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INTERVIEW

Filip Zmaher: ,,Ich möchte mit einem neuen Sound zum Songcontest fahren“

(Foto: zVg.)

Filip Zmaher galt in den 90er Jahren als sehr beliebter Sänger in der Region. Bereits 1998 veröffentlichte er das Album „Beskonacno“, danach führte ihn seine berufliche und private Reise in die Ukraine. Jetzt feiert er beim Eurovision Song Contest ’23 sein großes Musik-Comeback.

1.    Wie fühlt es sich an, nach so vielen Jahren auf die Bühne zurückzukehren?

Ehrlich gesagt sehe ich das gar nicht so sehr als „Rückkehr auf die Bühne“. Ich möchte nur kreativ sein und wieder neue Lieder in meiner Sprache und für unsere Landsleute aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnehmen. Ob das jetzt tatsächlich eine Rückkehr ist, darüber denke ich nicht nach, obwohl es, realistisch gesehen, schon eine Rückkehr ist. Das Gefühl, in meiner Stadt mit meinen Landsleuten wieder neues Material aufzunehmen, ist natürlich toll. Und natürlich wäre es ideal, wenn diese neuen Lieder bei den Fans gut ankämen. Diese „Rückkehr“ würde ja nicht so ungeduldig erwartet werden, wenn es mehr gute Lieder gäbe und wenn unsere Musikproduktion nicht in einer Krise steckte, glaube ich. Und dass ich nach 35 Jahren professioneller Arbeit im Musikgeschäft noch immer gesund und munter auf der Bühne stehe, macht mich stolz.

2.    Warum kehren Sie gerade mit einem Auftritt bei der Beovizija in die Musikszene zurück? Was, glauben Sie, kann Ihnen ein Erfolg bei diesem Wettbewerb bringen und werden sich damit die Türen zum Musikleben für Sie wieder öffnen?

 Der Reihe nach: Im vergangenen Jahr habe ich bei dem wiederbelebten Festival „Beogradsko proleće“ ein neues Lied vorgestellt. Das Lied heißt „Oprosti mi“ und der Komponist ist Vladimir Marković, den das breitere Publikum aus dem Duo „Vlada i Bajka“ kennt.

Die Anmeldung zum Eurosong-Contest in diesem Jahr erfolgte eher zufällig. Ich habe das Lied gehört, ein Demoband aufgenommen und mich für die Vorauswahl des serbischen Vertreters angemeldet.

3.    Bleiben Sie Ihrem Musikstil treu oder passen Sie ihn an die aktuellen Trends und Musikrichtungen an?

Mein liebster Musikstil ist Rock, aber dem bleibe ich nicht treu (lacht). Scherz beiseite, nach so vielen Jahren im Musikgeschäft habe ich begriffen, dass meine Stimme gleichzeitig auch mein Stil ist. Und dabei bleibe ich auch. Meine Freunde und Fans hören mich gerne mit allem, mit Rock, Jazz, Blues, Pop… Ich sehe keine Notwendigkeit, mich da zu beschränken. Vor allem, da man von melodischem Mainstream-Rock, den ich am allerliebsten spiele, bei uns kaum leben kann.

Filip Zmahers Song für Beovizija heißt ,,Cujemo se sutra“. (Foto: zVg.)

 4. Ihr neues Lied ,,Cujemo se sutra“ ist eine Überraschung für das Publikum, da das ein neuer Sound ist, den wir bisher nicht von Ihnen gehört haben. Wie ist dieses Lied entstanden und wovon handelt es?

Es freut mich, dass Sie überrascht sind. Vielleicht war ich sogar selber ein bisschen überrascht, aber positiv überrascht! Nach all der Zeit habe ich festgestellt, dass mir ein Lied fehlte, das gute Unterhaltung bietet, und das brauchte ich in diesem Moment. Schnell, ein mitreißender Rhythmus, reine Energie. Das Lied erinnert an den Synthiepop-Rock der 80-er Jahre, ist aber modern arrangiert. Es atmet den Geist und Geschmack der Belgrader Partys und den Stil eben dieser Achtziger. „Cujemo se sutra“ ist die Geschichte von Nena, einem freien, emanzipierten sexy Mädchen, das schnell und verrückt lebt, aber gleichzeitig stark und ganz besonders ist, das Freundin und Komplizin sein kann, wenn nötig, unabhängig ist, sich keinen Trends unterwirft und sich seine Freunde selber aussucht. Sie weiß, was sie will, und das bekommt sie auch, aber sie will niemals irgendjemandem gefallen. Sie ist sie selber, frei und sich ihrer Schönheit und Stärke bewusst. Nena liebt ihr Leben voller Adrenalin, und wenn sie im Morgengrauen verschwindet, sagt sie nur „Cujemo se sutra“. Die Musik haben Boban Jankovic, Filip Tancic und Aleksandar Mastelica geschrieben und von Boban stammt auch der Text. Abgemischt hat es Nikita, unser russischer Freund und Produzent. Das Lied wurde im ,,Studio na kraju sveta“ („Studio am Ende der Welt“) aufgenommen. Für den Auftritt beim Eurosong-Contest habe ich entschieden, jungen Rockern eine Chance zu geben, sich auf der großen Bühne im Rahmen des größten Wettbewerbs in Serbien zu beweisen. Mit mir wird ein junges, talentiertes Team auf der Bühne stehen: Lara an der Bassgitarre, Jovana am Synthesizer (beide aus der Master Blaster-Rockschool), sowie das junge Ehepaar Popovic: Milan an der Gitarre und Katarina am Schlagzeug. Katarina ist Musikpädagogin und Milan ist ein Computergenie und Extremsportfreak. Insgesamt eine furiose, positive und junge Mannschaft!

5.    Können Sie sich vorstellen, mit irgendeinem aktuellen und bekannten Sänger oder einer Sängerin ein Duett aufzunehmen?

Diese Idee schwirrt mir schon seit einiger Zeit im Kopf herum. Ich würde vielleicht gerne ein gutes Duett mit Nina Badric oder Vanna aufnehmen, aber es gibt auch noch viele andere gute Stimmen in unserer Region. Vielleicht mache ich auch ein Rockduett mit irgendeiner bekannten Band. Alles ist möglich. Das Wichtigste ist, dass wir ein gutes Lied finden.

6.    Wie wichtig ist es, beim Songcontest in der Muttersprache zu singen? Oder halten Sie es für besser, auf Englisch zu singen?

Ich bin eigentlich ein Fan davon, in der eigenen Sprache zu singen, aber es ist gut, auch eine englische Version zu haben.

Wenn ein Lied auf Englisch viel besser klingt, ist es vielleicht doch richtig, das in diesem Fall vorzuziehen, denn es ist immerhin ein Wettbewerb, der in der ganzen Welt gesehen wird.

7.    Wie und wie sehr hat sich die Musikszene in den letzten Jahren verändert?

Ich bin kein Musikkritiker oder –analytiker, aber mir, und auch vielen anderen, scheint, dass unsere Komponisten und Texter in den letzten 20 Jahren in einer großen Krise stecken. Dabei denke ich an die ganze Welt, aber auch an unsere Region. Aber gute Musik gibt es auf jeden Fall immer. Vielleicht ist das größte Problem, dass diese Musik keine echte Chance erhält und dass die Unterstützung der Plattenfirmen fehlt.