Start Ukraine-Krise
Angriff

Experten erwarten erneut ukrainische Flüchtlingswelle im Sommer

(FOTO: PA-EFE/DAREK DELMANOWICZ)
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In Erwartung einer Eskalation in der Ukraine bereitet sich die internationale Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“ auf eine weitere Flut an Schutzsuchenden vor. Nach einem Besuch in der Hafenmetropole Odessa und Einschätzungen lokaler Experten stehen die Zeichen auf eine bedrohliche Zuspitzung der Lage. Eine Fluchtwelle, die im Zuge fortdauernder Bombardements die Zahl von Zehntausenden erreichen könnte, wird für die Sommermonate prognostiziert.

Die Bewohner der Stadt Odessa befürchten, dass ein potenzieller Wahlsieg des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump die fragile Unterstützung, auf die man so sehr angewiesen ist, gefährden könnte. Trotz wachsendem ukrainischen Nationalstolz mit jedem Angriff, erodiert die Unterstützung für das Ziel, die russischen Truppen zu vertreiben, und der Wunsch nach Frieden wiegt schwerer als territoriale Ansprüche. Selbst die Rückkehr in von Russland besetzte Gebiete scheint für einige eine Option – wenn dafür nur der Frieden gesichert wäre.

Zivile Dynamik

Die Angst vor Zwangsrekrutierung lähmt junge Männer, die sich nicht mehr aus ihren Häusern trauen und bei Kontrollen von Verkehrsmitteln mit Festnahmen rechnen müssen. Die Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“ leistet unmittelbare Unterstützung in Odessa und versorgt eine Neugeborenenstation sowie Schulklassen, die unterirdisch unterrichtet werden, mit notwendigen Hilfsgütern. Dabei wird die Organisation von einem dichten Netzwerk der Salesianer Don Boscos unterstützt, die sich mit den lokalen Gegebenheiten auszeichnend auskennen.

Russlands strategische Ziele

Wolfgang Wedan – Leiter von „Jugend Eine Welt“ – hebt hervor, dass das russische Militär Odessa ins Visier nimmt, um einen direkten Korridor zur pro-russischen Region Transnistrien zu schaffen. Damit soll die gesamte Schwarzmeerküste unter Kontrolle gebracht werden. Dieser Zugzwang erklärt die verstärkte Konzentration auf die Stadt und zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft der Hafenmetropole.

Wunden der Seele heilen

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von „Jugend Eine Welt“ liegt in der psychosozialen Betreuung von traumatisierten Kindern, um einer „verlorenen Generation“ entgegenzuwirken. Wedan, der selbst länger in einem Flüchtlingslager für Ukrainer in Moldau lebte, konnte Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Betroffenen gewinnen und den unmittelbaren Kontakt zu Angehörigen in der Heimat feststellen, deren Abbruch stets für Unruhe sorgt.