Start Politik
Bildungspolitik

Familiennachzug von Flüchtlingen: NEOS-Bildungssprecherin warnt vor Belastung für Wien

(FOTO: iStock/Panasevich/Parlamentsdirektion/PHOTO SIMONIS)
(FOTO: iStock/Panasevich/Parlamentsdirektion/PHOTO SIMONIS)

NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre will das Bildungssystem reformieren, auch für Flüchtlinge. Doch der Familiennachzug könnte zur Belastungsprobe werden. Denn im Monat kommen rund 350 Kinder als Familiennachzug von Flüchtlingen nach Wien. Nun müssen Schülerinnen und Schüler in Containerklassen ausweichen.

In Wien wird das Thema des Familienzuzugs von Flüchtlingen immer drängender. Monatlich kommen – laut Standard-Informationen – im Schnitt 350 schulpflichtige Kinder an, was der Eröffnung von 14 Klassen pro Monat entspricht. Dies führt im Herbst zu Containerklassen und bereits jetzt zu Elternprotesten, während Lehrkräfte knapp sind. Angesichts dieser Lage stellt sich die Frage, was der Bund tun kann oder muss, um effizient zu helfen.

„Wien kann diese Situation nicht alleine stemmen.“

„Wäre der Bildungsstadtrat in Wien von der ÖVP, wäre der ÖVP-Bildungsminister schon längst beim ÖVP-Finanzminister vorstellig geworden und hätte dort Geld rausgeholt,“ betont NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre im Standard-Interview. Doch stattdessen beobachten der Bund und die anderen Bundesländer die Situation scheinbar unbeteiligt und sagen, dass es sie nichts angehe. „Wien kann diese Situation nicht alleine stemmen. Das ist absurd. Jeder, der sich die Zahlen anschaut, versteht das,“ fügt sie hinzu. Dies sei eine Staatsaufgabe, bei der die Bundesregierung nicht einfach sagen könne, dass Wien dafür zuständig sei und der Rest sie nicht interessiere.

Asylquoten erfüllen

Um diesem Problem zu begegnen, fordert Künsberg Sarre, die Länder müssten ihre Asylquoten erfüllen oder Ausgleichszahlungen leisten. Es dürfe nicht sein, dass Wien allein für Umsetzung und Finanzierung verantwortlich gemacht werde. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die gemeinsam bewältigt werden müsse, um zu verhindern, dass es zu einem „Megaproblem“ für alle werde.

Deutschförderklassen

In Bezug auf die Situation der Flüchtlingskinder, die bald in „Deutschförderklassen“ landen könnten, betont sie die Notwendigkeit, dass Schulen autonom entscheiden sollten. Viele Schuldirektoren und Lehrkräfte seien der Meinung, dass eine zusätzliche Deutschförderung in Regelklassen effektiver sei. „Generell muss man bei den Kindern, die schon da sind, viel früher, im Kindergarten, ansetzen mit der Sprachförderung, damit sie in den normalen Unterricht gehen können,“ unterstreicht sie.

Chancengerechtigkeit

Auf die Frage, was sich ändern würde, wenn die Neos die Bildungsministerin stellen würden, erklärt Künsberg Sarre, dass Bildung endlich den angemessenen Stellenwert in der Regierung erhalten würde. Sie kritisiert, dass in den letzten Jahrzehnten Bildungsthemen vernachlässigt wurden und es an klaren Zielen mangele. „Unsere Leitlinien sind Chancengerechtigkeit, Autonomie statt Bürokratie und Vertrauen statt Kontrolle,“ hebt sie hervor. Die Autonomie der Schulen sei wichtig, damit sie selbst entscheiden könnten, wie sie sich entwickeln wollen, ohne von entfernten Ministerien in Wien dirigiert zu werden.

Künsberg Sarre spricht sich für ein Bildungssystem aus, das bereits im Kindergarten ansetzt, um das bestehende Zweiklassensystem zu überwinden. Sie betont, dass Schulen den Rahmen vorgegeben bekommen sollten, innerhalb dessen sie agieren können. Dies würde eine Vielzahl von Möglichkeiten eröffnen, wie Schwerpunkte in Wirtschaftsbildung oder besondere Unterrichtstage. „Die Lehrer kritisieren zurecht, dass sie permanent Listen ausfüllen müssen, teilweise dieselben Informationen in verschiedene Systeme eintragen sollen, oder Geld einsammeln müssen, weil die Schulen oft kein Konto haben,“ erklärt sie. Dies seien alles Dinge, die viel Zeit kosten und von der eigentlichen Aufgabe der Lehrkräfte ablenken. Die Bürokratie müsse reduziert werden, damit Lehrerinnen und Lehrer sich auf das Wesentliche konzentrieren können.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.