensive! Wiederkehr stockt Sprachförderung massiv auf

Bildungsminister Christoph Wiederkehr.
FOTO: BKA/Andy Wenzel

Die Aufstockung der Deutschförderung an Schulen bringt eine massive Budgeterhöhung auf 108 Millionen Euro. Die Lehrerplanstellen werden mehr als verdoppelt und erstmals bedarfsgerecht vergeben.

Die Bundesregierung stockt ihre Investitionen in die Deutschförderung an Schulen entsprechend früherer Ankündigungen erheblich auf. Für das nächste Schuljahr fließen insgesamt 108 Millionen Euro in diesen Bereich, was einem Anstieg von 62 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Trotz angespannter Haushaltslage erfolgt diese Aufstockung, was nach Ansicht der Regierung den hohen Stellenwert der Bildung verdeutlicht. Gute Deutschkenntnisse werden dabei als unverzichtbar für erfolgreiche Integration sowie als Grundvoraussetzung für ein selbständiges und erfolgreiches Leben betrachtet.

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Die für die Sprachförderung vorgesehenen Lehrerplanstellen steigen mit Beginn des kommenden Schuljahres von bisher 577 auf 1.324 – mehr als eine Verdoppelung. Bedeutsam ist dabei die Aufhebung der bisherigen Deckelung, durch die nicht alle förderbedürftigen Kinder entsprechende Unterstützung erhalten konnten. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) betonte bei einer Pressekonferenz am Freitag, dass die Ressourcen künftig jedes Schuljahr bedarfsgerecht angepasst werden.

Wiederkehr implementiert damit exakt jenes Konzept, das er während seiner Amtszeit als Wiener Bildungsstadtrat vehement vom Bildungsministerium gefordert hatte. „Ich hab das immer als ungerecht empfunden, dass es diesen Deckel gibt, nämlich dass nicht jedes Kind gleich viel wert ist“, nicht jedes Kind gleich gefördert werden kann und man damit den Schulen das Problem nur übergibt.“ Dieses Problem werde durch das neue Paket endlich behoben.

Langfristige Sicherheit

Das implementierte System sorgt laut Wiederkehr dafür, dass Schulen mit besonders großen Herausforderungen langfristig mehr Mittel erhalten. Zudem gewinnen die Bildungseinrichtungen an Planungssicherheit, da bislang teilweise befristete Programme – wie etwa die Sondermittel für ukrainische Schüler – dauerhaft in das neue Konzept integriert werden.

Von den Veränderungen profitieren nach Angaben des Ministers alle Bundesländer, wobei Regionen mit vielen außerordentlichen Schülern besonders stark berücksichtigt werden. In Oberösterreich steigt die Zahl der Planstellen für Deutschförderung von 78 auf 237, in Wien von 231 auf 521. Die zusätzlichen Personalressourcen sollen den Schulen Optionen wie Doppelbesetzungen oder Förderung in kleineren Gruppen ermöglichen.

Wachsender Bedarf

An den Pflichtschulen und insbesondere in Ballungsräumen hat sich die Anzahl außerordentlicher Schülerinnen und Schüler, deren Deutschkenntnisse für den regulären Unterricht nicht ausreichen, deutlich erhöht. Seit 2021 verzeichnete man einen Anstieg um 54 Prozent auf 48.400 Kinder und Jugendliche. In den ersten Klassen der Volksschulen weisen 23 Prozent einen Deutschförderbedarf auf.

„Das sind deutlich zu viel, deshalb ist es notwendig, jetzt eine Aufholjagd zu starten.“ Der Minister räumt ein, dass die Rekrutierung des benötigten Lehrpersonals für den Ausbau der Deutschförderung eine Herausforderung darstellt. „Leicht wird’s nicht, wir sind immer noch in Zeiten von Lehrermangel.“

Zusätzlich zu den neuen Lehrerstellen plant Wiederkehr die Verstärkung begleitender Maßnahmen. So sollen in der Lehrerausbildung vermehrt Angebote für Deutsch als Zweit- beziehungsweise Fremdsprache geschaffen werden.

Zudem strebt er eine Verbesserung des MIKA-D-Tests (Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch) an, der als Entscheidungsgrundlage für die Zuweisung in eine Deutschförderklasse dient, um dessen Treffsicherheit zu erhöhen.