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KONRTOVERS

Die ewige Kopftuch-Debatte – Wie viel Freiheit darf’s denn sein?

(Foto. iStock)

Seit Jahren spaltet die Diskussion rund um das Kopftuch die Nation. Gesetzlich sind der Po und die Oberschenkel der Frau durch den „Grapschparagraf“ geschützt – nun ist der Kopf der Frau dran.

„Bei der Frage etwa, ob Lehrerinnen in öffentlichen Schulen ein Kopftuch tragen dürfen, würde ich klar sagen: Nein“, wird Heinz Faßmann, in den „SN“ zitiert. Dieser Satz wäre doch glatt einem bestimmten politischen Lager zuzuordnen, oder nicht? Dem ist jedoch nicht so.

Denn Heinz Faßmann ist Vizerektor der Universität Wien und gleichzeitig seit 2010 Vorsitzender des Expertenrates für Integration im Integrationsministerium. Ein Veto gegen das Kopftuch einzulegen, um sich so vermutlich für Debatten rund um das Integrationsgesetz einzustimmen, wäre doch irgendwie paradox?

Kopftuch nein – Kreuz ja

Nein, denn das Kopftuch sende eine Botschaft und sei nicht nur ein Stück Stoff, was in einem säkularen Staat nicht unproblematisch sei. Er empfehle, hier etwas zu tun, denn diese Fragestellung würde in Zukunft mit Sicherheit stärker diskutiert werden, während das Kreuz im Klassenzimmer als historisch gewachsen anzusehen sei und deswegen eine geringere Bedeutung habe. Auch Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz und weitere ÖVP-Politiker haben sich für ein Verbot religiöser Kleidungsstücke im öffentlichen Dienst ausgesprochen.

Doch wären tatsächlich die Probleme rund um Integration damit gelöst, wenn man Lehrerinnen das Tragen eines Tuches verbieten würde? Würde man Frauen aus dem Staatsdienst verbannen, würde das zu einer weiteren Spaltung und Entfremdung gegenüber Österreich, dem Heimatland vieler Kopftuchträgerinnen, führen.

Nicht zu sprechen von der Arbeitslosenquote die weiter nach oben schellen würde. Die Säkularisierungs-Keule darf durchaus ausgepackt werden, es wäre jedoch falsch diese beim Thema Kleidung zu schwingen, denn damit werden keine Probleme gelöst. Zudem spricht man sich für Säkularität nur aus, wenn es um andere Religionen geht. Denn das Kreuz bleibt in der Klasse.

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Im Rahmen der Forschungen der Universität Linz wurde eine Studie durgeführt, um den Einfluss des Kopftuches auf die Jobchancen zu untersuchen.

 

Die persönliche Freiheit

Was Frauen zu diesen Verboten sagen, das interessiert wohl die wenigsten Experten und Politiker. Sprich, diese wissen es besser, denn muslimische Frauen werden unterdrückt, man muss ihnen das Tragen des Kopftuches verbieten. Auch irgendwie paradox? Vor zwei Jahren hat man tatsächlich die Einführung des Po-Grapsch-Paragraphen  in Österreich diskutiert, um strengere Normen gegen Belästigung einzuführen.

Konkret sollte eine strafrechtliche Verfolgung bei „Po-Grapschen“ eingeführt werden. Da stellt sich die Frage ob man als Frau bei diesen Debatten als Objekt reduziert? Schließlich sollten die zwischenmenschlichen Beziehungen darauf basieren, dass die Freiheit des einen dort endet, wo die Freiheit des anderen beginnt. Jeder Mensch hat das Recht die Grenzen des eigenen Körpers so zu ziehen, wie er es möchte. Sei es aus religiöser Praxis oder aus modischen Trends heraus, sollten Frauen ihren Körper so einkleiden können, wie sie das wollen.