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Energietouristen: billiger als Zuhause in Nordeuropa

Diese kroatische Insel könnte demnächst der neue Tourismus-Hotspot werden. (Foto: iStock)

Europa steht ein schwieriger und ungewisser Winter bevor, aber es wird nicht in allen Ländern gleich kalt sein. Die Länder mit Meerzugang haben ein günstigeres Klima, daher rechnen sie in dieser Saison mit neuen Gästen – Einwohnern aus europäischen Ländern, deren Gas- und Stromrechnungen in den letzten Monaten in die Höhe geschossen sind. So könnten hohe Heizpreise in diesem Jahr die Entwicklung eines völlig neuen Reisesegments in Europa beeinflussen, nämlich das Aufkommen des Energietourismus.

Eine neue Kategorie von Reisenden sind Einwohner:innen aus EU-Ländern, für die es sich mehr lohnt, im Ausland zu überwintern, als hohe Rechnungen für die Heizung in ihren Wohnungen und Häusern zu bezahlen. Angebote für sie bereiten Hoteliers in Griechenland, der Türkei, Kroatien und Montenegro vor. Besonders will man um Pensionisten und Familien mit Kindern aus Großbritannien und Deutschland werben.

Tourismusminister Vassilis Kikilias lud deutsche Rentner in diesem Sommer ein, diesen Winter nach Griechenland zu kommen, um der Kälte zu entgehen, weil sie am Meer keine Heizung brauchen. Wie der „Bild“ berichtet, bietet Griechenland deutschen Bürgern eine Flucht vor hohen Energie- und Heizkosten.

Vertreter der Tourismusbranche Spaniens und der Kanaren führen bereits Kampagnen durch, in denen sie das milde Klima und die Anzahl der Sonnentage hervorheben.

Die Balkanländer planen ebenfalls eine neue Kategorie von Reisenden anzuziehen, deshalb haben die Vertreter der montenegrinischen Tourismusbranche angekündigt, ihr Angebot vorzubereiten und es auf der Tourismusmesse in London im November vorzustellen.

„Die Kanarischen Inseln sind das erste Reiseziel der Welt, das Energietouristen willkommen heißt, und Montenegro sollte das nächste sein, daher ist es notwendig, so schnell wie möglich Pauschalarrangements für diese Zielgruppe zu definieren. Energietouristen sind eine Kategorie, die ursprünglich aus Großbritannien kamen und so den Trend nach Deutschland, Frankreich und andere Ländern Westeuropas verlagerten“, sagte Aleksandra Gardasevic Slavuljica vom Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Tourismus, wie die Regierung von Montenegro bekannt gab.

Sie betonte, dass alles in Großbritannien begann, wo man Bürger:innen empfahl, den Winter im Ausland zu verbringen, um ihre Lebenshaltungskosten zu senken und den Energieverbrauch in ihrem Land zu unterdrücken. Sie fügte hinzu, dass man erwarte, dass Montenegro Familien mit kleinen Kindern und Rentner anziehen werde, die länger als einen Monat an der Küste bleiben könnten.

„58.000 Gäste aus Deutschland kommen in Dubrovnik an“

Der Präsident des Verbands für Tourismus und Gastgewerbe, Ranko Jovovic, gab bekannt, dass die Tourismusbranche in eine Periode des Jahres eingetreten sei, die durch einen erheblichen Rückgang der Geschäftstätigkeit und Gästebesuches gekennzeichnet ist, und fügte hinzu, dass zusätzliche Anstrengungen erforderlich seien, um in der Nachsaison möglichst viele Gäste, insbesondere aus West- und Mitteleuropa, anzuziehen.

„Im Hinblick auf die angestiegenen Strompreise in der EU und dasselbe in Großbritannien erwartet wird, buchen immer mehr europäische Bürger Hotels in der Türkei, um die kalten Monate zu verbringen, und die Situation ist ähnlich mit Kroatien, wo es geschätzt wird, dass nur eine Agentur mehr als 58.000 Gäste aus Deutschland nach Dubrovnik gebracht hat“, sagte Jovovic.

Minister Goran Djurovic wies darauf hin, dass Touristiker besonders die Angebote von Arrangements für die Silvester- und Weihnachtsferien hervorheben sollten und betonte, dass es das Ziel sei, das Angebot in Zusammenarbeit mit der nationalen Fluggesellschaft gut zu gestalten und eine Verlängerung der Saison auf 365 Tage zu ermöglichen.

Arrangement günstiger als Stromrechnung

Der Anstieg der Energiepreise wird die Zahl der Touristen aus Nordeuropa in wärmeren Reisezielen steigen lassen, und auch Reisebüros in europäischen Ländern versuchen, dieses Geschäft auszubauen. Das Unternehmen TravelTime World startete eine Marketingkampagne, die damit warb, dass der niedrige Preis pro Tag für einen längeren Urlaub billiger ist als das Heizen.

Sie geben an, dass der Energiepreis in Großbritannien in dieser Saison bis zu 7.000 Pfund erreichen könnte, was ein historisches Maximum ist, und sie errechneten, dass dies im Durchschnitt etwa 20 Pfund pro Tag sind, das für ein Hotelzimmer oder eine Wohnung in wärmeren Ländern ausreicht.

Die ursprüngliche Idee war, dass die Kampagne Pensionisten ansprechen würde, aber angesichts der Tatsache, dass es heutzutage immer mehr Menschen gibt die im Homeoffice arbeiten, glauben sie, dass es einen erheblichen Spielraum gibt, um anderen Personengruppen zu ermöglichen, längere Zeit im Ausland zu verbringen.