Wiener Gebäudereiniger. Als Helden im Hintergrund halten Fachkräfte unterschiedlichster Herkunft die Bundeshauptstadt mit ihrer Arbeit am Laufen.
Vom Bürokomplex über Museen und Verwaltungsgebäude bis hin zu Krankenhäusern – eines verbindet alle scheinbar noch so unterschiedlichen Einrichtungen Wiens: Dort sorgen tagtäglich mehr als 25.000 Reinigungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter für Sauberkeit und Hygiene – und somit auch für die Gesundheit aller Wienerinnen und Wiener. Über 59 % dieser Beschäftigten sind in Teilzeit tätig. Außerdem macht der Frauenanteil über 70 % aus – ein beeindruckender Beweis für die hohe Präsenz von Frauen in dieser systemrelevanten Branche. Der Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund liegt bei über 69 %, was die Vielfalt und den Einfluss ausländischer Fachkräfte besonders hervorhebt. Gerade in dieser krisenfesten Branche, in der qualifizierte Arbeitskräfte mit Expertise und Engagement gefragt sind, leisten internationale Talente einen entscheidenden Beitrag. Jasmina Marinkovic ist eine von vielen Fachkräften mit Migrationshintergrund, die die Gebäudereinigung auf höchstem Niveau repräsentieren. Geboren und aufgewachsen in Wien, hat sie sich trotz zahlreicher Herausforderungen als Meisterin im Handwerk Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung etabliert. Ihre Geschichte steht stellvertretend für viele ausländische Fachkräfte, die durch ihren Einsatz und ihre Qualifikationen die Branche nachhaltig prägen.
Profis für Sauberkeit und Hygiene
Die Gebäudereinigung ist weit mehr als nur „Putzen“. Den richtigen Umgang mit Reinigungsmitteln, Maschinen und Geräten sowie das Fachwissen für die Reinigung verschiedenster Oberflächen und Materialien sind Teil der Reinigungstechnik-Lehre. In nur drei Lehrjahren kann man so alles rund um die Sauberkeit erlernen. Interessierte brauchen neben dem Pflichtschulabschluss, einer guten körperlichen Verfassung und Hygiene- und Umweltbewusstsein nur noch die richtige Motivation, um in der Branche durchzustarten. Wer ein Jahr länger Zeit und Lust hat, kann eine Doppellehre machen und die Ausbildung zur Bürokauffrau oder zum Bürokaufmann zusätzlich absolvieren.

FOTO: Maximilian Slovencik
Der Weg zur Meisterprüfung erfordert umfangreiches Fachwissen in Bereichen wie chemischen Prozessen, Materialkunde und Mikrobiologie.
Viele der Absolventinnen und Absolventen, darunter auch Marinkovic, bringen zudem internationale Perspektiven mit, die die Branche bereichern. „Diese Diversität ist eine Stärke, die immer mehr an Bedeutung gewinnt – besonders in Zeiten des Fachkräftemangels. Wir freuen uns, dass unsere Branche die Vielfalt abbildet, die auch Wien als internationale Metropole so lebenswert macht“, erklärt Gerhard Komarek, Wiener Landesinnungsmeister der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger.
Internationale Talente mit Perspektive
Für Fachkräfte wie Marinkovic, die sich selbstständig machen, wird die Bedeutung von Diversität besonders sichtbar. Ihr eigenes Reinigungsunternehmen in Wien-Meidling zeigt, wie Engagement und interkulturelle Kompetenzen dazu beitragen, das Geschäft erfolgreich voranzutreiben. Internationale Mitarbeiter bringen oft zusätzliche Sprachkenntnisse und kulturelles Wissen ein, die in der vielfältigen Stadt Wien von unschätzbarem Wert sind.
Ein zentrales Ziel ist es, mit Vorurteilen gegenüber der Branche aufzuräumen. „Unsere Branche lebt von Menschen, die ihr Handwerk mit Leidenschaft und Kompetenz ausüben – und viele von ihnen haben ihre Wurzeln außerhalb Österreichs. Sie sind unsere Helden im Hintergrund und prägen das positive Bild der Gebäudereinigung,“ hebt Komarek die Bedeutung gut ausgebildeter, internationaler Fachkräfte hervor.
Ausbildungseinrichtungen wie die Gebäudereinigungsakademie in Wien bieten internationalen und lokalen Talenten gleichermaßen die Chance, eine hochwertige Ausbildung zu absolvieren. Mit modernsten Technologien und praxisnaher Lehre wird ein solides Fundament für eine erfolgreiche Karriere gelegt. Die Möglichkeit, sich nach der Ausbildung als Unternehmer oder Spezialist weiterzuentwickeln, macht die Branche besonders attraktiv – auch für Fachkräfte aus dem Ausland.

Landesinnungsmeister
FOTO: Matthias Buchwald
„Versuchen, Win-Win-Win-Situationen
zu schaffen“
Interview. Gerhard Komarek, Wiener Landesinnungsmeister, über Fachkräftemangel, das Image der Branche und Zukunftsprojekte.
Warum sind ausländische Fachkräfte in ihrer Branche so wichtig?
Komarek: Fachkräfte aus dem Ausland sind unverzichtbar für die Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung in Wien, da ohne sie schlichtweg die Kapazitäten nicht vorhanden wären, um unsere Arbeit täglich zu vollbringen.
Warum ist der Personalmangel so groß?
Komarek: Wir kämpfen als Branche stetig gegen falsche Eindrücke und veraltete Vorurteile. Mit der Reinigungstechnik-Lehre und den tollen Angeboten an der Gebäudereinigungsakademie versuchen wir entgegenzuwirken und die Menschen über unser Handwerk und die Realitäten aufzuklären – wie zuletzt auch beim Tag der offenen Tür in der Gebäudereinigungsakademie.
Welche Maßnahmen setzen Sie, um Fachkräfte anzulocken?
Komarek: Wir haben im vergangenen Jahr ein Pilotprojekt in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice Wien gestartet: In der Gebäudereinigungsakademie wurden bereits mehr als 70 Asylberechtigte aus Syrien zu Sonderreinigern ausgebildet. Nach zweiwöchiger Ausbildung haben die TeilnehmerInnen im Anschluss direkt vor Ort in der Gebäudereinigungsakademie die Möglichkeit mit Firmen in Kontakt zu treten. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine tolle Chance für die Asylberechtigten selbst, die Betriebe und den Staat: Wir versuchen mit solchen Maßnahmen Win-Win-Win-Situationen zu schaffen.
Wie sehen Sie diese Entwicklungen für die kommenden Jahre?
Komarek: Mit unserem derzeitigen Schwerpunkt auf Kooperationen, Aus- und Weiterbildungen und Service-Angeboten für unsere Mitgliedsbetriebe denke ich, dass wir als Branche für die Zukunft gut gerüstet sind. Wir setzen uns als Landesinnung stetig dafür ein, dass wir nicht nur für die Mitgliedsbetriebe, sondern auch für alle Interessierten und potenziellen neuen Mitarbeitenden eine attraktive Branche sind. Dabei sind wir stets auf Feedback angewiesen, um uns weiter zu verbessern, aber es geht in die richtige Richtung.
*Hierbei handelt es sich um eine entgeltliche Einschaltung.
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