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BEWUNDERSNWERT

Held ohne Beine: So ernährt Hido aus Serbien seine Familie

HIDO
(FOTO: zVg.)

Hido Pljakic aus dem Dorf Vrapce in der Nähe von Tutin in Serbien hatte es im Leben alles andere als leicht. In seiner Jugend verlor er beide Beine, die wegen Erfrierungen amputiert werden mussten. Hido ergab sich jedoch nie seinem Schicksal, sondern war immer ein Kämpfer und Lebenskünstler. Er ist das beste Beispiel dafür, dass wir aus Lebenskrisen stärker hervorgehen und über uns selbst hinauswachsen können.

„Es war im Winter 1982, ich war gerade sechszehn. Ich ging zur Schule und bahnte mir den Weg durch meterhohen Schnee und Verwehungen. Ich konnte das Schuldach sehen, aber ich konnte die Schule nicht erreichen. Das war das erste Mal, dass ich zu spät war. Ich fühlte eine angenehme Wärme im ganzen Körper und legte mich zum Schlafen in den Schnee hin. Andere Schüler fanden mich im Schnee, ich weiß nicht wie lange ich bereits so gelegen war, jedenfalls hatten sie mein Leben gerettet“, erzählt Hido für die Nachrichtenagentur RINA.

Als er wieder in Sicherheit war, entstanden offene Wunden auf seinen Beinen. Ein Bein musste sofort chirurgisch entfernt werden, nach kurzer Zeit erfolgte die Amputation des anderen Beins. Zwischen den beiden Operationen heiratete Hido seine Frau Bajramka, mit der er eine Tochter bekam. Ein paar Jahre später bekam die Familie eine weitere Tochter. Da bekam Hido zum ersten Mal im Leben Angst wegen seiner Behinderung.

„Ich machte mir Sorgen, wie ich die Familie ernähren sollte, ich war ratlos. Ich hatte keine Zeit, um in Selbstmitleid zu versinken, ich musste etwas unternehmen. Ich sagte zu meiner Frau, sie soll mir ein Hemd und meinen Anzug bügeln und ich scherzte mit ihr, dass ich auch passende Lederschuhe brauchte, weil ich zu einem Vorstellungsgespräch gehen wollte. Von da an bekam ich eine neue Kraft, ich nahm mein Leben in die eigene Hand. Am nächsten Tag ging ich auf Armen ins nächste Dorf und meldete mich für die Arbeit an. Ich sammelte zwei volle Kübel Pilze und verdiente so mein erstes Geld. Danach machte ich regelmäßig bei der Pilzsuche mit und pflückte Heilkräuter, verrichtete Arbeiten wie Holzhacken und Baumfällen. Ich machte all das mit meinen zwei Händen, weil ich ja keine Beine habe. Die Leute glaubten zuerst nicht, dass ich es schaffen würde, aber später akzeptierten sie mich.“

Als die beiden Töchter erwachsen wurden und ihre eigenen Familien gründeten, zogen Hido und Bajramka mit Hilfe großzügiger Spender in eine Eigentumswohnung in der nahegelegenen Stadt Novi Pazar, die bald ausbezahlt sein wird.

„Meine Frau Bajramka hat auch eine Behinderung, aber sie ist eine Kämpferin und eine Löwin. Wenn man vor solche Schwierigkeiten im Leben gestellt wird, hat man keine andere Wahl, als zu kämpfen, für sich und seine Kinder. Ich gehe auf meinen Armen, und sie ist auf einen Rollator angewiesen. Es war schwer und manchmal aussichtslos, aber wir haben es geschafft. Bajramka sollte bald in Belgrad operiert werden, danach wird sie hoffentlich selbstständig gehen können. Allein die Reise nach Belgrad kostet sehr viel, wir hoffen, dass wir das Geld bald zusammensparen werden“, erzählt Hido.

Das größte Glück für Hido und Bajramka sind ihre beiden Töchter und die fünf Enkelkinder. Wenn sie die Enkel sehen, sind sie so glücklich, dass ihnen sogar das Unmögliche möglich ist. Sie würden alles für ihre Familie tun. Der Held aus Tutin hat das bereits bewiesen: er ist auf Armen gegangen, um den Lebensunterhalt für seine Familie zu verdienen.