Menschen mit ex-jugoslawischem Hintergrund in Führungsetagen großer Unternehmen sind in Österreich leider noch immer eine Seltenheit. Eines der jedoch in letzter Zeit öfter aufkommenden Gegenbeispiele liefert Danjin Saletović (38), ein bosnischer Marketingexperte mit Wurzeln in Sanski Most, der vor kurzem bei T-Mobile Österreich die Rolle des Vertriebsleiters übernommen hat.
Wir sprachen mit Saletović, der seit 2010 bei T-Mobile tätig ist, über seinen Karriereweg, Balkanesen in Spitzenfunktionen und seine Liebe zu Wien.
KOSMO: Herr Saletović, sie haben in Ex-Jugoslawien, der Türkei, Deutschland und in den Niederlanden gelebt. Wo fühlen sie sich wirklich daheim?
Saletović: Mein Background ist sehr international. Ich sage immer gerne, dass ich ein Wiener mit einer holländischen Staatsbürgerschaft und balkanesischem Humor bin. Auf diese schöne Mischung bin ich auch stolz. Und ja, es begeistert mich immer wieder, wie viel Leute aus dem ehemaligen Jugoslawien lachen. Die letzten 10 Jahre fühle ich mich in Wien daheim und als es hieß, ich müsse beruflich zurück nach Deutschland, wollte ich das nicht und suchte mir einen anderen Job – nämlich bei T-Mobile. Wenn man die Lebensqualität in Wien kennt, möchte man ungern von hier weg.
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Grundsätzlich gilt: Kinder sollten so wenig wie möglich vor dem Fernseher sitzen, da ihr Gehrin mit den Unmengen an audiovisuellen Reizen überfordert ist. Zunächst müssen sie die reale Umwelt mit allen Sinnen begreifen. Erst später ist Fernsehen für sie in gewissen Maßen als Unterhaltung geeignet.
Was haben Sie vor ihrer Tätigkeit im Telekommunikationsbereich getan?
Ich war 1,5 Jahre beim Intralogistik-Unternehmen Jungheinrich. Danach wechselte ich für 3,5 Jahre zu Colgate-Palmolive, wo ich zuerst in der Vermarktung von Mundpflege- und später von Körperpflegeprodukten tätig war. Danach stieg ich in die Telekommunikationsbranche ein.
Wie waren die Anfänge bei T-Mobile?
Ich war im Marketing tätig und meine erste Aufgabe war es an einem internationalen Tarif für Ex-Jugoslawien und die Türkei zu arbeiten, der für Samsung- und Iphone-Geräte gedacht war. Im März 2011 realisierten wir diesen Tarif, der vor allem für Ethnohändler damals eine große Rolle spielte. Für T-Mobile war es zwar einer von vielen Tarifen, aber für die Ethnohändler waren diese maßgeschneiderten Angebote ein Riesen-Meilenstein. Als wir gesehen haben, dass die Tarife gut funktionieren, haben wir diese immer weiter und weiter entwickelt.
Sie haben maßgeschneiderte Angebote für Leute aus dem ehemaligen Jugoslawien entwickelt. Was ist Ihnen dabei aufgefallen: Was kann man über die Ex-Yu-Community als Telekommunikationskunde sagen?
Es war sehr spannend, da sich herauskristallisiert hat, dass es Menschen gibt, die einerseits in ihre alte Heimatländer günstig telefonieren wollen, aber andererseits auch z.B. Verwandtschaft im nahen Ausland – z.B. in Deutschland – haben. Da waren wir gefragt, sogenannte All-Inclusive-Pakete für mehrere Länder gleichzeitig zu entwickeln. Generell gibt es in der Ex-Yu-Community einerseits die Bereitschaft für diese Angebote auch zu zahlen, andererseits erwarten sich diese Kunden zurecht ein hohes Service. Man hat meistens seinen eigenen Händler, man kennt ihn und tauscht sich aus.
Seit 1. Oktober sind sie Vertriebsleiter bei T-Mobile Österreich. Welche Herausforderungen erwarten Sie?
Da ich jahrelang im Marketing tätig war, war es mir schon immer ein Anliegen, dass ich die Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Marketing verbessere. Deswegen bin ich auch in den Vertrieb gewechselt. Jetzt verantworte ich alle unsere Retail-Kanäle, alle T-Mobile Shops und Shop-Partner, Gold- und Silber-Partner und den gesamten indirekten Handel inklusive der großen Key Accounts Hartlauer, Media Markt und Saturn. Insgesamt sind das knapp 600 Vertriebsstellen. Mein größtes Ziel ist es definitiv, die bereits gute Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Marketing auf ein noch höheres Level zu bringen. Wir wollen das Feedback direkt in die Entwicklung einfließen lassen. Das ist auch das Schöne an der Telekommunikationsbranche, wo alle Angebote in Österreich maßgeschneidert für den österreichischen Markt gestaltet werden – auch die Ethno-Tarife. Das war z.B. bei Palmolive-Colgate nicht der Fall. Da gibt es eine Zahncreme für ganz Europa und da endet dann auch die ganze Wissenschaft.
Gut, bei einer Zahncreme ist es wohl schwer diese für eine Ethno-Gruppe zu emotionalisieren…
Ja, bei einer Zahncreme wohl schon. Aber bei einem Duschgel könnte ich mir z.B. durchaus vorstellen, dass dieses sehr gut funktionieren könnte auch auf Ethno-Ebene – wenn man dieses z.B. mit einem Novak Đoković bewerben würde.
Die Idee klingt sehr kreativ. Sind sie ein Kreativkopf?
Ich bin eher eine umsetzungsstarke Führungskraft, aber auch sehr informiert, was sich am Markt tut. Ich bin kein Steve Jobs, der tagtäglich neue kreative Ideen hat. Die Umsetzung ist meine größte Stärke.
Personen mit ić-Nachnamen sind in Führungsetagen großer österreichischer Unternehmen doch noch eine Seltenheit. Wie gehen sie damit um?
Ich hab da keine großen Vergleichswerte und bin, wie gesagt, noch nicht allzu lang in Österreich. Ich merke aber an unserem Unternehmen, dass Leute aus unserer Community sehr stark im Verkauf sind. Die Liebe zum Verkaufen und die Leidenschaft Kundenbedürfnisse zu erfüllen – das liegt sehr vielen Leuten aus dem ehemaligen Jugoslawien. Was ich mir allerdings wünschen würde ist auf jeden Fall, dass die Eltern sich mehr Wissen über das berufliche Angebot für ihre Kinder aneignen. Einerseits sind wir z.B. im Baugewerbe, in der Automechanik oder generell in handwerklichen Berufen sehr stark vertreten. Andererseits gibt es so viele Branchen, wo wir Nachholbedarf haben. Was ich an unseren Lehrlingen merke, ist die schnelle Entwicklung: nach 5 bis 6 Monaten bei uns haben die Jugendlichen ein verkaufsstarkes Auftreten und eignen sich sehr viel und sehr schnell an.
Welche Ziele haben Sie für die nächsten Jahre?
Ich will meine Marketing-Erfahrung nutzen, um eine noch bessere Exekution im Vertrieb zu erreichen. Neue Produktlogiken öffnen, unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und gut durchdachte Projekte am Markt bestmöglich umsetzen. Das ist mein Ziel.
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