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Gedenktradition

Ewig lebt, wer ehrenhaft stirbt“: Feierliches Gedenken an Habsburger-Rebellen

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(Foto: Pexels)

In Wiener Neustadt wurde am Sonntag der 354. Todestag zweier kroatischer Nationalhelden feierlich begangen. Petar Zrinski und Fran Krsto Frankopan, die am 30. April 1671 wegen ihres Widerstands gegen den habsburgischen Absolutismus (uneingeschränkte Herrschaftsform der Habsburger) hingerichtet wurden, standen im Mittelpunkt einer traditionellen Gedenkveranstaltung, die von der Zrinski-Garde Cakovec (Ehrengarde aus der kroatischen Stadt Cakovec) organisiert wurde.

Die Feierlichkeiten begannen mit einem zeremoniellen Aufmarsch der Gardisten durch die Stadt. Im Stadtpark von Wiener Neustadt, nahe dem historischen Richtplatz, versammelten sich zahlreiche Würdenträger zur Kranzniederlegung am Denkmal der beiden Freiheitskämpfer. Nach den Klängen der kroatischen Nationalhymne, vorgetragen von der Violinistin Ana Labazan, legten der kroatische Botschafter Daniel Gluncic als Vertreter des Parlamentspräsidenten sowie die Bürgermeisterin von Cakovec, Ljerka Cividini, Kränze nieder.

📍 Ort des Geschehens

Die Stadtspitze von Wiener Neustadt war durch die erste Vizebürgermeisterin Erika Buchinger und den zweiten Vizebürgermeister Rainer Spenger vertreten. Weitere Kranzniederlegungen erfolgten durch Vertreter der Zrinski-Garde, des Kroatischen Kulturvereins im Burgenland, der Gesellschaft „Brüder des kroatischen Drachen“ (kroatische Kulturvereinigung) sowie der Österreichisch-Kroatischen Gemeinschaft für Kultur und Sport.

Zeitlose Bedeutung

In den Ansprachen betonten die Redner die zeitlose Bedeutung der beiden Märtyrer. Botschafter Gluncic unterstrich in seiner Rede, dass „Freiheit beziehungsweise der Kampf für Freiheit der grundlegende Antrieb für die Schaffung eines gerechten Friedens ist“ und mahnte: „Die Geschichte darf nicht vergessen werden, damit wir gemeinsam eine bessere Zukunft schaffen können.“ Die Redner würdigten Zrinski und Frankopan als Wegbereiter für das heutige unabhängige und europäische Kroatien.

Mit dem Ehrengruß nach einem Vers von Fran Krsto Frankopan – „Ewig lebt, wer ehrenhaft stirbt“ – endete der offizielle Teil am Denkmal. Anschließend zogen die Teilnehmer zur Stadtkathedrale, wo Hochwürden Ivan Herceg, Pfarrer der Gemeinde Nedelisce und Seelsorger der Zrinski-Garde, eine Seelenmesse zelebrierte. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Chor der Pfarrei der Heiligen Dreifaltigkeit aus Nedelisce unter der Leitung des Organisten Vladimir Mihaljevic.

Historischer Hintergrund

Der als Magnatenverschwörung bekannte Aufstand von Zrinski und Frankopan richtete sich gegen den zentralistischen Absolutismus unter Kaiser Leopold I. und dessen Politik gegenüber dem Osmanischen Reich. Die beiden Adligen, die zu den mächtigsten Familien Kroatiens gehörten, sahen in der nachgiebigen Haltung des Kaisers gegenüber dem Osmanischen Reich eine Gefahr für ihre Ländereien und die kroatischen Interessen. Nach dem Scheitern der Rebellion wurden sie am 30. April 1671 in Wiener Neustadt hingerichtet, was einen schweren Schlag für die politische Macht kroatischer Adelsfamilien bedeutete.

Die Hinrichtung führte letztlich zur Auslöschung beider Familien, deren Besitztümer konfisziert wurden. Ihre sterblichen Überreste wurden erst nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie im Jahr 1919 nach Kroatien überführt und in der Kathedrale von Zagreb beigesetzt. Heute gelten Zrinski und Frankopan als nationale Symbolfiguren des kroatischen Widerstands und der nationalen Identität, ihr Schicksal ist tief im kollektiven Gedächtnis der Kroaten verankert.

Städtefreundschaft

Ein besonderer Höhepunkt der diesjährigen Gedenkfeier war die Unterzeichnung der „Charta der Freundschaft und Zusammenarbeit“ zwischen Cakovec und Wiener Neustadt. Im Stadthotel Hilton besiegelten die Bürgermeisterin von Cakovec, Ljerka Cividini, und die erste Vizebürgermeisterin von Wiener Neustadt, Erika Buchinger, die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Städte. Bei der Zeremonie waren auch der zweite Vizebürgermeister Rainer Spenger sowie Christian Hoffmann, Vorsitzender des SPÖ-Klubs von Wiener Neustadt und Gemeinderat, anwesend.

Die Unterzeichnenden betonten, dass die gemeinsame Geschichte die Grundlage für Freundschaft sowie kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten bilde.

Die Gedenkfeier zog neben Delegationen und zahlreichen Besuchern aus der kroatischen Region Medjimurje auch viele Gäste aus Österreich an, darunter Mitglieder kroatischer und burgenlandkroatischer Vereine mit ihren österreichischen Freunden.