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ZAGREB

EU-Wahlkampf in Kroatien: Merkel applaudiert unwissend zu Thompson-Lied

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(FOTO: HDZ, zVg.)

Kürzlich war die deutsche Bundeskanzlerin als Ehrengast in Zagreb, wo sie sich gegen Rechtspopulismus aussprach. Gleichzeitig war während dieser Veranstaltung auch ein nationalistisches Lied eines kroatischen Sängers zu hören.

Am selben Wochenende, an welchem rund 10.000 Menschen zur Kommemoration nach Bleiburg pilgerten (KOSMO berichtete), hielt die konservative Regierungspartei HDZ ihre Hauptveranstaltung im EU-Wahlkampf ab. Deren Spitzenkandidat Karlo Ressler bezeichnete Bleiburg als „die größte Tragödie der kroatischen Geschichte“.

Bundeskanzlerin ahnungslos
Als Unterstützung für den Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, reiste Angela Merkel nach Zagreb, um dort an einer Veranstaltung der HDZ teilzunehmen. Diese gehört ebenfalls der EVP an, genauso wie Merkels CDU.

„Der Nationalismus ist der Feind des europäischen Projekts“, erklärte die deutsche Bundeskanzlerin. In ihrer weiteren Rede betonte sie mehrfach die Gefahr des Rechtspopulismus und dass man gegen diesen ankämpfen müsse.

Thompsons Lied im Hintergrund
Angesichts Merkels Worte waren die späteren Szenen an dieser Veranstaltung etwas widersprüchlich. Während ein Lied des umstrittenen kroatischen Musikers Marko Perković Thompson gespielt wurde, klatschte die deutsche Bundeskanzlerin mit.

Gespielt wurde Thompsons „Lijepa li si“, in welcher er die Schönheit seines Heimatlandes besingt. Während im Text zahlreiche Landesteile Kroatiens erwähnt werden, so singt Perković auch vom „stolzen Herzen der Herceg-Bosna“. Hierbei handelt es sich um ein De-facto Regime in Bosnien-Herzegowina während des Jugoslawienkrieges. Die Anführer des mehrheitlich von Kroaten bewohnten Gebietes forderten damals, als Teilstaat innerhalb des Landes anerkannt zu werden.

Auftritte des Künstlers, dessen Name auf eine Waffe im Kroatienkrieg anspielt, sind aufgrund seiner Nähe zu Ustascha-Kreisen in der Schweiz, Deutschland und Österreich mehrfach verboten worden.

Merkel wusste nicht Bescheid
Aufgrund zahlreicher negativer Berichterstattungen in deutschsprachigen und Balkan-Medien meldete sich auch das deutsche Bundeskanzleramt zu Wort.

In einer offiziellen Stellungnahme wurde betont, dass Angela Merkel keine Kenntnis von einem „kontroverses Lied“ hatte, welches bei der EU-Wahlkampfveranstaltung der kroatischen Regierungspartei gespielt wurde. Nichtsdestotrotz nahmen ihr viele das höfliche Klatschen während der Musik übel.