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TRADITIONELLE KÜCHE

Die Geschichte der Grammeln: vom Bauernessen zur teuren Delikatesse

čvarci cracker
FOTO: (iStock/MartinFredy)

Der jugoslawische Tag der Republik am 29. November, über den wir auf Kosmo.at bereits geschrieben haben, galt nicht nur als der wichtigste Staatsfeiertag, sondern auch als der Tag, an dem traditionell Schweine geschlachtet und Fleisch und Fleischspezialitäten für die gesamte Familie vorbereitet wurden. Der arbeitsfreie Tag wurde in vielen Familien dazu genutzt, Fleischvorräte für mehrere Monate anzulegen.

Menschen, die in damaligem Jugoslawien geboren wurden, können sich sicherlich an diesen Feiertag und an die ganzen “Fleischarbeiten” erinnern, bei welchen meistens die ganze Familie, Oma und Opa, Nachbarn und Freunde, mithalfen, wobei gute Unterhaltung und gemütliche Gespräche nicht zu kurz kommen durften.

Eine der wichtigsten “Funktionen” bei den “Fleischarbeiten” war sicherlich die Zubereitung von Grammeln aus Schweinespeck, die spezielles Können erfordert. Jede Familie, die etwas auf sich hielt, hatte eine eigene Rezeptur für die Zubereitung von Grammeln, einer knusprigen und herzhaften Delikatesse, die mit oder ohne Brot als Snack für Zwischendurch gerne gegessen wurde.

Die großzügige Mithilfe bei der Zerteilung, Lagerung und Verarbeitung von Fleisch wurde von der Gastgeber-Familie in der Regel mit einem genauso großzügigen Paket mit frischen Fleischprodukten entlohnt. In keinem dieser Päckchen durften die schmackhaften, frisch gemachten Grammeln fehlen.

Heute sind die Dinge in vielfacher Hinsicht ganz anders. Das sozialistische Jugoslawien und sein Nationalfeiertag am 29. November gehören der Vergangenheit an, aber auch die Menschen und Gepflogenheiten haben sich verändert, der Alltag ist viel schnelllebiger geworden, und die damals noch als einfache Bauernnahrung geltenden Grammeln sind inzwischen zu einer Luxus-Delikatesse mutiert. Ein Kilogramm Grammeln kostet in Serbien bis zu 25 Euro, was deutlich über dem Preis für hochwertiges Frischfleisch z.B. Schnitzel von der Hüfte, liegt.

Experten sind der Meinung, dass die Ursache für die extrem hohen Grammel-Preise in dem ständigen Rückgang der Fleischproduktion im Allgemeinen liegt, aber sicherlich auch durch die erfolgreiche Vermarktung von Grammeln begünstigt wird, weil Produkte, die als „gesund“ angepriesen werden, automatisch auch höhere Marktpreise erzielen.

Den Gourmets unter uns, die gerne in den Genuss von Grammeln kommen, bleibt also nur zu hoffen, dass sich die Dinge rasch wieder ändern und Grammeln zu den Produkten gehören werden, die großzügig mit anderen geteilt werden.